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Semiotik ist die Lehre von den Zeichen. Sie befasst sich nach John Sturrock nicht damit, ''was'' Zeichen bedeuten, sondern ''wie'' sie bedeuten, untersucht also ihre Funktionsweise. Ursprünglich von Saussure als Fundament einer allgemeinen Linguistik und damit im speziellen zur Erklärung der Funktionsweise sprachlicher Begriffsausdrücke entwickelt, kann im Rahmen der Semiotik heute jedes Phänomen als Zeichen aufgefasst werden. Wesentlich für die Semiotik ist eine Trennung von Zeichen und Bezeichnetem. Damit soll ausgedrückt werden, dass ein Zeichen etwas ist, was für etwas steht, beziehungsweise auf etwas verweist.
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[[definition::Semiotik ist die Lehre von den [[Zeichen]]]]. Sie befasst sich nach John Sturrock nicht damit, ''was'' Zeichen bedeuten, sondern ''wie'' sie bedeuten, untersucht also ihre Funktionsweise. Ursprünglich von Saussure als Fundament einer allgemeinen Linguistik und damit im speziellen zur Erklärung der Funktionsweise sprachlicher Begriffsausdrücke entwickelt, kann im Rahmen der Semiotik heute jedes Phänomen als Zeichen aufgefasst werden. Wesentlich für die Semiotik ist eine Trennung von Zeichen und Bezeichnetem. Damit soll ausgedrückt werden, dass ein Zeichen etwas ist, was für etwas steht, beziehungsweise auf etwas verweist.
  
  

Aktuelle Version vom 12. Februar 2009, 11:15 Uhr

Allgemeines

Semiotik ist die Lehre von den Zeichen. Sie befasst sich nach John Sturrock nicht damit, was Zeichen bedeuten, sondern wie sie bedeuten, untersucht also ihre Funktionsweise. Ursprünglich von Saussure als Fundament einer allgemeinen Linguistik und damit im speziellen zur Erklärung der Funktionsweise sprachlicher Begriffsausdrücke entwickelt, kann im Rahmen der Semiotik heute jedes Phänomen als Zeichen aufgefasst werden. Wesentlich für die Semiotik ist eine Trennung von Zeichen und Bezeichnetem. Damit soll ausgedrückt werden, dass ein Zeichen etwas ist, was für etwas steht, beziehungsweise auf etwas verweist.


Geschichte und Theorie

Saussure und die Semiologie

Als Begründer der Zeichentheorie wird in der Regel Ferdinand de Saussure (1875 – 1913, schweizer Sprachwissenschaftler) angesehen. Er sprach sich für eine, der Linguistik übergeordnete, Wissenschaft aus, welche die Sprache als ein Zeichensystem begreift, welches den Charakter dieser Zeichen und die Gesetze, welche sie steuern, untersuchen sollte. Er nannte sie "Semiologie", in Anlehnung an das griechische Wort für Zeichen, semeîon.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse Saussures für die Semiotik war der von ihm als arbiträr (=willkürlich) bezeichnete Zusammenhang von Zeichen (Signifikant) und Bezeichnetem (Signifikat): Das ein sprachlicher Begriffsausdruck (etwa "Baum") z.B. einen Gegenstand (etwa einen wirklichen Baum im Wald) bezeichnet, beruht auf einer - willkürlichen - Konvention.

Peirce und die Semiose

Eine weitere Schlüsselfigur aus der frühen Entwicklungszeit der Semiotik war der amerikanische Geodät und Logiker Charles Sanders Peirce (1839 - 1914). Er gilt als Vater des Pragmatismus, einer philosophischen Haltung, die Theorien nicht nach ihrem absoluten Wahrheitsanspruch sondern nach ihrer Fähigkeit beurteilt, praktisch anwendbar zu sein.

