Cybermobbing

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Der Begriff Mobbing ist eine Zusammensetzung aus den englischen Verben „to mob“ was im Deutschen soviel wie anpöbeln oder schikanieren bedeutet. Als Synonym ist der Begriff Bullying zu verstehen. Beide Begriffe bezeichnen negative Handlungen wie Schikane, Beleidigung oder Belästigungen gegenüber Einzelpersonen in der realen Welt (Reum 2014, S. 36-40). Cybermobbing, Cyberbullying oder Internetmobbing bezeichnet Mobbing in der digitalen Welt durch moderne Kommunikationsmittel (Katzer 2014, S. 57).

Arten von Cybermobbing

  • Cyberstalking: Das Nachstellen im Internet in Form von Belästigung und Verfolgung einer anderen Person.
  • Cyberthreats: Ausdrückliche Androhung von Gewalt gegen eine andere Person.
  • Denigration: Eine Person wird ohne unmittelbare Beleidigung verunglimpft. Es werden Unwahrheiten und Gerüchte verbreitet.
  • Exclusion: Eine Person wird aus einer Gemeinschaft ausgegrenzt. Beispielsweise in Onlinespielen in denen die Person ausgeschlossen, ignoriert oder durch alle anderen gemeinsam bekämpft wird.
  • Flaming: Das öffentliche Streiten mit vulgären Ausdrücken und Beleidigungen oder Drohungen.
  • Harassment: Wiederholte und fortlaufende Anfeindung durch Nachrichten an eine andere Person, in öffentlichen oder geschlossenen Bereichen des Internets.
  • Impersonation: Das Stehlen der Identität einer anderen Person, um diese in ein schlechtes Licht zu setzten. Beispielsweise durch Erstellung eines falschen Accounts unter dem Namen des Opfers, um dieses negativ darzustellen.
  • Outing and Trickery: Ein Täter missbraucht das Vertrauen des Opfers, in dem er ihm vertrauliche Details entlockt und diese an Dritte weiterleitet oder für jeden einsehbar veröffentlicht (Reum 2014, S. S.49-50).

Kanäle des Cybermobbings

Beim Cybermobbing kann zwischen geschlossenem und öffentlichem Mobbing unterschieden werden. Das geschlossene oder auch private Mobbing findet nur zwischen dem Täter und dem Opfer statt. Die Attacken finden per Mail, Instant Messenger oder Handy statt. Das öffentliche Mobbing erfolgt in aller Öffentlichkeit. Beispielsweise können in sozialen Netzwerken beleidigende Nachrichten auf die Pinnwand geschrieben oder peinliche Fotos des Opfers veröffentlicht werden. Zugleich bieten soziale Netzwerke jedoch auch gute Möglichkeiten, sich gegen Cybermobbing zu wehren. So können einzelne Personen auf eine „Ignorieren-Liste“ gesetzt und somit der Kontakt unterbunden werden. Ähnlich wie die sozialen Netzwerke funktionieren Internetforen und Chatrooms. Der User kann hier einen Account erstellen. Dabei ist es möglich, unrichtige Angaben zu machen und damit anonym zu bleiben. Bei diesen Plattformen ist es möglich, das Opfer via Textnachrichten zu beleidigen. Die wohl extremste Form von Webseiten sind die Mobbingseiten. Diese haben von Anfang an die Funktion, andere Personen zu schikanieren. Auf solchen Mobbingseiten kann zu einer Person ein Beitrag online gestellt werden, welcher öffentlich einsehbar ist. Daraufhin können andere User den Beitrag kommentieren und darüber diskutieren. Im Gegensatz zu Sozialen Netzwerken oder Chatrooms ist es nicht nötig, sich anzumelden um einen Beitrag zu verfassen. Der Verfasser bleibt also vollkommen anonym. Weitere Kanäle für Cybermobbing sind Videoportale, Online-Spiele oder selbst erstellte Webseiten (Reum 2014, S. 52-56).

