Wissensmanagement

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1. Definition des Begriffs Wissen

Der Begriff „Wissen“ wurde in den letzten 2500 Jahren sehr unterschiedlich definiert, doch in unserer heutigen Gesellschaft spielt er eine immer wichtigere Rolle. Man sagt, „Wissen“ entsteht erst durch eine gedankliche Verarbeitung von Informationen, welches dann in unserem Gehirn abgespeichert wird und am Ende eines Lernprozesses steht. Dieses vorhandene Wissen wird auch als „subjektives Gut“ bezeichnet, da es am Ende eines Erkenntnisprozesses steht. Daher steht der Begriff „Wissen“ nicht nur für das Ergebnis vorhergehenden Lernens, sondern bildet gleichzeitig auch die Grundlage für neues Lernen und erfolgreiches Handeln.


1.1 Besonderheiten der Ressource Wissen

„Wissen“ wird in der Betriebswirtschaft auch als „Ressource“ definiert und weist besondere Merkmale auf. Wissen ist betriebswirtschaftlicher Hinsicht die einzige Ressource, welche durch Teilen nicht weniger wird, zudem sich durch Gebrauch nicht abnutzt und zuletzt auch nicht unmittelbar weitergegeben werden kann. Denn zur Weitergabe von Wissen muss man als Person ein Medium einsetzten, sei es verbale oder visuelle Kommunikation. Der Mensch ist folglich nicht in der Lage die Gedanken anderer Menschen zu lesen um an dessen Wissen heran zu kommen, ohne das es unmittelbar vermittelt bzw. übertragen wird.


1.2 Wissen und Information

Häufig werden bei Wissensmanagementansätzen die „Labels“ Wissen und Information vertauscht, daher möchte ich ein einfaches Beispiel anführen, um diesen Fehler zu vermeiden. Es existiert z.B. die Information, dass am 27.07.1997 in München, um 15.00 Uhr, 27 Grad Celsius im Schatten gemessen wurden. Dies sind viele gebündelte Daten, welche aber nur „eine“ Information darstellen. Wissen hingegen aber verlangt nun eine systematische Verknüpfung von „mehreren“ Informationen, so dass man eine sinnvolle Frage auch richtig beantworten kann. Bleiben wir bei einem Wetterbeispiel um dies zu demonstrieren: „Vom Atlantik her nähert sicht der französischen Küste ein Tiefausläufer und über dem Kontinent existiert kein robuster Hochdruckkern. Somit besteht für die französische Küste eine sehr hohe Regenwahrscheinlichkeit!“ Hierdurch wird ersichtlich, dass für richtige Wetterprognosen klimatisches Wissen vorhanden sein muss, um diese Frage beantworten zu können.


1.3 Wissen und Wirtschaft

In den Unternehmen ist mittlerweile auch der Produktionsfaktor „Wissen“ der entscheidende „Erfolgsfaktor“. Daher ist es in der heutigen Zeit umso wichtiger eine optimale Kombination von „Wissen“ und „Information“ in Unternehmen zu finden, damit man auf dem Arbeitsmarkt „wettbewerbsfähig “ bleibt. Somit stellt der Faktor „Wissen“ den entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen da, welches man auch „Human Ressource“ nennt.


1.4 Bedeutung des Produktionsfaktors Wissen in Unternehmen

Die rasant zunehmende „Globalisierung“ sorgt des weiteren dafür, dass die Schlüsselposition „Human Ressource“ ein immer wichtigerer Faktor wird. Durch das Anwachsen der wissensintensiven Geschäftsfelder wird dies weiter forciert. Studien zufolge gehen mittlerweile 60% des Wissens in die Gesamtwertschöpfung ein, wobei die Tendenz stark steigend ist. In Unternehmen bildet sich immer mehr Expertenwissen, welches nur noch von „Know – How – Teams“ bewältigt werden kann. Somit tritt der Mensch als „Wissensträger“ verstärkt in den Fokus der Wirtschaft.


1.5 Nutzungsquote von Wissen in Unternehmen

Denn gerade in der Nutzung des Menschen als „Wissensträger“ liegt auch das Problem vieler Unternehmen, da nur ein begrenzter Teil des Wissens effizient in dem Arbeitsablauf einfließt. An diesem Problempunkt soll nun das „Wissensmanagement“ ansetzen, dessen Aufgabe es ist, ungenutzte Wissenspotentiale aufzudecken und dann nutzbar zu machen.


