Informationsvisualisierung
Inhaltsverzeichnis
Begriffsklärung
Information
Information ist der (geglückte) Transfer von Wissen. … „Wissen“ umfasst hierbei auch „Meinungen“ und „Glauben“.
(Hans-Jürgen Manecke, Thomas Seeger)
Visualisierung
Visualisierung bedeutet im Allgemeinen, abstrakte Daten oder Zusammenhänge in eine verständliche Form zu bringen. … Im Speziellen bezeichnet Visualisierung den Prozess, sprachlich/logisch nur schwer formulierbare Zusammenhänge in visuelle Modelle zu übersetzen, um sie damit verständlich zu machen.
(Wikipedia)
Informationsvisualisierung
Sucht man in der Fachliteratur nach dem Begriff Informationsvisualisierung, so findet man unterschiedliche Ansätze, diesen zu erklären. Hier sind gleich fünf verschiedene zusammengefasst.
Unter Informationsvisualisierung werden heute alle Konzepte, Methoden und Tools zur visuellen Darstellung von Informationen aus Datenbanken, digitalen Bibliotheken oder anderen großen Dokumentsammlungen zusammengefasst.
(R. Däßler, H. Palm)
Informationsvisualisierung beinhaltet die computergestützte Aufbereitung und die visuelle Repräsentation abstrakter Informationen mit dem Ziel, den kognitiven Zugang zu elektronisch gespeicherten Daten zu erleichtern.
(R. Däßler)
Information visualization is the use of computer-supported interactive visual representation of abstract data to amplify cognition.
(XEROX PARC, User Interface Research Group)
Information visualization combines aspects of scientific visualization, human-computer interfaces, data mining, imaging and graphics.
(Gershon und Eick, 1997)
Information visualization is the process of binding information that is not inherently spatial into a visual medium which the user can view and perceive.
(Medialab, University of Georgia)
Eigenschaften von Visualisierung
Menschliche Wahrnehmung
Grundlegend für die Bedeutung von Informationsvisualisierung bzw. Visualisierung als solcher ist die Tatsache, dass der Mensch ca. 75% der Information aus seiner Umwelt durch visuelle Signale wahrnimmt. Akustische Signale wird ein Anteil von ca. 13% zugeordnet, den übrigen etwa 12%.
Aufgaben der Visualisierung
Symbole, Diagramme oder Animationen helfen, komplexe Prozessabläufe und Objektbeziehungen in der Realwelt zu veranschaulichen und ggf. zu vereinfachen.
Visualisierung vereinfacht den Zugang zu Massendaten, z.B. durch Klassifikation und Datenstrukturierung.
Visualisierung hilft bei der Analyse und Interpretation von Daten, bei der Sichtbarmachung verborgener Trends sowie bei der Mustererkennung.
Visualisierung entspricht der Neigung der menschlichen Spezies und unserer Kultur, visuelle Informationsprozesse und Repräsentationsformen zu bevorzugen.
(Rolf Däßler)
Interdisziplinarität der InfoViz
In der Informationsvisualisierung kommen viele miteinander verknüpfte Forschungsfelder zum Tragen, unter anderem die Informatik und die Statistik. Zwei weitere sollen im Folgenden kurz erklärt werden:
Data Mining ist ein integrierter Prozess, „der durch Anwendung von Methoden auf einen Datenbestand Muster entdeckt“.
(Frank Bensberg)
Die Kognitionswissenschaft erforscht kognitive Fähigkeiten, z.B. Wahrnehmung, Denken, Lernen, Motorik und Sprache.
(Wikipedia)
Aufgaben und Ziele der InfoViz
Aufgaben
- Das Auffinden spezifischer Informationsdomänen in großen Datenbeständen
- Das Erkennen von Relationen, Strukturen oder Trends in unstrukturiert erscheinenden Informationsmengen
- Multiple Views, d.h. verschiedene Sichten auf identische Datenbestände
- Die Darstellung von Informationen im Kontext zu anderen Informationen
(Rolf Däßler)
Ziele
- Bewältigung der Informationsflut
- Mensch-Computer-Interaktion (MCI) => benutzergerechte Gestaltung von interaktiven Systemen
Entwicklung der InfoViz
Mitte der 80er gab es erste Überlegungen, VR-Technologie zum Aufbau von Informationsräumen zu nutzen. In der Folge wurden bis Mitte der 90er Jahre zahlreiche InfoViz-Konzepte entwickelt, z.B. SemNet, die perspektivische Wand, der rotierende Kegelbaum, File System Navigator, MineSet, GopherVR etc. Ab 1994 wurde an verschiedenen Schemata zur Visualisierung von Webinhalten gearbeitet. Ergebnisse waren z.B. Ideen wie die von Hyperspace, Navigational View Builder, Hyperbolic tree oder Hotsauce. Auch wurden - seit Mitte der 90er - Systeme zur Repräsentation von Textdokumenten entwickelt, z.B. Galaxy, Mapdisplay oder WebSOM. Zusätzlich besteht mit VRML (Virtual Reality Modeling Language) seit 1995 die Möglichkeit, virtuelle Informationsräume im Internet anzubieten und sie dynamisch zu entwickeln.
Die Dokumentlinse
Die Dokumentenlinse (document lens) zeigt ein Textdokument, das aus mehreren Textseiten besteht. Hier kann der gesamte Text interaktiv durch das Sichtfenster geschoben werden. Ihre Aufgabe ist es, einzelne Textbausteine im Kontext einer Gesamtdokumentation visuell darzustellen.
Die perpektivische Wand
Die perspektivische Wand (perspective wall) ist eine sequentielle Darstellung von Dateien über eine Zeitachse. Sie nutzt die räumliche Metapher, um Dateien, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erstellt wurden, im Vordergrund darzustellen. Im selben Augenblick sind Dateien älteren und neueren Datums zu sehen. Sie kann interaktiv verschoben werden.
Der rotierende Kegelbaum
Der rotierende Kegelbaum (cone tree) ist eine hierarchisch aufgebaute Verzeichnisstruktur. Die einzelnen Kegel lassen sich interaktiv drehen.
Anwendung der InfoViz
- Grafische Repräsentation hierarchischer Klassifikationsstrukturen
- Grafische Repräsentation der Hyperlinkstruktur des Web
- Visuelle Retrievaloberflächen für den Zugriff auf Online-Datenbanken
(Rolf Däßler)