Archiv/Bibliothek/Dokumentation: Unterschied zwischen den Versionen

Aus InfoWissWiki - Das Wiki der Informationswissenschaft
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 4: Zeile 4:
 
'''Archiv:''' Unter einem Archiv (v. lat.: archivum, aus griech.: archeion Regierungs-, Amtsgebäude) versteht man üblicherweise eine - meist auf Dauer angelegte - Sammlung von Unterlagen oder Informationen, als auch die Gebäude, Räumlichkeiten oder Institutionen, in denen diese aufbewahrt werden. In der Computertechnik werden auch Dateitypen, die andere Dateien umfassen, Archiv genannt.
 
'''Archiv:''' Unter einem Archiv (v. lat.: archivum, aus griech.: archeion Regierungs-, Amtsgebäude) versteht man üblicherweise eine - meist auf Dauer angelegte - Sammlung von Unterlagen oder Informationen, als auch die Gebäude, Räumlichkeiten oder Institutionen, in denen diese aufbewahrt werden. In der Computertechnik werden auch Dateitypen, die andere Dateien umfassen, Archiv genannt.
  
 
+
'''Bibliothek:''' Eine Bibliothek (griechisch ?????????? - Büchersammlung) ist eine Institution, eine öffentliche Einrichtung. Eine Bibliothek sammelt literarisches Schriftgut unabhängig vom Medium (d.h. nicht nur Bücher, sondern auch zunehmend CD-ROMs, Hörbücher und Videos; die Deutsche Nationalbibliothek spricht heute deshalb von "Medienwerken"), erschließt es ([[Indexierung]] etc.) und stellt es der Öffentlichkeit zur Verfügung. Oft gehört auch das Bewahren von Dokumenten zu den Aufgaben.
'''Bibliothek:''' Eine Bibliothek (griechisch ?????????? - das bedeutet Büchersammlung) ist eine Institution, eine öffentliche Einrichtung. Eine Bibliothek sammelt literarisches Schriftgut unabhängig vom Medium (d.h. nicht nur Bücher, sondern auch zunehmend CD-ROMs, Hörbücher und Videos), erschließt es ([[Indexierung]] etc.) und stellt es der Öffentlichkeit zur Verfügung. Oft steht außerdem noch das Bewahren von Dokumenten im Vordergrund.
 
 
 
  
 
'''Dokumentation:''' Unter Dokumentation versteht man die Nutzbarmachung von Informationen zur weiteren Verwendung. Ziel der Dokumentation ist es, die dokumentierten Objekte gezielt auffindbar zu machen.
 
'''Dokumentation:''' Unter Dokumentation versteht man die Nutzbarmachung von Informationen zur weiteren Verwendung. Ziel der Dokumentation ist es, die dokumentierten Objekte gezielt auffindbar zu machen.
  
Dokumente können Fachbücher, Zeitschriftenartikel oder sonstige Druckschriften sein, aber auch Bücher, Filme und Ähnliches.
+
Dokumente können Fachbücher, Zeitschriftenartikel oder sonstige Druckschriften sein, aber auch Bücher, Filme und Ähnliches. Um den Aspekt der Information, um die es letztendlich geht, zu betonen, wird meist von Information und Dokumentation gesprochen ('''IuD''').
Um den Aspekt der Information, um die es letztendlich geht, zu betonen, wird meist von Information und Dokumentation gesprochen ('''IuD''').
 
  
  
Zeile 18: Zeile 15:
 
=== '''Archiv''' ===
 
=== '''Archiv''' ===
  
Das Archiv sammelt, erfasst, bewertet und sondert Dokumente aus, die für eine dauerhafte Aufbewahrung in Frage kommen. Die Hauptmenge der Archivalien besteht aus Urkunden, Dokumenten und Aufzeichnungen, die der Tätigkeit von Regierungen, Behörden oder Gerichten entstammen und im laufenden Betrieb nicht mehr gebraucht werden.
+
Das Archiv sammelt, erfasst, bewertet und sondert Dokumente aus, die für eine dauerhafte Aufbewahrung in Frage kommen. Die Hauptmenge der Archivalien besteht aus Unikaten wie Urkunden, Dokumenten und Aufzeichnungen, die der Tätigkeit von Regierungen, Behörden oder Gerichten entstammen und im laufenden Betrieb nicht mehr gebraucht werden.
  