1.6 Bedeutung des Begriffs Wissensgesellschaft

Das wesentlichste Merkmal der „Wissensgesellschaft“ ist somit das Wissen und nicht nur die „rein, unverarbeitete Information“. Jedoch ist die Voraussetzung für die Wissensgesellschaft nicht nur das „Wissen“ alleine, sondern auch die „Verständigung auf gemeinsame Ziele, die Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung, das Handeln und die gesellschaftliche Position des Einzelnen“


1.7 Zusammenhang zwischen Wissens und Informationsgesellschaft

Diese Wichtigkeit von „Wissen“ zeigt sich auch in unserer heutigen Gesellschaft, in welcher sich ein Gesellschaftswandel von der „Informationsgesellschaft“ hin zur „Wissensgesellschaft“ vollzieht . Jedoch bedeutet dies keineswegs ein Ersetzen, sondern nur ein aufeinander angewiesen sein von Information und Wissen, denn „was wir wissen ist immer schon das Ergebnis eines Informations- oder Mitteilungsprozesses und umgekehrt, durch den Informationsprozess wird somit Wissen allgemein verfügbar gemacht.


2. Wissensmanagement


2.1 Definition Wissensmanagement

„Wissensmanagement ist die Organisation der Nutzung von Wissen für den Unternehmererfolg. Doch gegenüber dem Informationsmanagement konzentriert sich der Ansatz des Wissensmanagement sehr stark auf den Menschen, in seiner Funktion als Wissensträger.


2.2 Abgrenzung „Wissensmanagement“ von „Informationsmanagement“

WM wird laut aktueller Managementlehre auch als „Management der Organisation“ bezeichnet, wobei der Faktor „Wissen“ eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Wissen soll dann in betrieblichen Abläufen optimal entwickelt und eingesetzt werden, um die angestrebten Unternehmensziele zu erreichen. Die Informationsgesellschaft soll nutzt nun die durch „Wissen“ gewonnen „Informationen“ so in Unternehmen einfügen, dass diese weiter optimiert werden. Somit steht hier zur Abgrenzung der „Umgang mit Informationen“ im Vordergrund und nicht das „Wissen“. Jedoch ist die Abgrenzung zwischen Wissensmanagement und Informationsmanagement ein kontroverses Thema, welches sich nicht exakt abgrenzen läßt.


2.3 Die 3 Komponenten des „Wissensmanagement“

Möchte man als Unternehmen erfolgreich „Wissensmanagement“ betreiben, sollte man einen „ganzheitlichen Ansatz des Wissensmanagements“ anstreben. Als 3 entscheidende Komponenten des WM stellten sich die Organisation, der Mensch und die Technik heraus, um eine langfristige, wissensbasierte Unternehmensführung anzustreben.


2.4 Organisation, Mensch und Technik

Als „Organisation“ in Unternehmen werden strukturelle Maßnahmen wie zum Beispiel der Ablauf von Geschäftsprozessen oder der Arbeitsorganisation bezeichnet. Hinzu kommt die Komponente „Mensch“, welche Maßnahmen auf der Ebene der Arbeiter beinhaltet. Dort stehen Motivation der Arbeiter, die Förderung der Lernkultur oder der Abbau von kulturellen Barrieren im Vordergrund. Als letzte Komponente kommt die „Technik“ hinzu, welche Maßnahmen der Informations- und Kommunikationssysteme heranzieht. Dies sind Prozesse wie die Implementierung neuer IT – Systeme oder das E – Learning.


2.5 Werkzeuge des Wissensmanagement

Häufige Werkzeuge des „Wissensmanagement“ ist der Einsatz von IT – Systemen, um Wissensverluste zu kompensieren. Doch es hat sich gezeigt, dass der Wissensverlust durch Software Produkte nicht verhindern werden kann und dies somit keine Problemlösung darstellt, was auch als „Produktivitätsparadoxon der IT“ bezeichnet wird.


2.6 Probleme des Wissensmanagement

Ein großes Problem der IT – Infrastruktur besteht darin, dass diese ungeplant wachsen und somit unübersichtlich und schwer kontrollierbar sind. Aus diesem chaotischen Heranwachsen der Netzwerke entstehen häufig „Datenfriedhöfe“. Dies zeigt sich deutlich, da im Durchschnitt 80% der Informationen in unterschiedlichen Datenbanken abgelegt werden und somit laut einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie Angestellte rund 35% Ihrer Arbeitszeit dazu benötigen Wissen im Unternehmen zu finden. Somit wird „das Rad“ an einem Arbeitsalltag mindestens einmal neu erfunden. Häufig wird Wissen nur zufällig weitergegeben und somit entstehen „verstreute Wissensinseln“.