Für ihn sollte die von ihm erstmals als Semiotik bezeichnete Lehre von den Zeichen einen rein formalen Charakter ähnlich der Logik haben. Er nimmt also nicht, wie Saussure, vorrangig Sprache und bewusst als Kommunikationsmittel eingesetzte Zeichen in den Blick, sondern befasst sich mit Zeichen im allgemeinen. Bedeutsam ist an seiner Semiotik die Dreiteilung in Zeichen (bei Peirce Repräsentamen genannt), Bedeutung (Interpretant) und Bezeichnetes (Objekt). Die sich zwischen diesen drei Bereiche entfaltende dynamische Interaktion nennt Peirce Semiose. Das Element der Bedeutung stellt hierbei einen Verweis auf die Konvention (im Sinne Saussures) dar. Es wird noch ein Empfänger des Zeichens, aber kein (bewusster) Sender mehr benötigt.

Peirce wies zudem darauf hin, dass nach dieser Dreiteilung das Zeichen (Repräsentamen) in drei Kategorien betrachtet werden kann: (1) Seiner Beziehung zu sich selber, (2) seiner Beziehung zu dem Bezeichneten (Objekt) und (3) seiner Beziehung zu dem Interpreten.

Morris

Weite Verbreitung hat die Semiotik in der behavioristischen Form gefunden, die ihr Charles William Morris (1901 - 1979) verlieh. Morris entwickelte auf Basis der von Peirce vorgenommenen Dreiteilung von Kategorien eine ebenfalls dreigeteilte Betrachtungsweise von Zeichen. In der syntaktischen Dimension werden die Beziehungen von Zeichen zu Zeichen untersucht. Praktisch umfasst dies u.a. die Regeln zum verbinden der Zeichen zu Zeichenketten. Die semantische Dimension erfasst die Bedeutung von Zeichen, also die Beziehung von Zeichen und Bezeichnetem. Die pragmatische Dimension schließlich umfasst dabei die Beziehung zwischen Zeichen und Nutzer (oder Interpret) des Zeichens.

Zeitgenössische Semiotik (Eco)

Wenn heute von einer Theorie der Zeichen im oben genannten Sinn die Rede ist, so wird sie im Allgemeinen mit dem Begriff der Semiotik überschrieben. Nach Umberto Eco ist die Semiotik selber eine wissenschaftliche Disziplin, ihr Gegenstand sind Kommunikationsprozesse. Im Lichte der Eco'schen Semiotik setzt die Rede vom Kommunikationsprozess allerdings keine zwei Dialogpartner voraus. Benötigt wird nur ein Interpret, der Sender ist überflüssig. Ob etwas als Zeichen erkannt oder gesehen wird, ist allein vom Betrachter abhängig. Nach Eco liegt es im Wesen des Menschen, Phänomene zu behandeln, als ob diese Zeichen wären. Dies gilt sowohl für natürliche Phänomene (im Sinne von: Dort ist Rauch, dies muss auf Feuer verweisen), als auch für kulturelle (bis hin zur hochkomplexen Sprache). Um ein Zeichen zu verstehen, ist die Kenntnis von den angemessenen Regeln (des Codes) notwendig. Zeichen müssen daher immer in einen bestimmten Kontext gehören.


Zeichentheorie und Informationswissenschaft

Ein für die Informationswissenschaft wichtiger Aspekt der Zeichentheorie ist die Überlegung, dass zum Verständnis eines Begriffes oder eines nichsprachlichen Zeichens immer eine Konvention vorausgesetzt werden muss. In der Fachinformation und in Expertensystemen kann noch davon ausgegangen werden, dass eine fachspezifische Sprache zugrunde liegt (die in diesem Fall auch unbedingt eingehalten werden muss). In Informationssystemen jedoch, welche sich an ein breiteres Publikum richten, kann für viele Begriffe keine allgemeine Konvention vorausgesetzt werden. Diese muss entsprechend mitgeliefert werden. Einige konkrete Anwendungen der Zeichentheorie in der Informationswissenschaft sollen zur Verdeutlichung dieser Überlegungen hier beispielhaft angeführt werden.