Es handelt sich meist um hand- oder maschinell geschriebene Einzelstücke.
+
Es handelt sich meist um hand- oder maschinell geschriebene Einzelstücke. Die Archive ordnen und erschließen diese Materialien und stellen ihren Bestand für die historische und juristische Forschung zur Verfügung. Für die Wissenschaft sind die Staats- und Stadtarchive am bedeutendsten.
Die Archive ordnen und erschließen diese Materialien und stellen ihren Bestand für die historische und juristische Forschung zur Verfügung. Für die Wissenschaft sind die Staats- und Stadtarchive am bedeutendsten.
 
  
 
Archive sind für die Sicherung des Schriftgutes ihrer Trägerorganisationen zuständig. Träger von Archiven sind der Bund, die Länder, Kreise und Kommunen, Kirchen, Parteien, Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen etc.
 
Archive sind für die Sicherung des Schriftgutes ihrer Trägerorganisationen zuständig. Träger von Archiven sind der Bund, die Länder, Kreise und Kommunen, Kirchen, Parteien, Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen etc.
Zeile 30: Zeile 26:
 
Die Aufgaben einer Bibliothek bestehen im Sammeln, Erschließen und Vermitteln von Büchern und anderen Publikationsformen, wie Zeitschriften, Tonträgern, Bildmaterialien, Mikroformen, elektronischen Publikationen.
 
Die Aufgaben einer Bibliothek bestehen im Sammeln, Erschließen und Vermitteln von Büchern und anderen Publikationsformen, wie Zeitschriften, Tonträgern, Bildmaterialien, Mikroformen, elektronischen Publikationen.
  
''Das Bibliothekswesen gliedert sich in zwei Bereiche:''
+
Das Bibliothekswesen gliedert sich in zwei Bereiche: Die öffentliche Bibliothek und die wissenschaftliche Bibliothek.
  
Die öffentliche Bibliothek und die wissenschaftliche Bibliothek.
+
Die öffentlichen Bibliotheken wie z.B. die Stadt- und Gemeindebibliotheken sind aus öffentlichen Mitteln finanziert und wenden sich an die gesamte Bevölkerung und dienen der Information in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Unterhaltung und Freizeitgestaltung.
  
Die öffentlichen Bibliotheken wie z.B. die Stadt- und Gemeindebibliotheken sind aus öffentlichen Mitteln finanziert und wenden sich an die gesamte Bevölkerung und dienen der Information in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Unterhaltung und Freizeitgestaltung.
+
Die wissenschaftlichen Bibliotheken, wie Universitäts-, Staats- oder Spezialbibliotheken, bieten ihre Dienstleistungen für wissenschaftliche und berufliche Zwecke an; sie dienen vorwiegend der Forschung, der Lehre, dem Studium oder dem Bedarf von Firmen, Behörden und Organisationen.
  
Die wissenschaftlichen Bibliotheken, wie Universitäts-, Staats- oder Spezialbibliotheken bieten ihre Dienstleistungen für wissenschaftliche und berufliche Zwecke an; sie dienen vorwiegend der Forschung, der Lehre, dem Studium oder dem Bedarf von Firmen, Behörden und Organisationen.
 
 
Der Bestand einer Bibliothek kann zum einen als Leihbestand von den Benutzern für eine bestimmte Frist entliehen werden oder als Präsenzbestand nur in den Räumen der Bibliothek eingesehen werden. Je nachdem, ob die Medien einer Bibliothek ausgeliehen werden können oder nicht, unterscheidet man zwischen Leihbibliothek und Präsenzbibliothek, wobei in der Regel beide Formen in einer Bibliothek vorkommen.
 
