Informationsethik: Unterschied zwischen den Versionen

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== Daten, Information und Wissen==
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Wir sprechen von Information als sei diese schon das ganze Wissen und übersehen dabei, dass Information nur eine besondere Form des Wissens ist, nämlich die Art und Weise, wie sich das Wissen transportabel macht. Auch kann man sich Wissen nur als Wissender aneignen, Wissen setzt den Wissenden voraus (Kuhlen 2004, S. 157).
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=== Daten===
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Codierungen von Beobachtungen (Zahlen, Sprache, Text, Bilder). Daten sind gemessene Einheiten, die durch Beobachtungen von natürlichen oder simulierten Gegenständen oder Ereignissen gewonnen und nach syntaktischen Regeln in einem vereinbarten Zeichensystem dargestellt werden. Sie bedeuten für sich alleine genommen nichts.
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=== Information===
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Information ist Wissen in Aktion und Information ist Wissen in Kontext. Die Auswahl von relevanten Daten. Information ist Systemrelativ. Es ist eine Nachricht welche beim Rezipienten eine Handlung auslöst. Eine Information steckt in einem Symbol oder Zeichen. Eine Information hat eine Bedeutung über das Zeichen hinaus und steht in einem Kontext. Eine Information benötigt das Wissen über die Zuordnung von Symbol und Nachricht. Information beinhaltet die Menge an Wissen, das in aktuellen Handlungssituationen benötigt wird, das der Handelnde aber nicht selber besitzt oder über das er momentan nicht verfügt.
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=== Wissen===
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Wissen ist Information in Aktion. Damit Wissen zur Information wird, werden mindestens zwei Partner benötigt (face to face oder fact to file). Vorhandenes Wissen kann nur dann memoriert oder kommuniziert werden, wenn es in irgendeiner Weise dargestellt wird. Wissen war schon immer ein repräsentiertes Wissen. Zugang zu Wissen ist nur möglich über seine Darstellung.
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=== Wissensautonomie===
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Unter Wissensautonomie soll die Fähigkeit verstanden werden, anstehende Probleme aus der eigenen Wissenskompetenz lösen zu können. Man ist in der Lage, auf das eigene Wissen zurückzugreifen, also auf das Wissen, das man früher erworben und zugriffsbereit in seinem Gedächtnis gehalten hat, und es auf das aktuelle Problem anzuwenden(Kuhlen 2004, S. 163).
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=== Informationsautonomie===
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Informationelle Autonomie und ihr Anspruch gilt entsprechend dem Inklusivitätsprinzip für jedermann – ist eine Funktion der Freiheit und des Rechts, auf bestehendes Wissen, beziehungsweise dessen Ressourcen zugreifen zu können. Die Freiheit und das Recht, die dafür erforderliche Kompetenz und Kapazität erwerben zu können (Bildung und gerechte Verteilung der Mittel). Diese Freiheit und dieses Recht wird in den vernetzten Informationswelten der elektronischen Räume des Internets immer wichtiger und deshalb umstrittener (Kuhlen 2004, S. 165).
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Das sind die grossen Themen der Informationsethik: Zugriff auf Wissen über Information, Sicherung von Informationskompetenz und informationeller Autonomie, Sicherung der Ressourcen und Recht auf Kommunikation (Kuhlen 2004, S. 165).
  
  

Version vom 31. Dezember 2014, 11:09 Uhr

In der heutigen Gesellschaft nimmt die Bedeutung von Wissen und Information immer mehr zu. Das Internet dringt in fast alle gesellschaftlichen Bereiche vor, so dass sich neue Formen des Umgangs mit Information und Wissen entwickeln. Die Gesellschaft verwandelt sich in eine Wissens- beziehungsweise Informationsgesellschaft. Durch den Zuwachs an neuen Medien werden neue Verhaltensformen, ethische Prinzipien, Regeln und Gesetze erforderlich, die in neue Werte- und Rechtssysteme eingebunden werden müssen (siehe auch ethische Richtlinien der ASIS&T, Computer Professionals for Social Responsibility und CyberAngels). Die Informationsethik als eine philosophische Disziplin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Formen des Austauschs von Wissen zu entwickeln, die ein gutes und gerechtes Leben für jeden in jeder Kultur ermöglichen.


