https://wiki.infowiss.net/api.php?action=feedcontributions&user=J.Janoschka&feedformat=atomInfoWissWiki - Das Wiki der Informationswissenschaft - Benutzerbeiträge [de]2024-03-29T08:02:56ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.33.0https://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=7004Morphologie2006-03-24T11:25:40Z<p>J.Janoschka: /* Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft */</p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik genannt) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der [[Semiotik]](diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt'', die zwar phonologisch exakt gleich ist, dennoch besitzen beide Wörter eine unterschiedliche Semantik.<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ(Der bellende Hund) oder Akkusativ(Ich höre den bellenden Hund) im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen, und nimmt damit im Akkusativ andere Funktionen im "System" des Satzes ein, als im Nominativ.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e)''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''r''' jungen Werther''<br />
Dadurch, dass man einen einzelnen Buchstaben falsch eingibt, erhält man statt dem gewünschten Werk von Goethe möglicherweise keine oder nur falsche Ergebnisse bei der Suche.<br />
Noch stärker ist die Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Hier erhält man auf die Suchanfrage möglicherweise die Ergebnisse zum eingegebenen Wort, allerdings, u.U. nicht die, die man haben wollte (also zur Stadt), sondern jene, die auf die andere Bedeutung zutreffen(in diesem Fall: Nahrung).<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
<br />
Hier ist die Morphologie für die Informationswissenschaft nützlich , indem man mit ihrer Hilfe das [[Retrieval]] verbessern kann, indem man z.B. mit einer morphologischen Analyse das [[Recall]] und [[Precision]] erhöhen kann:<br />
Wird z.B. das Wort "Informationswissenschaft" einer automatischen morphologischen Analyse unterzogen und in "Information" und "Wissenschaft" zerlegt, kann man beim [[Retrieval]] auch nur "Information" als Suchwort benutzen, auch wenn im Text "Informationswissenschaft" steht.<br />
<br />
Besonders betroffen ist auch die [[Maschinelle Übersetzung]], hier kann sich durch eine falsche Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologisch/syntaktische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend arbeiten von auto''<br />
<br />
"I´m driving" muss als Einheit erkannt und verarbeitet werden, "to work" darf nicht als Infinitivform gelesen werden und "by car" muss im Deutschen als Dativ (mit dem Auto) stehen.<br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprache ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung.<br />
Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.<br />
Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie.<br />
WEIDLER Buchverlag Berlin 1998<br />
<br />
==Links==<br />
[http://www.sil.org/pckimmo/pc-kimmo.html PC-Kimmo]<br />
<br />
[http://www.wolfganglezius.de/morphy/index.html Morphy]</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=7003Morphologie2006-03-24T11:19:22Z<p>J.Janoschka: </p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik genannt) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der [[Semiotik]](diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt'', die zwar phonologisch exakt gleich ist, dennoch besitzen beide Wörter eine unterschiedliche Semantik.<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ(Der bellende Hund) oder Akkusativ(Ich höre den bellenden Hund) im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen, und nimmt damit im Akkusativ andere Funktionen im "System" des Satzes ein, als im Nominativ.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e)''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''r''' jungen Werther''<br />
Dadurch, dass man einen einzelnen Buchstaben falsch eingibt, erhält man statt dem gewünschten Werk von Goethe möglicherweise keine oder nur falsche Ergebnisse bei der Suche.<br />
Noch stärker ist die Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Hier erhält man auf die Suchanfrage möglicherweise die Ergebnisse zum eingegebenen Wort, allerdings, u.U. nicht die, die man haben wollte (also zur Stadt), sondern jene, die auf die andere Bedeutung zutreffen(in diesem Fall: Nahrung).<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
<br />