Der Bestand einer Bibliothek kann zum einen als Leihbestand von den Benutzern für eine bestimmte Frist entliehen werden oder als Präsenzbestand nur in den Räumen der Bibliothek eingesehen werden. Je nachdem, ob die Medien einer Bibliothek ausgeliehen werden können oder nicht, unterscheidet man zwischen Leihbibliothek und Präsenzbibliothek, wobei in der Regel beide Formen in einer Bibliothek vorkommen.
  
''Zu den bedeutendsten Bibliotheken weltweit gehören die großen Nationalbibliotheken:''
+
Zu den bedeutendsten Bibliotheken weltweit gehören die großen Nationalbibliotheken:
  
 
*Library of Congress in Washington D.C.
 
*Library of Congress in Washington D.C.
Zeile 57: Zeile 52:
 
Man gelangt am leichtesten an Informationen, wenn das Gebiet, über welches man sich informieren will, gut dokumentiert ist.
 
Man gelangt am leichtesten an Informationen, wenn das Gebiet, über welches man sich informieren will, gut dokumentiert ist.
  
''Zu beachten sind zwei Aspekte des Tätigkeitsfeldes IuD:''
+
Zu beachten sind zwei Aspekte des Tätigkeitsfeldes IuD: Zum einen das Sammeln, Erfassen, Erschließen, Ordnen und Speichern von Dokumenten und zum andern das Aufsuchen, Ermitteln, Nachweisen, die Förderung der Kenntnis und das Vermitteln der in den Dokumenten enthaltenen Informationen.
 
 
Zum einen das Sammeln, Erfassen, Erschließen, Ordnen und Speichern von Dokumenten und zum andern das Aufsuchen, Ermitteln, Nachweisen, die Förderung der Kenntnis und das Vermitteln der in den Dokumenten enthaltenen Informationen.
 
  
 
Das Speichern von Informationen wird als „Information Storage“ und das Wiederauffinden der gespeicherten Informationen als „Retrieval“ oder „[[Information Retrieval]]“ bezeichnet.<br>
 
Das Speichern von Informationen wird als „Information Storage“ und das Wiederauffinden der gespeicherten Informationen als „Retrieval“ oder „[[Information Retrieval]]“ bezeichnet.<br>
Die Tätigkeit von IuD-Einrichtungen erstreckt sich in erheblichem Umfang auf Literaturdokumentation und Information.
 
  
Im IuD-Bereich werden nicht nur  literarische Dokumente (Bücher, Periodika, Zeitungsaufsätze, Firmen- und Patentschriften) erfasst und erschlossen, sondern vielfach auch nicht-veröffentlichte schriftliche und graphische Dokumente (Aktenstücke, Krankenblätter, Bauzeichnungen, Photos) sowie sonstige Materialien und Objekte (audiovisuelle Medien, Museumsexponate).
+
Die Tätigkeit von IuD-Einrichtungen erstreckt sich in erheblichem Umfang auf Literaturdokumentation und Information. Im IuD-Bereich werden nicht nur  literarische Dokumente (Bücher, Periodika, Zeitungsaufsätze, Firmen- und Patentschriften) erfasst und erschlossen, sondern vielfach auch nicht-veröffentlichte schriftliche und graphische Dokumente (Aktenstücke, Krankenblätter, Bauzeichnungen, Photos) sowie sonstige Materialien und Objekte (audiovisuelle Medien, Museumsexponate).
  
 
Im zunehmenden Maße werden im IuD-Wesen Fakten und Zahlen aus den Bereichen Wirtschaft, Recht, Verwaltung und vor allem aus den Naturwissenschaften, der Medizin und Technik gespeichert und vermittelt (Statistikdaten, Rechtsnormen, Eigenschaften chemischer Stoffe, technische Messwerte, medizinische Befunddaten, Arzneimitteldaten).
 
Im zunehmenden Maße werden im IuD-Wesen Fakten und Zahlen aus den Bereichen Wirtschaft, Recht, Verwaltung und vor allem aus den Naturwissenschaften, der Medizin und Technik gespeichert und vermittelt (Statistikdaten, Rechtsnormen, Eigenschaften chemischer Stoffe, technische Messwerte, medizinische Befunddaten, Arzneimitteldaten).
  
