Hypertext

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Definition: System von miteinander durch Links verknüpfter Textsequenzen (Knoten, Blöcke) [und unter Umständen auf diese Weise vorgeordnet] nichtlinearer Text, der einer umfassenden Wissensvermittlung (über gewissen Gegenstand) dient. Hypertext kann als eine Art „Wissensbank“ (oder dessen Teil) angesehen werden, in der „wohlgeordnete Mengen von Informationseinheiten und verschiedene Möglichkeiten der Verknüpfung“ (1) einen dynamischen Weg des Wissenserwerbs / Wissensvermittlung ergeben.

Geschichtliche Entwickung

a)Enzyklopädisten (im 18 Jh.) sammeln das ganze Wissen in Einzelbeiträgen und eröffnen den Weg für eine neu Art von Büchern

b)Bibliothekare 19. und 20. Jh. versuchen die Informationen aus den Büchern zu erschliessen und auf Karteikarten festzuhalten

c)1945 – Vannevar Bush entwirft erstes Hypertextsystem „Memex“ (System vernetzter Dokumente)

d)1960 - Ted Nelson's „Xanadu“ (erste Formulierung des Terminus Hypertext und "notlinear Writing")

e)1985 - Halasz „NoteCards“ (neu ist die fensterorientierte Benutzungsoberfläche)

f)1987 - Macintosh – „HyperCard“ (kommerziele Hypertext-Software für Apple; Die Darstellung erfolgt als Karteikarten)

h)1986 - PC – "Guide" (Eigentlich nur eine Erweiterung, mit der Textpassagen ein- und augeblendet werden)

i)1986 Standard Generalized Markup Language (ISO 8879:1986) (SGML als Basis für späteres HTML)

j)1987 Workshop über Hypertext in Chapel Hill (Liste der Beiträge des Workshops)

k)1989 - Ein Mitarbeiter des CERN, Tim Berners-Lee, entwickelt die Idee eines Hypertextsystems im Internet

l)ab 1992 entwickelt sich unter W3C das HTML und anschließende Verbreitung des WWW (1993 - erster Internet-Browser mit Bilddarstellung NCSA "Mosaic"; als einer der letzten(!) Unterstützer der WWW-Infrastruktur erwies sich Microsoft)

Hypermedia – Hypertext

Hypermedia

Ein System von miteinander verknüpften [und unter Umständen vorgeordneten] Medien wie Text, Bilder, Klänge, Videoaufnahmen, die einer umfassenden Wissensvermittlung (über einen gewissen Gegenstand) dienen. (Der Begriff "umfassende Vermittlung" wird im herkömmlichen Sinne verwendet d.h. univok zur Verwendung im Bezug z.B. auf Bücher.)

Multimedia-Anwendung ist hingegen der Einsatz von mehreren Medien, die miteinander verknüpft sind, aber nicht dem Anspruch des inhaltlichen (Informations-)Zusammenhangs genügen müssen.

Hypertext

Auf Basis eines Systems von miteinander durch Links verknüpfter Textsequenzen (Knoten, Blöcke) [und unter Umständen auf diese Weise vorgeordnet] erstellter nichtlinearer Text, der einer umfassenden Wissensvermittlung (über gewissen Gegenstand) dient. (Der Begriff "umfassende Vermittlung" wird im herkömmlichen Sinne verwendet d.h. univok zur Verwendung im Bezug z.B. auf Bücher.)

Hypertext kann als eine Art „Wissensbank“ (oder dessen Teil) angesehen werden, in der „wohlgeordnete Mengen von Informationseinheiten und verschiedene Möglichkeiten der Verknüpfung“(1) einen dynamischen Weg des Wissenserwerbs / Wissensvermittlung ergeben.

Hypertext-System ist hingegen das Regelwerk für den Einsatz der Textsequenzen und Links.

Knoten (en. 'nodes')

Knoten (en. „nodes“) (auch als Seiten oder Karten bezeichnet) sind einzelne Informationseinheiten, die mit anderen Informationseinheiten über Links verknüpft sind. (nicht unbedingt Texteinheiten, da es auch Übersichtsknoten und fileboxes gibt) Kleine Informationseinheiten nennt man auch „chunks“.

Link (en. 'link')

Links (Kanten, Anker) sind Verknüpfungsmechanismen, die mehrere Knoten miteinander verbinden.

