Bibliothek: Unterschied zwischen den Versionen

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Durch die Möglichkeit, am Heim-PC zu arbeiten, kann der Nutzer eine Menge Zeit sparen.
 
Durch die Möglichkeit, am Heim-PC zu arbeiten, kann der Nutzer eine Menge Zeit sparen.
Der Faktor der ''Zeitersparnis'' zeigt sich auch am Beispiel der ''Online-Publikation''. ''Preprints'', etwa von wissenschaftlichen Arbeiten, können schnell ins Netz gestellt werden. So wird der oft langwierige traditionelle Weg über Verlage umgangen.
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Der Faktor der ''Zeitersparnis'' zeigt sich auch am Beispiel der ''Online-Publikation''. ''Preprints'', etwa von wissenschaftlichen Arbeiten, können schnell ins Netz gestellt werden. So wird der oft langwierige traditionelle Weg über [[Verlagswesen|Verlage]] umgangen.
  
  

Version vom 5. Februar 2006, 20:32 Uhr

Begriffserklärung

Eine Bibliothek sammelt literarisches Schriftgut, unabhängig vom Medium, d.h. nicht nur Printmedien wie Bücher oder Zeitschriften, sondern auch so genannte "Nicht-Buch-Materialien" wie CD-Rom’s, DVD’s oder Videos, erschließt es und stellt es der Öffentlichkeit zur Verfügung. Oft steht außerdem das Bewahren von Dokumenten im Vordergrund.

Man unterscheidet dabei zwei Arten von Bibliotheken:


Öffentliche Bibliotheken

Sie dienen der Grundversorgung der Bevölkerung (Stadt- / Gemeindebibliotheken).


Wissenschaftliche Bibliotheken

Sie sind auf Schul- und Forschungszwecke ausgerichtet (Universitätsbibliothek).


Entwicklung

Die Bibliotheken haben sich im Laufe der letzten 30 Jahre durch Entwicklungen verändert, die im Folgenden erläutert werden.


Neue Informationsträger

Durch Mikroformen (Mikrofilme oder Mikrofiche) können Bücher oder Zeitschriften auf fotografischem Weg miniaturisiert werden. Dies hat den Vorteil, dass es billig und Platz sparend ist, jedoch ist der Zugriff auf die Mikroformen nicht besser als bei einer Papierausgabe. Auch die Entwicklung der audiovisuellen Medien wie CD-Rom und DVD brachte den Vorteil der Platzeinsparung mit sich. Zudem erleichtert das Ansprechen verschiedener Sinne das Lernen für den Nutzer. Durch diese neuen Informationsträger entstand eine neue Bibliotheksart, die Mediothek, welche sich auf die „neuen Medien“ spezialisiert.


Automatisierung

Durch die Entwicklung des Personal Computer wurde die Automatisierung der Arbeitsvorgänge in den Bibliotheken immens vorangetrieben, vor allem in den Funktionen von Erwerbung, Katalogisierung, Katalogführung, Ausleihverbuchung, und Statistik. Heute wird dies meist durch integrierte elektronische Bibliotheksverarbeitungssysteme durchgeführt (Elektronische Datenverarbeitung). Daraus entstand der Begriff der elektronischen Bibliothek: Sie bietet über elektronische Zugangssysteme (wie z.B. OPAC’s) Zugriff auf den Bestand der Bibliothek.


Globale Vernetzung

Mit der Entwicklung des Internet war es nunmehr nicht nur möglich, die Katalogliste der eigenen Bibliothek abzufragen, sondern auch die einer Vielzahl von Sammlungen auf der ganzen Welt. Es kam zu einer Resourcenbündelung, einer Vernetzung der Infrastruktur auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. So entstehen mehr und mehr Online-Verbundkataloge für eine kooperative Katalogisierung. Ein wichtiger Faktor dabei ist die International Standard Bibliographic Description, kurz ISBD, und die weltweit darauf aufbauenden Katalogisierungsregeln und Datenformate. Zur Förderung dieser globalen Vernetzung wurde durch die Bertelsmann Stiftung das Internationale Netzwerk öffentlicher Bibliotheken gegründet, um einen intensiven Austausch auf internationaler Ebene zu gewährleisten.