Es geht im IuD-Wesen also nicht nur um Literaturdokumentation und Information, sondern im großen Umfang um Faktendokumentation und Information.
 
  
  
==Definitionen aus der Sicht von Informationswissenschaftlern==
+
==Einige Definitionen aus der Sicht von Informationswissenschaftlern==
  
  
Zeile 80: Zeile 71:
 
Hans-Christoph Hobohm: „Die reine Ausprägung „des Archivs“ oder „der Bibliothek“ gibt es nicht.“
 
Hans-Christoph Hobohm: „Die reine Ausprägung „des Archivs“ oder „der Bibliothek“ gibt es nicht.“
  
Meisner, Otto, 1955:  Archivare und Bibliothekare stehen beide im Dienst der Dokumentation.
+
Meisner, Otto, 1955:  "Archivare und Bibliothekare stehen beide im Dienst der Dokumentation."
  
Barlen, Sigrid, 1966: Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen sind nicht mehr voneinander zu trennen, sondern gehören im Grunde zu einer Einheit mit verschiedenen Schwerpunkten.
+
Barlen, Sigrid, 1966: "Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen sind nicht mehr voneinander zu trennen, sondern gehören im Grunde zu einer Einheit mit verschiedenen Schwerpunkten."
  
  
Zeile 89: Zeile 80:
 
'''Archiv:'''  
 
'''Archiv:'''  
 
* Archive sind aus der Verwaltung heraus entstanden.   
 
* Archive sind aus der Verwaltung heraus entstanden.   
   
 
 
* Das Archiv hält Dokumentation zur Interpretation bereit.
 
* Das Archiv hält Dokumentation zur Interpretation bereit.
 
 
* Begriff: Institution mit Magazin, Werkstätten und Benutzungsbereich.
 
* Begriff: Institution mit Magazin, Werkstätten und Benutzungsbereich.
 
 
* Werkzeug: Dokumentenermittlung anhand von Findbüchern.
 
* Werkzeug: Dokumentenermittlung anhand von Findbüchern.
  
Zeile 99: Zeile 87:
 
'''Bibliothek:'''   
 
'''Bibliothek:'''   
 
* Bibliotheken entstanden als Sammlungen von Wissen für die Fürsten und später als Teil der Bildungspolitik des Staates für die Bürger.
 
* Bibliotheken entstanden als Sammlungen von Wissen für die Fürsten und später als Teil der Bildungspolitik des Staates für die Bürger.
 
 
* Die Bibliothek hält Bücher zur Information bereit.
 
* Die Bibliothek hält Bücher zur Information bereit.
 
 
* Begriff: Institution mit Magazin, Ausleih- und Lesebereich.
 
* Begriff: Institution mit Magazin, Ausleih- und Lesebereich.
 
 
* stellt ein Informationszentrum für die Öffentlichkeit dar.
 
* stellt ein Informationszentrum für die Öffentlichkeit dar.
 
+
* Werkzeug: Suche von Informationen in Katalogen.
* Werkzeug: Suche von Informationen im Katalog.
 
  
  
 
'''Dokumentation:'''  
 
'''Dokumentation:'''  
 
* Dokumentation entstand nach dem 1. Weltkrieg als Berufszweig der Bibliothekare für die gezielte Beantwortung wissenschaftlicher, technischer oder wirtschaftlicher Fragen anhand des vorhandenen Wissens.
 
* Dokumentation entstand nach dem 1. Weltkrieg als Berufszweig der Bibliothekare für die gezielte Beantwortung wissenschaftlicher, technischer oder wirtschaftlicher Fragen anhand des vorhandenen Wissens.
 
 
* Die Dokumentation schildert Tatsachen direkt und indirekt.
 
* Die Dokumentation schildert Tatsachen direkt und indirekt.
 
 
* Begriff: Zusammenstellung von Informationen.
 
* Begriff: Zusammenstellung von Informationen.
 
+
* Werkzeug: Indizes, Referate und Abstracts.
* Werkzeug: Referate und Abstracts.
 