Die Opfer

Prinzipiell kann Cybermobbing jeden treffen. Seien es Schüler, Lehrer, Arbeitskollegen, Frauen sowie Männer und Erwachsene ebenso wie Kinder und Jugendliche (Reum 2014, S. 65). Es können jedoch prädisponierende Faktoren bei den Opfern identifiziert werden. Ein Risikofaktor sind äussere Merkmale wie Übergewicht, eine sichtbare Behinderung oder die Körpergrösse. Die Opfer sind den Tätern oft physisch unterlegen. Zudem haben Erstere meist bereits vor Ausbruch des Cybermobbings ein negatives Selbstwertgefühl und eine negative Selbstwahrnehmung. Die Opfer sind oft leicht zu verunsichern, schnell niedergeschlagen und sie verhalten sich meist passiver als andere. Eine Sonderform stellen die provozierenden Opfer dar. Diese wechseln zwischen ängstlichem und aggressivem Verhalten. Zur Viktimisierung des Opfers tragen die Reaktion des Umfelds, die Cybermobbing-Handlung und die individuelle Verarbeitung der Schikane bei (Teuschel, Heuschen 2013, S. 89).

Die Täter

Die Motive der Täter sind sehr vielseitig. Es kann beispielsweise sein, dass der Täter sein Selbstbild bestätigen möchte, dass er Machtanspruch anstrebt, dass er sich die Langeweile vertreiben möchte oder Lust am Quälen verspürt. Auch bei den Tätern können prädisponierende Faktoren festgestellt werden. So sind die Täter oft grösser, stärker und älter als die Opfer und zeigen eine grosse physische Präsenz. Die Täter sind meist selbstbewusst und haben einen gewissen Machtanspruch. Oft zeigen sie einen hohen Grad an Aggressivität um ihre Ziele durchzusetzen. Zudem zeigen sie meist kein Mitleid mit den Opfern und sie sind in ihren sozialen Beziehungen oft manipulativ und instrumentalisierend um ihren Machtanspruch zu sichern. Eine Sonderform stellen die Opfer-Täter dar. Diese werden durch ihr Verhalten zuerst zum Opfer und danach selbst zum Täter. Analog zur Viktimisierung der Opfer kann die Viktimisierung der Täter dargestellt werden. Zu dieser steuern die Reaktion der Umwelt, die Cybermobbing-Handlung und die Verinnerlichung der Täterrolle bei (Teuschel, Heuschen 2013, S. 109).

Ursachen von Cybermobbing

Oftmals findet Mobbing in Zwangsgemeinschaften statt. Daher kann es sein, dass dies aus Frustration heraus geschieht, da der betreffenden Person, dem Opfer, nicht aus dem Weg gegangen werden kann. Mobbing kann jedoch auch aus persönlichen Gründen ausgeübt werden, beispielsweise aus Rache, Neid oder Eifersucht. Ein weiterer Grund kann das Stärken des eigenen Selbstwertgefühls sein. Mobbende greifen das Opfer an, weil sie sich in einem bestimmten Bereich unterlegen oder bedroht fühlen. Durch den Angriff wird das Opfer geschwächt. Beim Cybermobbing kommt zusätzlich der Aspekt der Anonymität zum Tragen. Die Täter können im Internet unerkannt andere Personen schikanieren, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Der Gemobbte kann sich dadurch nicht effektiv wehren oder zum Gegenangriff ansetzen. Dazu kommt, dass der Täter die reale Reaktion des Opfers nicht sehen und damit die Folgen nicht erkennen kann. Daher mobbt der Täter oft weiter, da er annimmt, dass die Attacke beim Opfer zu keiner Reaktion geführt hat. Das Internet wird von Jugendlichen zudem oft als einen Raum wahrgenommen, welcher frei von Aufsicht und Kontrolle ist. Dadurch sinkt die Hemmschwelle im Allgemeinen. Nicht immer findet Cybermobbing aber tatsächlich anonym statt. Mobbing kann auch eingesetzt werden, um Anerkennung von anderen Personen zu erhalten. Der Täter demonstriert so öffentlich seine Überlegenheit gegenüber anderen. Bei Mobbing in der Gruppe wird oft das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Gleichzeitig kann dies aber auch zu Gruppenzwang führen (Reum 2014, S. 69-72).