Hier ist die Morphologie für die Informationswissenschaft nützlich , indem man mit ihrer Hilfe das [[Retrieval]] verbessern kann, indem man z.B. mit einer morphologischen Analyse das [[Recall]] und [[Precision]] erhöhen kann:<br />
Wird z.B. das Wort "Informationswissenschaft" einer automatischen morphologischen Analyse unterzogen und in "Information" und "Wissenschaft" zerlegt, kann man beim {{Retrieval]] auch nur "Information" als Suchwort benutzen, auch wenn im Text "Informationswissenschaft" steht.<br />
<br />
Besonders betroffen ist auch die [[Maschinelle Übersetzung]], hier kann sich durch eine falsche Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologisch/syntaktische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend arbeiten von auto''<br />
<br />
"I´m driving" muss als Einheit erkannt und verarbeitet werden, "to work" darf nicht als Infinitivform gelesen werden und "by car" muss im Deutschen als Dativ (mit dem Auto) stehen.<br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprache ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung.<br />
Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.<br />
Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie.<br />
WEIDLER Buchverlag Berlin 1998<br />
<br />
==Links==<br />
[http://www.sil.org/pckimmo/pc-kimmo.html PC-Kimmo]<br />
<br />
[http://www.wolfganglezius.de/morphy/index.html Morphy]</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=7002Morphologie2006-03-24T11:04:17Z<p>J.Janoschka: /* Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft */</p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik genannt) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der [[Semiotik]](diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt'', die zwar phonologisch exakt gleich ist, dennoch besitzen beide Wörter eine unterschiedliche Semantik.<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ(Der bellende Hund) oder Akkusativ(Ich höre den bellenden Hund) im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen, und nimmt damit im Akkusativ andere Funktionen im "System" des Satzes ein, als im Nominativ.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e)''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''r''' jungen Werther''<br />
Dadurch, dass man einen einzelnen Buchstaben falsch eingibt, erhält man statt dem gewünschten Werk von Goethe möglicherweise keine oder nur falsche Ergebnisse bei der Suche.<br />
Noch stärker ist die Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Hier erhält man auf die Suchanfrage möglicherweise die Ergebnisse zum eingegebenen Wort, allerdings, u.U. nicht die, die man haben wollte (also zur Stadt), sondern jene, die auf die andere Bedeutung zutreffen(in diesem Fall: Nahrung).<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
<br />
Hier ist die Morphologie für die Informationswissenschaft nützlich , indem man mit ihrer Hilfe das [[Retrieval]] verbessern kann, indem man z.B. mit einer morphologischen Analyse das [[Recall]] und [[Precision]] erhöhen kann:<br />
Wird z.B. das Wort "Informationswissenschaft" einer automatischen morphologischen Analyse unterzogen und in "Information" und "Wissenschaft" zerlegt, kann man beim {{Retrieval]] auch nur "Information" als Suchwort benutzen, auch wenn im Text "Informationswissenschaft" steht.<br />
<br />
Besonders betroffen ist auch die [[Maschinelle Übersetzung]], hier kann sich durch eine falsche Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologisch/syntaktische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend arbeiten von auto''<br />
<br />
"I´m driving" muss als <br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprache ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung. Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. WEIDLER Buchverlag Berlin 1998</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=7001Morphologie2006-03-24T10:45:45Z<p>J.Janoschka: </p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik genannt) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der [[Semiotik]](diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt'', die zwar phonologisch exakt gleich ist, dennoch besitzen beide Wörter eine unterschiedliche Semantik.<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ(Der bellende Hund) oder Akkusativ(Ich höre den bellenden Hund) im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen, und nimmt damit im Akkusativ andere Funktionen im "System" des Satzes ein, als im Nominativ.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e)''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''e''' jungen Werther''<br />