  
  
Zeile 126: Zeile 107:
  
 
:*"Dokumentation": online verfügbar unter: http://server02.is.uni-sb.de/trex/index.php?query=dokumentation&id=&suche=Y
 
:*"Dokumentation": online verfügbar unter: http://server02.is.uni-sb.de/trex/index.php?query=dokumentation&id=&suche=Y
 
 
:*"Archiv": online verfügbar unter: http://server02.is.uni-sb.de/trex/index.php?query=archiv&id=2.1.1.4.&suche=Y
 
:*"Archiv": online verfügbar unter: http://server02.is.uni-sb.de/trex/index.php?query=archiv&id=2.1.1.4.&suche=Y
 
 
:*"Bibliothek": online verfügbar unter: http://server02.is.uni-sb.de/trex/index.php?query=bibliothek&id=2.5.1.2.1.&suche=Y
 
:*"Bibliothek": online verfügbar unter: http://server02.is.uni-sb.de/trex/index.php?query=bibliothek&id=2.5.1.2.1.&suche=Y
 
 
*Umstaetter , Walther (1997): Die digitale Bibliothek: online verfügbar unter: http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/adlhof.html (27.03.2006)
 
*Umstaetter , Walther (1997): Die digitale Bibliothek: online verfügbar unter: http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/adlhof.html (27.03.2006)
 
 
*Unterschiede zwischen Archiv, Bibliothek und Dokumentation, online verfügbar unter: http://www.adfontes.unizh.ch/download/Archiv-Bibliothek-Doku.pdf (27.03.2006)
 
*Unterschiede zwischen Archiv, Bibliothek und Dokumentation, online verfügbar unter: http://www.adfontes.unizh.ch/download/Archiv-Bibliothek-Doku.pdf (27.03.2006)
  
Zeile 139: Zeile 116:
  
 
*Hobohm, Hans-Christoph (2004): Bibliotheken. In: Kuhlen, Rainer; Thomas Seeger, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. München: K. G. Saur, 505-508.
 
*Hobohm, Hans-Christoph (2004): Bibliotheken. In: Kuhlen, Rainer; Thomas Seeger, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. München: K. G. Saur, 505-508.
 
 
*Luckhardt, H.-D.: Information und Dokumentation. Online verfügbar unter: http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/kap10.php (27.03.2006)
 
*Luckhardt, H.-D.: Information und Dokumentation. Online verfügbar unter: http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/kap10.php (27.03.2006)
 
 
*Menne-Haritz, Angelika (2004): Archive. In: Kuhlen, Rainer; Thomas Seeger, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 492.
 
*Menne-Haritz, Angelika (2004): Archive. In: Kuhlen, Rainer; Thomas Seeger, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 492.
 
 
*Rogalla von Bieberstein,  Johannes (1975): Archiv, Bibliothek und Museum als Dokumentationsbereiche. In:  Bibliothekspraxis, Bd. 16, München, 9-15.
 
*Rogalla von Bieberstein,  Johannes (1975): Archiv, Bibliothek und Museum als Dokumentationsbereiche. In:  Bibliothekspraxis, Bd. 16, München, 9-15.

Version vom 22. September 2006, 12:35 Uhr

Begriffserklärungen

Archiv: Unter einem Archiv (v. lat.: archivum, aus griech.: archeion Regierungs-, Amtsgebäude) versteht man üblicherweise eine - meist auf Dauer angelegte - Sammlung von Unterlagen oder Informationen, als auch die Gebäude, Räumlichkeiten oder Institutionen, in denen diese aufbewahrt werden. In der Computertechnik werden auch Dateitypen, die andere Dateien umfassen, Archiv genannt.

Bibliothek: Eine Bibliothek (griechisch ?????????? - Büchersammlung) ist eine Institution, eine öffentliche Einrichtung. Eine Bibliothek sammelt literarisches Schriftgut unabhängig vom Medium (d.h. nicht nur Bücher, sondern auch zunehmend CD-ROMs, Hörbücher und Videos; die Deutsche Nationalbibliothek spricht heute deshalb von "Medienwerken"), erschließt es (Indexierung etc.) und stellt es der Öffentlichkeit zur Verfügung. Oft gehört auch das Bewahren von Dokumenten zu den Aufgaben.