3. Modelle des Wissensmanagement


3.1 Kernprozesse des „Wissensmanagement“ nach Probst (1999 )

Um „implizites“ Wissen besser in Unternehmen integrieren zu können, hat Probst 1999 das theoretische Modell der „Kernprozesse des Wissensmanagement“ erstellt. Die Definition des Wissensmanagement nach Probst lautet dem entsprechend wie folgt:“ WM bildet ein integriertes Interventionskonzept, das sich mit den Möglichkeiten zur Gestaltung der organisationalen Wissensbasis befasst.“ Diese Graphik zeigt nun das modifizierte Modell von Professor Scheer, welche diesen theoretischen Ansatz unterstreichen soll und man in der Ausprägung der Füllflachen den Verwirklichungsgrad aufgezeigt bekommt. Wissensziele, oder auch „Wissensleitbild“ soll die herkömmlichen Unternehmensziele zeigen. Hier wird festgelegt, welches Ziel fixiert wird. Wissenstransparenz, steht für das Bilden von interner und externer Transparenz, damit man in Unternehmen einen besseren Überblick über das vorhandene Wissen bekommt, führt aber auch dazu, dass die Konkurrenz einen Einblick zu Wissenslücken ermöglicht wird. Wissenserwerb, zeigt den Kauf von externem Wissen, wie z.B. das Abwerben eines qualifizierten Arbeiters aus einem Konkurrenzunternehmen, oder das Einkaufen von einer externen Datenbank, um erfolgreichere Konkurrenz zu imitieren. Wissensentwicklung, arbeit vor allem mit der Frage, wie baue ich Wissen auf? Hier lassen sich als Beispiel Schulungen und Teamarbeit anführen. Wissensverteilung, beschäftigt sich mit der Frage, wie bringt man Wissen an den richtigen Ort? Hier liegt das Hauptaugenmerk auf der Dezentralisierung des vorhandenen Wissens. Wissensbewahrung, stellt sich die Frage, wie es möglich ist sich vor Wissensverlust zu schützen? Hier sieht man vor allem die Reorganisation von Datenbanken als Gefahr für Datenverlust. Wissensnutzung, zeigt auf, wie man Anwendungen sicherstellt. Eine Möglichkeit Wissen zu nutzen ist die Bildung von interdisziplinären Teams, welche das gesammelte Wissen anwenden. Wissensbewertung, stellt zum schließen des Kreislaufs eine Verbindung zu den Wissenszielen her, indem diese ein „Feedback“ für Ihre Formulierung der Wissensziele erhalten.

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Literaturverzeichnis


Literaturquellen:

[1] Bürgel, H.D. Hrsg. (1998): Wissensmanagement: Schritte zum intelligenten Unternehmen. Berlin.

[2] Capurro, R. (1998): Wissensmanagement in Theorie und Praxis. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 22, Nr. 3, 346 – 355.

[3] Capurro, R. (1999): Einführung in den Informationsbegriff. (Skript, Kap. 1) CyberChart – Version.

[4] Capurro R. (1999): Wissensmanagement und darüber hinaus. Der Ansatz von I. Nonaka und H. Takeuchi.

[5] Reinmann – Rothmeier, G. Mandl, H. (1997): Die SZ – Serie Wissensmanagement: was die Serie wollte, was sie brachte und worauf sie aufmerksam macht. München.

[6] Schneider, U. Hrsg. (1996): Wissensmanagement: die Aktivierung des intellektuellen Kapitals. Frankfurt am Main.


Internetquellen:

[7] BMWi (2002) Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: Online Ausgabe Nr.10, e – f@cts Information zum Business.

[8] Capurro, R. (1998): Was ist Wissensmanagement? http://v.hdm-stuttgart.de/archiv/bibliothek/wd/texte/capurro1.html.

[9] Gesellschaft für Wissensmanagement – Forum: http://www.wissensmanagement-gesellschaft.de/.

[10] Internet Forum Wissensmanagement: www.wissensmanagement.net.

[11] Krinke, C. Wissensmanagement: Seminararbeit bei Professor Reinermann: http://home.t-online.de/home/ckrinke/wissen.htm.

[12] Schick, S. (1999) Informations – und Wissensmanagement: „http://server02.is.uni-sb.de/courses/ident/themen/wiss_man/“.

[13] Schlögl, Ch. (200?): Informations – und Wissensmanagement: ( pdf – Skript ), WS 03/04 Universität Graz.

[14] T – Rex Suchportal, Universität des Saarlandes, Fachbereich 5.6 Informationswissenschaft Homepage, „www.is.uni-sb.de“.

[15] Winfoline – Bildungsnetzwerk: Professor Scheer, A.: „http://winfo.uni-oettingen.de/portalframeset.jsp?dmy=1080033510559.