Eigenschaften des Hypertextes

  • elektronisch
    Die vollständigste und einfachste Realisation eines Hypertextsystems geschieht auf elektronischem Wege. Datenbankgestützte Computerimplementierungen dieser machen die vollständige Umsetzung möglich (Volltextsuche statt Konkordanzen).
  • Eins-zu-eins-Beziehungen von Datenbasis und Anzeige
    Eine nicht essentielle aber oft geforderte Eins-zu-eins-Beziehung zwischen Knoten und der Anzeige bedeutet, daß der Knoteninhalt nicht größer sein sollte als der zur Verfügung stehende Platz auf dem Anzeigegerät (z.B. Bildschirm). Diese Forderung wird oft durch „paging“ (Aufteilung eines Konten auf mehrere „Unterseiten“) oder „scrolling“ (Aufwärts- und Abwärtsbewegung im Text mit Hilfe von Scrollbalken) umgangen.
  • graphische Übersicht über die Struktur
    Die Struktur des Hypertext-Dokumentes kann wie ein Inhaltsverzeichnis die Links und wichtigsten Informationen auf kleinem Raum zusammenfassen. Denkbar und möglich ist auch ein Graph, eine Metapher oder eine schlichte Linksammlung, die die Gliederung wiedergibt, mit einzelnen Knoten verbindet und so eine Art „mentale Landkarte“(2) für den behandelten Gegenstand ergibt.
  • verschiedene Zugriffsarten auf Informationen
    Hypertext ist eine Art Wissensbank (oder dessen Teil), die einem linearen Ablauf (wie in einem Buch: Seite für Seite) nicht notwendig folgen muß. Die Art und Weise, wie man auf die Knoten Zugreift, ist unterschiedlich. Demzufolge kann man von Hypertext behaupten, daß jeder Nutzer seinen eigenen Weg des Wissenserwerbs gehen kann (und oft geht). Es reicht meistens, in den Verlauf des Browsers hineinzuschauen, um festzustellen daß unterschiedliche Betrachter einer und derselben Seite unterschiedlich von ihr Gebrauch machten.
    • dem Link folgend (Navigieren)
    Vor allem für Einsteiger ist das Folgen von Links gut geeignet. Wenn man sich in einem Bereich nicht auskennt, weiß man oft nicht, welche Informationen relevant und qualitativ (Informationsgehalt und -richtigkeit) wertvoll sind, welche Alternativen es gibt, welche Synonyme für diesen Gegenstand gebraucht werden usw. Eine besondere Klasse von Links sind Inhaltsverzeichnisse sowie Vorwärts- und Rückwärtsbuttons bei „Touren“. Diese ordnen die Knoten hierarchisch an, geben dabei jedoch die Möglichkeit, einen „Abstecher“ zu machen.
    • über Volltextsuche (Indizes, Thesauri, Konkordanzen) = freies Navigieren
    Volltextsuche wird vorwiegend von Experten des Sachgebietes genutzt, um schnell und gezielt an einzelne Knoten zu gelangen. Voraussetzung dafür ist, daß man weiß, nach welchen Begriffen man suchen soll. Diese Art des Zugriffs auf Hypertext ist schneller, da man nicht durch mehrere Knoten gehen muß, um an gesuchte Information zu gelangen bzw. man muß nicht einmal wissen, wo sich die Information (Stichwort) befindet. Das erledigt ein sog. „robot“ (Datenbank und grabber und parser) für uns. Dem „robot“ muß man jedoch die Quelle zum Zweck der Indexierung mitteilen.
    • über „Browser“ (Inhaltsverzeichnis mit externen Links)
    Ein Browser ist ein Knoten, der aus Links mit kurzen Hinweisen auf den Inhalt der Ziel-Knoten besteht. Auch Links zu externen Knoten können darin enthalten ein.
  • Lesealternativen
    Hypertext bietet meist Lesealternativen, was für den Benutzer bedeutet, daß er dieselben Informationen aus anderen Quellen beziehen kann. (eine Art Fußnoten mit Literaturangaben)
  • sequentielles Abarbeiten
    Anders als bei einem Buch (ausgenommen Referenzen und Lexika) kann man nur interessante Textpassagen lesen und andere weglassen.
  • benutzergerecht
    Benutzergerecht kann Hypertext sein, indem man von Benutzertypen(3) ausgeht, die schlecht, gut oder sehr gut über das behandelte Gegenstand informiert sind und die Informationen dem Benutzertyp entsprechend aufbereitet bzw. die Textsequenzen so aufbereitet, daß gewisse Benutzertypen diese einfach überspringen können.

Probleme und Herausforderungen

  • Desorientierung = lost in hyperspace
    Von Desorientierung spricht man, wenn sich der Benutzer in der Vielzahl der möglichen Links verliert.
  • cognitive overload
    Cognitive overload ist ein Zustand, in dem der Benutzer nicht im Stande ist, der Vielzahl der Links zu folgen, da seine Kompetenz für die Entscheidung über weiteres Vorgehen nicht ausreicht.
  • information retrieval
    Bis auf Indexierung gibt es im Moment kaum wirksame Hilfen im WWW, um eine gespeicherte Information wiederzufinden.
  • Kohärenz
    Wegen der Fragmentierung des Textes nimmt man ihn fragmentiert wahr. Im Idealfall sollte jedoch ein Hypertext ganzheitlich wahrgenommen werden sowie nicht von inneren Widersprüchen belastet sein. Intentionalität („Vorliegen einer durchgehenden Äußerungsabsicht“(4)) sollte gewahrt bleiben.
  • Qualitätsmaxime
    Darunter versteht man die Verlässlichkeit (Korrektheit) der Information und das Benutzer-gerecht-werden (Informationen sind an Benutzer angepasst).
  • Aktualität und „tote Links“
    Durch Strukturänderungen ergeben sich viel zu oft „tote Links“ - Ausgangsanker, die keinen Zielanker besitzen.
  • Maxime der Relation
    Die Informationen sollten (aus der Sicht des gegenwärtigen Knotens) relevant sein, d.h. sie sollten in einer Relation zu ihm stehen.

Knoten

Links

Hypertext-Strukturen

Orientierung im Hypertext

Hypertext und WWW


Literatur und Weblinks

(1) Luckhardt Heinz-Dirk, Hypertext – Eine erste Orientierung, http://www.is.uni-sb.de/studium/handbuch/exkurs.hyper.php

(2) Gerd Heike, http://www.perzept.de/hypertext/Was.htm

(3) Reiner Hammwöhner, Hypertext, in: Kuhlen (Hg.), Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, 2004, S. 421

Geschichte des WWW (eine Zusammenfassung)

DMOZ - Open Directory Project

NoteCards - einige Informationen zu NoteCards

Navigation im WWW - Diplomarbeit von Tobias Steinke

Xanadu - Das immer noch aktive Projekt



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