Ethik und Informationsethik

Das Internet ist der Raum in welchem beim Umgang mit Wissen und Information neue Verhaltensformen und auch eine neue Moral entstehen. Demzufolge kann Informationsethik als die Reflexion über das moralische Verhalten oder die Wertvorstellungen von Usern im elektronischen Raum angesehen werden. Daher kann Informationsethik als die praktizierende Aufklärung im Netz angesehen werden. Das Instrument für die Aufklärung ist der informationsethische Diskurs. Der Diskurs entsteht wenn bei Fragen nach dem Umgang mit Wissen und Information divergierende Interessen aufeinander treffen und unterschiedliche Ziele miteinander konfligieren (Kuhlen 2004, S. 23).

Ethos der Informationsgesellschaft

Das Internet ist der elektronische Raum, in welchem sich das moralische Verhalten herausbildet und den Gegenstand für die ethischen Reflexionen bildet. Mit Ethos ist die Bezeichnung der Gesinnung und Haltung eines Einzelnen oder Gesellschaft gemeint, insofern diese bestimmte sittliche Akzente gesetzt sind und bestimmt Werte betont werden (Kuhlen 2004, S. 24).

Intellektuelle Lebenswelten

Intellektuell: Die Idealisierung der nicht intuitiv erfahrenen Umwelt. Lebenswelt: Alle faktischen und subjektiven Erfahrungen in der gelebten Umwelt. Somit ist der Begriff der „intellektuellen Lebenswelt“ ein Widerspruch in sich, da die intellektuelle Welt ja ursprünglich gerade nicht die intuitive erfahrene Lebenswelt, sondern ihre Idealisierung darstellt. Intellektuelle Lebenswelten metaphorisieren den Lebensbegriff gewissermassen. Informationsethik ist somit die Ethik unter den Bedingungen der sich fortschreitenden Telemediatisierung aller Lebenswelten (Kuhlen 2004, S. 25).

Ethos und normatives Verhalten

Ethos: Gesinnung, Haltung und Wertvorstellungen einer Person oder einer Gesellschaft Normatives Verhalten: Soziale Handlungen die in der Gesellschaft als Akzeptabel und Normal angesehen werden (Kuhlen 2004, S. 26).

Die Ethik ist mit dem Ethos verwandt. Die Ethik kann als Lehre verstanden werden nach der Tugend die Tugend des Menschen ist (…), Normen und Mass setzende Grundlegung für die Lehre von Haus (das Private) und für Politik (das Öffentliche) im Sinne von Gesetztes- und Verfassungssatzung. Sie geht davon aus, dass Tugend nicht von Natur und gegen die Natur, sondern durch Gewohnheit und Einübung (…) wird und versteht sie als Haltung (…), durch die der Mensch gut wird, und als Mitte zwischen Zuviel und Zuwenig. In der Tugend wird wirksam, was eigentümliches Werk des Menschen als Menschen ist (Ritter, 1972).

Das Ethos der Informationsgesellschaft ist das Internet. Die elektrischen Räume sind die Umgebung, in denen wir uns immer häufiger bewegen und aus denen wir unser intellektuelles Leben reproduzieren. Wir verbringen einen immer grösseren Teil unserer privaten wie auch professionellen (öffentlichen) Zeit im direkten face-to-face mit dem Bildschirm. Und somit bestimmt die elektronische Umgebung immer mehr unsere Sicht auf die Welt. Wir erfahren die Welt zu grossen Teilen nicht mehr direkt aus dem, was wir real erleben, sondern aus der telemediatisierten Welt. Cyperspace wird somit immer mehr zu einem realen Begriff. Wir reinterpretieren Cyberspace also nicht nur als etwas, das unser privaten, professionellen und öffentlichen Lebenswelten prägt, sondern als intellektuelle Lebenswelt für sich (Kuhlen 2004, S. 27).

Daher kann man sagen, dass sich in der Informationsethik momentan neue Umgangsformen entwickeln, daraus lassen sich neue Normen ableiten und vielleicht auch neue moralische Grundlagen und somit auch neue ethische Verallgemeinerungen. Die bis dahin bestehenden Normen und ethischen Grundlagen sind sicherlich weiterhin gültig und wirksam aber dass die mediale Grundlage für die Informationsethik eine andere ist als die Ethik welche sich an die Bedingungen der Industrialisierung und der bürgerlichen Gesellschaft orientiert, ist verständlich. Die Informationsethik orientiert sich also an einem neuen, sich im Wandel begriffenen, Wertesystem und wird neue normative Verhaltensweisen aus der telemediatisierten Lebenswelten hervorbringen (Kuhlen 2004, S. 28).