Noch stärker ist di Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
Durch die Kooperation mit Morphologen können hier wenigstens die größten Knackpunkte gefunden und gelöst werden, z. B. durch die automatische Suche nach ähnlichen Suchbegriffen, wenn keine 100 prozentigen Ergebnisse herauskamen.<br />
Besonders betroffen ist auch die [[Maschinelle Übersetzung]], hier kann sich durch eine falsche Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend zu arbeit von auto''<br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprach ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung. Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. WEIDLER Buchverlag Berlin 1998</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Rundfunkgesetze&diff=6699Rundfunkgesetze2006-03-09T12:37:35Z<p>J.Janoschka: /* Rechtliche Grundlagen des Rundfunks */</p>
<hr />
<div>'''''Artikel in Arbeit, bitte nicht verändern. Danke!'''''<br />
<br />
==Rechtliche Grundlagen des Rundfunks==<br />
siehe auch [[Geschichte des Rundfunk]]<br />
<br />
<br />
===Rundfunkgesetze in der Weimarer Rpublik===<br />
<br />
§1 des '''"Gesetzes über das Telegraphenwesen des Deutschen Reiches"''' (TG) vom 06.04.1892, mit Basis in Art.4 Ziff.10 und Art.48 der Reichsverfassung von 1871, über den Begriff "Telegraphenanlage":<br />
"jede Nachrichtenbeförderung..., welche nicht durch den Transport des körperlichen Trägers von Nachrichten von Ort zu Ort, sondern dadurch bewegt wird, daß der an einem Ort zum sinnlichen Ausdruck gebrachte Gedanke an einem anderen entfernten Ort sinnlich wahrnehmbar wieder erzeugt wird"<br />
<br />
Das TG begründet das Telegraphenhoheitsrecht des Reiches und damit die Hoheit des Reiches über den Rundfunk.<br />
<br />
§1 Abs.1 des '''"Gesetzes über Fernmeldeanlagen"''' (FAG) zum Begriff der Funk-, bzw. Fernmeldeanlage:<br />
"elektrische Sendeeinrichtungen sowie elektrische Empfangseinrichtungen, bei denen die Übermittlung von Nachrichten, Zeichen, Bildern oder Tönen ohne Verbindungsleitungen oder unter Verwendung elektrischer, an einem Leiter entlanggeführten Schwingungen stattfinden kann."<br />
<br />
<br />
===Rundfunkgesetze im Dritten Reich===<br />
<br />
Durch die Verordnung vom 30.06.1933 erhält das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda vom Innenministerium die Zuständigkeit für den Rundfunk und vom Postministerium die Zuständigkeit für alle dort bearbeiteten, den Rundfunk betreffende Angelegenheiten.<br />
Die Zentalisierung des Rundfunks erfolgt durch die Gleichschaltung der Länder.<br />
Durch das Reichskulturkammergesetz vom 22.09.1933 und die Erste Durchführungsverordnung vom 01.11. dürfen nur Mitglieder der "Reichsrundfunkkammer" im Rundfunk tätig sein. <br />
Während des 2. Weltkriegs wird das Abhören ausländischer Sender durch die "Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen" verboten. Mit dem 1934 eingeführten "Volksempfänger",der keinen Kurzwellenanteil hat, ist das Empfangen von weit entfernten Sendern nicht möglich. <br />
<br />
<br />
===Rundfunkgesetze nach dem 2.Weltkrieg===<br />
<br />
===Rundfunkgesetze nach der Wiedervereinigung===<br />
<br />
===Rundfunk(gesetze) heute und in Zukunft===<br />
<br />
[[category:Rechtliche Aspekte von Information]]<br />
[[category:Publikumsinformation]]</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=6695Morphologie2006-03-08T15:13:21Z<p>J.Janoschka: /* Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft */</p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der [[Semiotik]](diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt''<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ oder Akkusativ im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''e''' jungen Werther''<br />
Noch stärker ist di Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
Durch die Kooperation mit Morphologen können hier wenigstens die größten Knackpunkte gefunden und gelöst werden, z. B. durch die automatische Suche nach ähnlichen Suchbegriffen, wenn keine 100 prozentigen Ergebnisse herauskamen.<br />
Besonders betroffen ist auch die [[Maschinelle Übersetzung]], hier kann sich durch eine falsche Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend zu arbeit von auto''<br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprach ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung. Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. WEIDLER Buchverlag Berlin 1998</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=6694Morphologie2006-03-08T15:12:08Z<p>J.Janoschka: </p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der [[Semiotik]](diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt''<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ oder Akkusativ im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''e''' jungen Werther''<br />