Fachtermini und Homonymie

Häufig bezeichnen identische Begriffsausdrücke (Zeichen) in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Objekte. Auch gebrauchen verschiedene Wissenschaften die gleichen Wörter oft mit verschiedenen Bedeutungen. Informationssuchende, die nur eine Bedeutung eines Begriffes kennen oder sich erst über die Bedeutung aufklären wollen, können leicht durch eine falsche Definition auf eine falsche Fährte gebracht werden. Nutzer, die einen Begriff in einer Suchmaske selber anwenden, können Informationen zu einer alternativen Bedeutung erhalten. Dieses Problem, Homonymie genannt, kann zeichentheoretisch in der pragmatischen Dimension analysiert werden: Der Nutzer erkennt das Zeichen, er kennt möglicherweise auch seine Bedeutung, aber er (oder die Maschine) kennt nicht den Code, mit dessen Hilfe das Zeichen auf die Bedeutung verweist. Eine Lösung, wie sie beispielsweise in Enzyklopädien verwendet wird, verweist auf den entsprechenden Code, in dem der Kontext oder der Fachbereich in einer Klammer dem Begriff angefügt wird (zum Beispiel 'Bank (Sitzgelegenheit)' oder 'Es (Psychologie)').

Graphische Benutzeroberflächen

Auch im nichtsprachlichen Bereich muss bei der Verwendung von Zeichen darauf geachtet werden, dass ein entsprechender Verweis deutlich vermittelt wird. Daher ist besondere Vorsicht bei der Erstellung von Symbolen und Icons zu treffen. Diese können - und sollten - in ihrem Aufbau bereits auf ihre Funktion verweisen. Es gibt einige stark konventionalisierte oder sogar als archetypisch bezeichnete Icons, wie etwa Pfeile, welche für fast jeden Nutzer interpretierbar sind. Manche sind jedoch nur für bestimmte Nutzergruppen mit etwa einem gemeinsamen kulturellen Hintergrund deutbar (etwa musikalische Notationsschemata).

Die Fragen, inwieweit Icons auf das von ihnen Verwiesene eindeutig verweisen können und was besonders wirksame Symbolformen sind, sind innerhalb der semantischen Dimension von Zeichen angesiedelt.

Zur Verwendung von Icons siehe auch den entsprechenden Verweis sowie das in der Literatur angegebene Werk von Aicher und Krampen.

Maschinelle Übersetzung

Bei der maschinellen Übersetzung von natürlichen Sprachen können die Begriffe der Quellsprache meist nicht ohne eine semantische Analyse in die Zielsprache übertragen werden. Der Quellbegriff kann mehrere Bedeutungen haben, oder es können bei eindeutiger Identifizierung mehrere Wörter der Zielsprache dem Begriff entsprechen, von denen in dem konkreten Satzgefüge aber nur einer sinnvoll angewendet werden kann. Unter Umständen ist die direkte Übertragung ohnehin nicht sinngemäß, etwa bei metaphorischer Sprache. So muss das englische Sprichwort "You can't make an omelette without breaking the eggs" mit dem deutschen Äquivalent "Wo gehobelt wird, da fallen Späne" übersetzt werden. Dies entspricht einer Analyse der syntaktischen und semantischen Dimension der jeweiligen Sätze.


Literatur

  • Aicher, Otl; Krampen, Martin(1977): Zeichensysteme der visuellen Kommunikation, Stuttgart
  • Eco, Umberto (1972): Einführung in die Semiotik, München
  • Fuchs, Christian; Hofkirchner, Wolfgang (2002): Ein einheitlicher Informationsbegriff für eine einheitliche Informationswissenschaft. In: Floyd, Christiane; Fuchs, Christian; Hofkirchner, Wolfgang (Hrsg.): Stufen zur Informationsgesellschaft, Frankfurt


Links

  • Chandler, Daniel (2006): Semiotics for Beginners. Online verfügbar unter: [1] (aktueller Artikel bezieht sich auf den Stand vom 10.01.06)
… weitere Daten zur Seite „Semiotik
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