Elektronische Publikation durch Digitalisierung

Neben den Offline-Publikationen, die auf transportablen Datenträgern vervielfältigt sind (wie in der Rubrik Neue Informationsträger bereits beschrieben), gab es nun auch Online-Publikationen, auch Netz-Publikationen genannt. Diese sind auf den Festplatten von Netzwerk-Servern gespeichert und können über das lokale Netz bzw. im Fernzugriff über regionale und globale Datennetze wie dem Internet von den angeschlossenen PC’s online abgerufen werden. Somit kann jeder Nutzer vom eigenen PC aus über das WWW auf die Daten zugreifen.

Dadurch entstanden neue Bibliothekstypen:


  • Virtuelle Bibliothek
    Sie bietet einen strukturierten zugriff auf Information im Internet, d.h. ihre Leistungen sind (zum Teil) online verfügbar. Primär hat sie eine Verweisfunktion, da sie lediglich Literatur auflistet.
    Ein Beispiel ist die Deutsche Internetbibliothek, ein gemeinsames Angebot von öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken (http://www.internetbibliothek.de/).


  • Digitale Bibliothek
    Hier werden Volltexte in elektronischer Form abgespeichert und den Benutzern zugänglich gemacht. Dies kann auf bestimmte Benutzergruppen wie etwa Uni-Angehörige beschränkt oder kostenpflichtig sein.
    Ein Beispiel ist SciDok, der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes (http://sova.sulb.uni-saarland.de/).


Vergleich

Vor 30 Jahren gab es die Bibliothek nur als physischen Standort, heute gibt es durch die Entwicklung von Personal Computer und Internet die digitale Bibliothek und die virtuelle Bibliothek.

Die Bibliotheken beschäftigten sich früher mit dem Bereitstellen ihrer Bestände zur Nutzung (Hol-Funktion). Heute sind sie stark von der Dienstleistungsqualität, d.h. von den personengebundenen Serviceleistungen geprägt (Bringe-Funktion). Die Bibliotheken müssen Benutzerschulungen durchführen und müssen auch eine gewisse Kompetenz vorweisen, d.h. die Bibliothekare müssen als Experten für die gedruckten wie die elektronischen Medien ihren Nutzern die richtigen Wege in der Publikationsflut zeigen und sie für den selbstständigen Umgang mit Daten und Informationen schulen. Die Bibliothek wandelt sich zu einer Teaching Library.

Durch die globale Vernetzung lässt sich eine zunehmende Dezentralisierung erkennen, da man nicht mehr nur auf den Bestand der eigenen Bibliothek zugreifen kann.

Mittlerweile benötigen die Bibliotheken ein regelrechtes Management, um die knappen finanziellen Mittel möglichst nutzerorientiert und effizient einzusetzen. Sie betreiben Marketing, Leistungsmessung, Marktforschung, Öffentlichkeitsarbeit und optimieren die Ablauf- und Aufbauorganisation.

Die Bibliotheken sind vor allen Dingen vielfältiger geworden. Sie sind heute Service-Einrichtungen, die Medien jeglicher Art bereitstellen und sich auch das Internet zu nutze machen. Meist kann man über das Internet auf den Katalog der Bibliothek zugreifen (OPAC) und kann dann vor Ort das Buch, die Zeitschrift, etc. ausleihen.


Vorteile

Die Entwicklung zur Bibliothek von heute bringt für den Nutzer und die Bibliothek selbst viele Vorteile, die hier genauer erläutert werden.


Benutzerfreundliche Möglichkeiten

Durch die neue Informationstechnik hat der Nutzer ein breites Spektrum bei der Literatursuche. Durch Information Retrieval kann er Texte leichter finden, vorausgesetzt er kennt sich damit etwas aus.


Zeitersparnis

Durch die Möglichkeit, am Heim-PC zu arbeiten, kann der Nutzer eine Menge Zeit sparen. Der Faktor der Zeitersparnis zeigt sich auch am Beispiel der Online-Publikation. Preprints, etwa von wissenschaftlichen Arbeiten, können schnell ins Netz gestellt werden. So wird der oft langwierige traditionelle Weg über Verlage umgangen.