Noch stärker ist di Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
Durch die Kooperation mit Morphologen können hier wenigstens die größten Knackpunkte gefunden und gelöst werden, z. B. durch die automatische Suche nach ähnlichen Suchbegriffen, wenn keine 100 prozentigen Ergebnisse herauskamen.<br />
Besonders betroffen sind auch Übersetzungsprogramme, hier kann sich durch eine falsche<br />
Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend zu arbeit von auto''<br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprach ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung. Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. WEIDLER Buchverlag Berlin 1998</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=6693Morphologie2006-03-08T14:52:44Z<p>J.Janoschka: </p>
<hr />
<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
<br />
Die [[Morphologie]](auch Morphemik) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.<br />
<br />
==Morphologie in der Linguistik==<br />
<br />
===Historische Grundlage===<br />
<br />
Ab dem 19. Jahrhundert hat sie sich als linguistische Wissenschaft etabliert,vor allem wegen drei wichtigen Entwicklungen im Bereich der Germanistik und Sprachenforschung:<br />
*verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Sprache, bis hin zum Indogermanischen<br />
*im Zuge des Kolonialismus treten exotische und unbekannte Sprachen auf, die völlig von den europäischen Sprachen abweichende Regel besitzen<br />
*der Versuch, die bestehenden Wissenschaften in einen Kontext zu setzen, sie zu vergleichen und hierarchisch anzuordnen, wie Goethe es versuchte<br />
Wichtige Vertreter der Morphologie waren z.B. J.W.Goethe, Jacob Grimm, Franz Bopp und Paul Hermann<br />
<br />
===Definition und Einordnung===<br />
<br />
Morphologie wird traditionell als die „Lehre von den Formen der Wörter“ definiert.Wie einige andere Begriffe in der Linguistik kann „Morphologie“ sowohl ein Teilsystem der Sprache (und einzelner Sprachen) bezeichnen, als auch ein Teilsystem der Linguistik, die dieses System analysiert und beschreibt.<br />
Sie bildet das Bindeglied zwischen der Semiotik(diese untersucht den Inhalt unabhängig vom Ausdruck) und der Phonologie/Phonetik(sie untersucht den Ausdruck unabhängig vom Inhalt).<br />
Sie untersucht die Form des Wortes,seine Bedeutungs- und Lautstruktur in ihrer Interrelation.<br />
<br />
==Form, Inhalt und Funktion==<br />
<br />
===Form===<br />
Der Begriff der Form findet sich auch im Alltagsgebrauch(Form eines Baumes,Form einer Melodie), und beschreibt die sicht- oder hörbare(sinnlich zugängliche) Gestalt von Objekten, also sozusagen die „äußere Seite“.<br />
In der Linguistik gibt es die lautliche und graphische Form von sprachlichen Zeichen:<br />
Die sprachlichen Zeichen ''Bund'' und ''bunt'' besitzen die gleiche lautliche Form ''bunt''<br />
Form bezeichnet auch die Gesamtheit der Relationen, die zwischen den Elementen eines Systems existieren, also die Struktur eines Systems: Die Form von Wirtschafts-,Sternen- oder <br />
Flexionssystemen:<br />
''Hund'' als Nominativ oder Akkusativ im Singular besitzt zwar die gleiche phonologische Struktur, aber beschreibt unterschiedliche Flexionsformen.<br />
<br />
===Inhalt===<br />
<br />
Der Inhalt ist die „Gesamtheit, der einem Ding innerlich zukommenden Eigenschaften im Gegensatz zu dessen äußeren Eigenschaften“.<br />
Form und Inhalt sind immer auf einander angewiesen, denn Form ist immer Form eines Inhalts und<br />
Inhalt existiert immer in einer bestimmten Form.<br />
<br />
===Funktion===<br />
<br />
Die Funktion ist die Fähigkeit eines dynamischen Systems, bestimmte Verhaltensweisen hervorzubringen. <br />
Sowohl Inhalt als auch Funktion beeinflussen die Form, und die Form beeinflusst auch den Inhalt und die Funktion.<br />
<br />
==Skizzierung des Aufbaus eines Sprachsystems==<br />
<br />
Das Sprachsystem lässt sich grob in folgende Stücke einteilen:<br />
*Phoneme, oder minimale, bedeutungsunterscheidende Einheiten eines Textes,jedoch ohne inhaltliche Bedeutung ''/e:/ (langes e), /e/ (kurzes e''<br />