Dokumentation: Unter Dokumentation versteht man die Nutzbarmachung von Informationen zur weiteren Verwendung. Ziel der Dokumentation ist es, die dokumentierten Objekte gezielt auffindbar zu machen.

Dokumente können Fachbücher, Zeitschriftenartikel oder sonstige Druckschriften sein, aber auch Bücher, Filme und Ähnliches. Um den Aspekt der Information, um die es letztendlich geht, zu betonen, wird meist von Information und Dokumentation gesprochen (IuD).


Einführung in die Tätigkeitsbereiche

Archiv

Das Archiv sammelt, erfasst, bewertet und sondert Dokumente aus, die für eine dauerhafte Aufbewahrung in Frage kommen. Die Hauptmenge der Archivalien besteht aus Unikaten wie Urkunden, Dokumenten und Aufzeichnungen, die der Tätigkeit von Regierungen, Behörden oder Gerichten entstammen und im laufenden Betrieb nicht mehr gebraucht werden.

Es handelt sich meist um hand- oder maschinell geschriebene Einzelstücke. Die Archive ordnen und erschließen diese Materialien und stellen ihren Bestand für die historische und juristische Forschung zur Verfügung. Für die Wissenschaft sind die Staats- und Stadtarchive am bedeutendsten.

Archive sind für die Sicherung des Schriftgutes ihrer Trägerorganisationen zuständig. Träger von Archiven sind der Bund, die Länder, Kreise und Kommunen, Kirchen, Parteien, Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen etc.


Bibliotheken

Die Aufgaben einer Bibliothek bestehen im Sammeln, Erschließen und Vermitteln von Büchern und anderen Publikationsformen, wie Zeitschriften, Tonträgern, Bildmaterialien, Mikroformen, elektronischen Publikationen.

Das Bibliothekswesen gliedert sich in zwei Bereiche: Die öffentliche Bibliothek und die wissenschaftliche Bibliothek.

Die öffentlichen Bibliotheken wie z.B. die Stadt- und Gemeindebibliotheken sind aus öffentlichen Mitteln finanziert und wenden sich an die gesamte Bevölkerung und dienen der Information in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Unterhaltung und Freizeitgestaltung.

Die wissenschaftlichen Bibliotheken, wie Universitäts-, Staats- oder Spezialbibliotheken, bieten ihre Dienstleistungen für wissenschaftliche und berufliche Zwecke an; sie dienen vorwiegend der Forschung, der Lehre, dem Studium oder dem Bedarf von Firmen, Behörden und Organisationen.

Der Bestand einer Bibliothek kann zum einen als Leihbestand von den Benutzern für eine bestimmte Frist entliehen werden oder als Präsenzbestand nur in den Räumen der Bibliothek eingesehen werden. Je nachdem, ob die Medien einer Bibliothek ausgeliehen werden können oder nicht, unterscheidet man zwischen Leihbibliothek und Präsenzbibliothek, wobei in der Regel beide Formen in einer Bibliothek vorkommen.

Zu den bedeutendsten Bibliotheken weltweit gehören die großen Nationalbibliotheken:

  • Library of Congress in Washington D.C.
  • British Library in London
  • Saltykow- Schtschdrin- Biibliothek in St. Petersburg
  • Bibliothèque nationale de France in Paris


Dokumentation (IuD)

Als Begründer der modernen Dokumentationswissenschaften und Pionier des Informationsmanagements wird Paul Otlet (* 23. August 1868 in Brüssel, † 10. Dezember 1944) bezeichnet.

Information und Dokumentation (IuD) sind die zentralen Begriffe der Informationswissenschaft.
Man gelangt am leichtesten an Informationen, wenn das Gebiet, über welches man sich informieren will, gut dokumentiert ist.

Zu beachten sind zwei Aspekte des Tätigkeitsfeldes IuD: Zum einen das Sammeln, Erfassen, Erschließen, Ordnen und Speichern von Dokumenten und zum andern das Aufsuchen, Ermitteln, Nachweisen, die Förderung der Kenntnis und das Vermitteln der in den Dokumenten enthaltenen Informationen.