Folgen von Cybermobbing

Unabhängig davon, ob Mobbing im realen Leben oder via Internet praktiziert wird, ist die Wirkung in verschiedenster Weise negativ. Dabei sind die Folgen von Mobbing und Cybermobbing im Grossen und Ganzen ähnlich. Am schwersten wiegen die körperlichen und psychosomatischen Folgen für den Betroffenen. Kurzfristig gesehen reagiert der Körper zunächst verstärkt mit Stress. Die Folgen sind erhöhter Blutdruck, Angstgefühl oder Unkonzentriertheit. Leidet eine Person über längere Zeit hinweg unter Mobbing, wie dies meistens der Fall ist, können körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Schweissausbrüche, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden oder Erkrankungen innerer Organe auftreten. Als psychische Folgen können Depression, Phobien oder Obsessionen genannt werden. Oftmals können auch posttraumatische Stresssymptome entstehen. Abgesehen von den gesundheitlichen Folgen führt Mobbing oft auch zu einer sozialen Ausgrenzung aus der Gemeinschaft. Nicht zuletzt hat Mobbing auch Auswirkung auf das Privat- und Familienleben des Betroffenen, indem letzterer seine Gereiztheit, Antriebslosigkeit oder Depression im privaten Umfeld auslässt. Nicht selten steht am Ende eines Mobbing-Prozesses der Suizid des Opfers. (Reum 2014, S. 72-74).

Prävention

Es existieren verschiedene Organisationen, welche mithilfe von Aufklärung und Kampagnen auf das Thema Cybermobbing sowie die allgemeine Sicherheit im Internet, vor allem für Kinder und Jugendliche, aufmerksam machen. So beispielsweise die Pro Juventute oder das Programm Cyber Angels. Dazu kommen immer mehr Bücher und Online-Tools, welche sich mit der Problematik und vor allem mit der Vermeidung von Cybermobbing beschäftigen.

Konkrete Regeln um sich vor Cybermobbing zu schützen sind unter Anderem auf der Webseite feel-ok.ch zu finden (RADIX 2014):

  • Niemals Passwörter an Dritte weitergeben oder veröffentlichen. Das bedeutet, dass die Daten auch nicht an Freunde oder Kollegen weitergegeben werden sollten.
  • Niemals zu viele persönliche Informationen im Internet preisgeben, da diese missbraucht und gegen einem verwendet werden können. Heikle Daten wie die Wohnadresse oder die eigene Handynummer sollten nicht im Internet veröffentlicht werden.
  • Besondere Vorsicht ist beim Uploaden von Fotos oder beim Schreiben von Kommentaren geboten. Auch diese können missbraucht werden. Zudem können negative Kommentare oder Fotos unter Umständen ein Anstellungsverhältnis verhindern.
  • Einer der wichtigsten Punkte ist, sich nicht nur mit Freunden in der digitalen Umgebung abzugeben, sondern auch die Kontakte im realen Leben zu pflegen.

Quellen

  • Katzer, Catarina (2014): Cybermobbing – Wenn das Internet zur W@affe wird. Heidelberg: Springer Spektrum.
  • Reum, Anika (2014): Cybermobbing: Zur strafrechtlichen Relevanz der Schikane in den neuen Medien (Diss. Univ. Jena). Hamburg: Verlag Kovac.
  • Teuschel, Peter; Heuschen, Klaus Werner (2013): Bullying: Mobbing bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Schattauer.

Weiterführende Literatur

  • Dambach, Karl E. (2011): Wenn Schüler im Internet mobben: Präventions- und Interventionsstrategien gegen Cyber-Bullying. München: Ernst Reinhardt Verlag.
  • Pieschl, Stephanie; Porsch, Torsten (2012): Schluss mit Cybermobbing: Das Trainings- und Präventionsprogramm „Surf-Fair“. Weinheim: Beltz.

Weblinks

Verwandte Begriffe

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