*Morpheme, oder minimale, bedeutungstragende Einheiten, sie setzen sich aus eienr Phonemfolge mit eigenem Inhalt zusammen: ''der,die,das,Mensch,Schrank''<br />
*Wortform, oder minimale autonome Einheiten eines Textes, setzt sich aus einer starren Morphemfolge zusammen: ''der Mensch'', ''im Schrank''<br />
*Sätze, oder minimaler Text, sie besitzen sprachliche Strukturen, die Äußerungen darstellen und kommunikative Funktionen besitzen: ''Ich gehe einkaufen.''<br />
<br />
==Arten der Wortbildung==<br />
<br />
===Flexion===<br />
Hierzu zählen Konjugation und Deklination: <br />
''Ich lese ein Buch''. (an das Grundmorphem ''les-'' wird ''e'' als Flexionsmorphem der 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv angehängt)<br />
<br />
===Derivation===<br />
Durch die Kombination des Grundmorphems mit Affixen entsteht eine Wortableitung:<br />
''Krankheit'' (an das Grundmorphem ''krank-'' wird ''-heit'' angehängt, ein Derivationsmorphem zur Substantivierung von Adjektiven)<br />
<br />
===Komposition===<br />
z.B. ''Informationswissenschaft'' : durch die Komposition der Morpheme ''Information'' und ''Wissenschaft'' entsteht ein Kompositum<br />
<br />
==Morphologie und ihre Bedeutung für die Informationswissenschaft==<br />
<br />
Durch die vielen möglichen Variationen, die von einem Grundmorphem ermöglicht werden, tauchen viele Probleme, vor allem in der maschinellen Arbeit mit Sprache auf.<br />
Indexierungs- und Suchsysteme (z.B. Das OPAC der SULB, )können durch die falsche Eingaben(Input),beispielsweise aufgrund falscher Flexionsformen an Effektivität einbüßen, weil sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen:<br />
Der Suchbegriff ''Die Leiden de'''e''' jungen Werther''<br />
Noch stärker ist di Problematik bei phonologisch gleichen, aber von ihrer Bedeutung variierenden Morphemen:<br />
''Essen(Stadt)-Essen(Nahrung)''<br />
Auch beim Datenoutput (vor allem auf akkustischer Basis) kann es zu Unklarheiten kommen:<br />
''Bund-bunt'',''wem-wen'', ''seid-seit''<br />
Durch die Kooperation mit Morphologen können hier wenigstens die größten Knackpunkte gefunden und gelöst werden, z. B. durch die automatische Suche nach ähnlichen Suchbegriffen, wenn keine 100 prozentigen Ergebnisse herauskamen.<br />
Besonders betroffen sind auch Übersetzungsprogramme, hier kann sich durch eine falsche<br />
Datenverarbeitung sogar eine Verschiebung der Bedeutung ereignen:<br />
<br />
Aus ''I´m driving to work by car'' wird, ohne auf die morphologische Struktur zu achten, ''ich bin fahrend zu arbeit von auto''<br />
<br />
Auch hier bietet die Morphologie Lösungsmöglichkeiten:<br />
Mit Hilfe von morphologischen Datenbanken (wie z.B. MORPHY, PC-KIMMO oder Shobex).Diese beinhalten Morphemlexika, können die Flexionsformen bestimmen und verwandte oder abgewandelte Wörter aufzeigen.<br />
So wird eine Übersetzung in die richtige morphologische Struktur der anderen Sprach ermöglicht.<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung. Hrsg. von Geert Booj, Christian Lehmann, Joachim Mugdan u.a. Walter de Gruefer, Berlin und New York, 2000<br />
Camilla Warnke: Inhalt. In: Klaus &Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Georg Klaus: Funktion. In: Klaus & Buhr (Hrsg.) 1974<br />
Wolfgang Wildgen: Goethe als Wegbereiter einer universalen Morphologie.Trier: Linguistic Agency University of Trier.1984<br />
Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. WEIDLER Buchverlag Berlin 1998</div>J.Janoschkahttps://wiki.infowiss.net/index.php?title=Morphologie&diff=6692Morphologie2006-03-08T14:15:39Z<p>J.Janoschka: </p>
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<div>[[category:Informationslinguistik]]<br />
==Definition der Morphologie==<br />
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Die [[Morphologie]](auch Morphemik) ist kurz gesagt „Die Lehre von der Form“.<br />
Der Terminus „Morphologie“ wurde von Johann Wolfgang Goethe geprägt und als Wissenschaft „die sowohl die speziellen, als auch die allgemeinen Strukturgesetzmäßigkeiten der von anderen Wissenschaften behandelten Gegenstände erfassen soll“ begründet.<br />
Allerdings ist die von ihm geforderte „ Allgemeine Morphologie“, die disziplinübergreifend agieren sollte, um eine Art Ranking der Wissenschaften und ihren direkten Vergleich zu ermöglichen, aus heutiger Sicht unmöglich, da die<br />
Vielfalt und Komplexität der Wissenschaften zu umfangreich geworden ist und die einzelnen Wissenschaften zuviele Spezialgebiete und Untergliederungen beinhalten.</div>J.Janoschka