Das Speichern von Informationen wird als „Information Storage“ und das Wiederauffinden der gespeicherten Informationen als „Retrieval“ oder „Information Retrieval“ bezeichnet.

Die Tätigkeit von IuD-Einrichtungen erstreckt sich in erheblichem Umfang auf Literaturdokumentation und Information. Im IuD-Bereich werden nicht nur literarische Dokumente (Bücher, Periodika, Zeitungsaufsätze, Firmen- und Patentschriften) erfasst und erschlossen, sondern vielfach auch nicht-veröffentlichte schriftliche und graphische Dokumente (Aktenstücke, Krankenblätter, Bauzeichnungen, Photos) sowie sonstige Materialien und Objekte (audiovisuelle Medien, Museumsexponate).

Im zunehmenden Maße werden im IuD-Wesen Fakten und Zahlen aus den Bereichen Wirtschaft, Recht, Verwaltung und vor allem aus den Naturwissenschaften, der Medizin und Technik gespeichert und vermittelt (Statistikdaten, Rechtsnormen, Eigenschaften chemischer Stoffe, technische Messwerte, medizinische Befunddaten, Arzneimitteldaten).


Einige Definitionen aus der Sicht von Informationswissenschaftlern

„Historisch gesehen, ist Dokumentation nichts anderes als die Weiterentwicklung der bibliothekarischen Arbeit.“ (Horst Kunze)

Elemente wie „sammeln, ordnen, verfügbar machen“ sind in der Definition der Dokumentation von Paul Otlet („réunir, classer et distribuer“) und in der der Bibliothek wieder zu finden.

Hans-Christoph Hobohm: „Die reine Ausprägung „des Archivs“ oder „der Bibliothek“ gibt es nicht.“

Meisner, Otto, 1955: "Archivare und Bibliothekare stehen beide im Dienst der Dokumentation."

Barlen, Sigrid, 1966: "Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen sind nicht mehr voneinander zu trennen, sondern gehören im Grunde zu einer Einheit mit verschiedenen Schwerpunkten."


Unterschiede

Archiv:

  • Archive sind aus der Verwaltung heraus entstanden.
  • Das Archiv hält Dokumentation zur Interpretation bereit.
  • Begriff: Institution mit Magazin, Werkstätten und Benutzungsbereich.
  • Werkzeug: Dokumentenermittlung anhand von Findbüchern.


Bibliothek:

  • Bibliotheken entstanden als Sammlungen von Wissen für die Fürsten und später als Teil der Bildungspolitik des Staates für die Bürger.
  • Die Bibliothek hält Bücher zur Information bereit.
  • Begriff: Institution mit Magazin, Ausleih- und Lesebereich.
  • stellt ein Informationszentrum für die Öffentlichkeit dar.
  • Werkzeug: Suche von Informationen in Katalogen.


Dokumentation:

  • Dokumentation entstand nach dem 1. Weltkrieg als Berufszweig der Bibliothekare für die gezielte Beantwortung wissenschaftlicher, technischer oder wirtschaftlicher Fragen anhand des vorhandenen Wissens.
  • Die Dokumentation schildert Tatsachen direkt und indirekt.
  • Begriff: Zusammenstellung von Informationen.
  • Werkzeug: Indizes, Referate und Abstracts.


Quellen

Internetquellen

  • T-Rex Suchportal, Fachrichtung 5.6 Informationswissenschaft, Universität des Saarlandes: Die Informationswissenschaft in Begriffen:


Literatur

  • Hobohm, Hans-Christoph (2004): Bibliotheken. In: Kuhlen, Rainer; Thomas Seeger, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. München: K. G. Saur, 505-508.
  • Luckhardt, H.-D.: Information und Dokumentation. Online verfügbar unter: http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/kap10.php (27.03.2006)
  • Menne-Haritz, Angelika (2004): Archive. In: Kuhlen, Rainer; Thomas Seeger, Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 492.
  • Rogalla von Bieberstein, Johannes (1975): Archiv, Bibliothek und Museum als Dokumentationsbereiche. In: Bibliothekspraxis, Bd. 16, München, 9-15.