Kostenersparnis

Mittels der Verwendung von Offline- und Onlinepublikationen können die Kosten gesenkt werden.


Aufbewahrung

Auf elektronischen Datenbanken oder CD-Rom’s, DVD’s, etc. können riesige Datenmengen auf kleinstem Raum gespeichert werden. Es stellt sich nur die Frage, wie lange sie dort haltbar sind.


Informationsfreiheit

Das Internet bietet die Möglichkeit, Texte bzw. Literatur „ungeprüft“ zu veröffentlichen. Jedoch stellt sich dadurch die Frage der Qualität. Zur Sicherung dieser können Netzwerkbibliothekare die Erschließung und den Zugriff auf entsprechende Informationsangebote organisieren, die Qualität solcher Angebote einschätzen und die Bewertung transparent machen.


Probleme

Die Bibliotheken von heute und ihre Nutzer müssen sich mit einigen Problemstellungen auseinandersetzen. Diese und einige Lösungsansätze werden im Folgenden beschrieben.


Publikationsflut

Durch die Publikationsflut, der stetig ansteigenden Zahl an Publikationen, kommt es zu einer Unüberschaubarkeit für den Nutzer. Das Internet mit seinem unkontrollierten Input verstärkt dieses noch. Einige Nationalbibliotheken haben beispielsweise bereits einen Bestand von mehreren Millionen, und die Zahl steigt weiter. Der ansteigende Bestand führt zu einem ansteigenden Budget der Bibliotheken, was sich am Ende auf den Nutzer auswirken könnte (Kostenerhöhung).


Wissenskluft

Die Wissenskluft, auch "digital divide" genannt, wird durch die Interneteinführung nur noch bestärkt. Vor allem ärmere Menschen haben keinen Internetanschluss und können somit die Möglichkeiten von Internet und Bibliothek nicht nutzen. Um dem entgegen zu wirken, wurden in Deutschland im Jahr 2000 Medienkompetenzzentren mit dem Motto „Internet für alle“ errichtet. Zudem sollte in jeder Bibliothek ein Internetzugang zur Verfügung gestellt werden.


Der rasche technologische Wandel

Die steigenden Investitionen in ständig wechselnde neue Medien sprengen das Budget der Bibliotheken. Zum Beispiel wurde zehn Jahre nach Einführung der CD-Rom bereits die DVD auf den Markt gebracht. Außerdem müssen die Bibliothekare in ihrer Ausbildung immer auf dem neuesten Stand der technologischen Entwicklung sein.


Finanzierung

Die Bibliotheken haben Probleme mit der Finanzierung der erforderlichen technischen Ausrüstung, um immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben.


Integrität der Texte

Im Bereich der Online-Publikationen können Texte auf dem PC weiterbearbeitet werden, wodurch sich der Nutzer nicht mehr sicher sein kann, ob es sich bei dem Artikel um das Original handelt oder nicht.


Retrieval

Die Zurechtfindung bei der Suche im OPAC, etc. ist für den Laien etwas schwierig.


Links


Quellen


Literatur

  • Rupert Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen, 7. neu bearbeitete Auflage, KG Saur München (2000)
  • Helmut Jüngling: Internet und Bibliotheken; Entwicklung-Praxis-Herausforderungen, Kölner Arbeiten zum Bibliotheks- und Dokumentationswesen Heft 21, Greven Verlag Köln (1995)
  • Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände: Bibliotheken 93; Strukturen, Aufgaben, Positionen; Berlin – Göttingen (1993)
  • Tilmann Bartz, Jochen Prestel, Hans Wagner: Problemstellungen, Herausforderungen und Aufgabenbereiche für Bibliotheken als Informationsvermittler und –aufbereiter in der wissenschaftlichen Kommunikation im Umfeld des Internet; Materialien zum Projektkurs Informationsmarkt WS 94/95 Endbericht der Arbeitsgruppe Virtuelle Bibliotheken, Universität Konstanz; Bericht 71-95 Mai (1995)
  • Kuhlen/Seeger/Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, 5. Auflage; Abschnitt Bibliotheken; Saur Verlag München (2004)