Grundsätze der Dialoggestaltung
DIN EN ISO 9241-10: Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten - Grundsätze der Dialoggestaltung
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Dieser Artikel behandelt die Grundsätze der Dialoggestaltung wie sie in der Norm 9241-10 beschrieben sind.
Zur Norm 9241-10
Die DIN EN ISO 9241-10 beschäftigt sich mit der Dialoggestaltung bei der Interaktion zwischen Mensch und Computer. Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Leitlinien für die ergonomische Gestaltung von Software für Dialogsysteme, die zu mehr Konsistenz und Gebrauchstauglichkeit von Benutzungsschnittstellen führen sollen.
Hierzu müssen folgende Benutzermerkmale berücksichtigt werden:
- Aufmerksamkeitsspanne
- Grenzen des Kurzzeitgedächtnisses
- Lerngewohnheiten
- Grad an Erfahrung
- Mentales Modell des Benutzers von Struktur und Zweck des Dialogsystems
Grundsätze der Dialoggestaltung
Die Leitlinien sind unter sieben Hauptpunkten zusammengefasst:
1. Aufgabenangemessenheit
"Ein Dialog ist aufgabenangemessen, wenn er den Benutzer unterstützt, seine Arbeitsaufgabe effektiv und effizient zu erledigen."
Voraussetzung für die Erreichung dieses Ziels: Der Designer muss die Arbeistaufgaben der Nutzer kennen und verstanden haben.
Zum Grundsatz Aufgabenangemessenheit gehört:
- Keine überflüssige Informationsanzeige oder Hilfestellung geben
Abb. 01: Clippy: Beispiel für (meist) unerwünschte Hilfestellung
- Den Benutzer mittels automatisierter Abläufe und Voreinstellungen entlasten (z.B. automatische Startprozeduren, Vorbesetzung mit Standardwerten, Positionieren des Mauscursors)
- Dem Benutzer unnötige Arbeitsschritte ersparen (z.B. einfaches Sichern und Schließen eines Dokuments)
- Eingabe und Ausgabe an Benutzererwartungen anpassen (z.B. die erwartungskonforme Anordnung von Eingabefeldern bei einem Adressenformular)
- Wiederkehrende Aufgaben unterstützen (z.B. mit Makros Abläufe leicht wiederholbar machen)
- Reversibilität (d.h. Eingaben sind rückgängig zu machen, Wiederherstellung ursprünglicher Daten ermöglichen)
2. Selbstbeschreibungsfähigkeit
"Ein Dialog ist selbstbeschreibungsfähig, wenn jeder einzelne Dialogschritt durch Rückmeldung des Dialogsystems unmittelbar verständlich ist oder dem Nutzer auf Anfrage erklärt wird."
Zum Grundsatz Selbstbeschreibungsfähigkeit gehört:
- Dem Benutzer zweckdienliche und verständnisfördernde Rückmeldungen geben (z.B. bei unwiderruflicher Löschung, auch sollte keine zusätzliche externe Information zum Verständnis herangezogen werden müssen)
Abb. 02: Kryptische/unverständliche Rückmeldung
- Vorherige Erläuterung und Bestätigung bei folgenschweren Handlungen (Sicherheitsabfragen bei Löschen, Überschreiben, etc.)
- Verwendung von einheitlicher und fachbezogener Terminologie bei Rückmeldungen (evtl. auch dem Kenntnisstand des Benutzers angepasst)
- Zustandsänderungen des Dialogsystems anzeigen (z.B. Eingabeerwartung, Kommandobearbeitung, Wartezeit, etc.)
- Informationen über erwartete Eingabe geben (z.B. Formatvorgaben)
Abb. 03: Fehlende Formatvorgabe bei Eingabefeld 'Geburtsdatum'
3. Steuerbarkeit
"Ein Dialog ist steuerbar, wenn der Benutzer in der Lage ist, den Dialogablauf zu starten sowie seine Richtung und Geschwindigkeit zu beeinflussen, bis das Ziel erreicht ist."
Zum Grundsatz Steuerbarkeit gehört:
- Keine erzwungene Sequenzialität (dem Benutzer Wahlmöglichkeiten geben und Kontrolle von Abläufen ermöglichen)