Gestaltungsspielräume

Die einen wollen Wissen und Information gänzlich frei machen, da Wissen und Information in elektronischen Umgebungen nicht eingesperrt werden können, erst recht nicht eingesperrt werden dürfen. Die anderen sehen in den elektronischen Räumen die Vollendung der Möglichkeiten der kommerziellen Verwertung von Wissen und Information. Proprietäre Verwertung konfligiert mit offenem Informationsverhalten des Teilens von Wissen (Kuhlen 2004, S. 32).

Wissen und Information könnten heute so umfassend und freizügig wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit allen bereitgestellt werden – faktisch ist jedoch der der Zugriff auf Wissen und Information nie so kompliziert und begrenzbar geworden wie heute in der fortschreitenden Kommerzialisierung von Wissen und Information.

Diskursethik

Die Diskursethik ist zu Ende des 20. Jahrhunderts entstanden und zur Leitethik ernannt worden Diskursethik ist das Prinzip der moralischen Argumentation im Rahmen einer idealen Kommunikationsgesellschaft (Kuhlen 2004, S. 55).

Akteursgruppen

  • Urheber und Künstler
  • Wissenschaft und Technik
  • Ausbildung
  • Freie und Offene Software Bewegung
  • Staat
  • Kommerzielle Herstellung, Verlage, Content Provider
  • Nutzer und Verbraucher
  • Telekommunikation, Service-Access Provider
  • Informations-Kommunikations-Technologie
  • Bibliotheken, Vermittler

Informationsethische Diskurs

Informationsethik kann verstanden werden als praktizierende Aufklärung. Wie soll man mit Wissen und Information in der heutigen Gesellschaft umgegangen werden. Mit der Diskursethik ist dafür eine erste Grundlage erstellt worden. Der Bedarf an informationsethischen Diskursen entsteht, wenn bei wichtigen Fragen des Umgangs mit Wissen und Information divergierende Interessen und Meinungen der verschiedenen Akteursgruppen aufeinander prallen (Kuhlen 2004, S. 67).


Menschenrechte in der Informationsgesellschaft

Menschenrechte sind individuelle und universal gültige Rechte, die ein Staat allen seinen Bürgern garantieren soll. Menschenrechte zielen dabei auf unbedingte Gleichheit ab (Kuhlen 2004, S. 98). Die bekannteste Auflistung ist die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ („Universal Declaration of Human Rights“ UDHR), welche 1948 von den Vereinten Nationen in Paris aufgestellt wurden. Von diesen Menschenrechten wurden weitere abgeleitet bzw. erweitert. So auch das Recht, über seine Menschenrechte informiert zu sein. Dieses Recht kann als informationsethisches Postulat, d. h. als einen Grundsatz der Informationsethik bezeichnet werden (Kuhlen 2004, S. 99). Die Menschenrechte allgemein sind ethische Grundlagen der Völkergemeinschaften überhaupt, jedoch nicht zwingend schon rechtlich verbindliche Handlungsanweisungen. Dazu werden sie erst, wenn ein entsprechendes Gesetz in einem Staat festgelegt wird (Kuhlen 2004, S. 102). Die Menschenrechte sind stark von den westlichen Kulturen mit ihrem jüdisch-christlichen Normenverständnis geprägt. So gesehen „ersetzen“ sie heute global gesehen die gleiche Rolle wie früher (und in einigen Gesellschaften noch heute) die Religion bzw. die darin enthaltene Weltanschauung. Dies zeigt die mögliche Schwierigkeit auf, den Geltungsbereich der Menschenrechte weltweit umzusetzen (Kuhlen 2004, S. 106). Ein interessanter Zusammenhang besteht zwischen der Ausbreitung einer Menschenrechtskultur und derjenigen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), welche zur heutigen Informationsgesellschaft geführt hat.

Das für die Informationsethik wohl wichtigste Recht der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ ist im Artikel 19 enthalten, das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäusserung. Dazu gehört auch die Informationsfreiheit, ebenso die Pressefreiheit. Ein Problem entsteht hier jedoch durch die Frage, ob nun Pressefreiheit (also eine Institution betreffend) mit dem persönlichen Recht auf Meinungsfreiheit (also ein Individuum betreffend) überhaupt vereinbar sind (Kuhlen 2004, S. 113). Deshalb sind in den meisten Grundgesetzen der einzelnen Länder die beiden Aspekte separat geregelt (z. B. in der Bundesverfassung der Schweiz in Art. 16 und 17).

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Presse vermehrt mit Infotainment, Politik und Unterhaltung verknüpft wird und nicht mehr nur als Werkzeug für die freie Meinungsäusserung dient. Doch trotz dieser neuen Rolle der Medien soll die Pressefreiheit – und damit ihre unabhängige, kritische und informierende Funktion – unbedingt bewahrt werden. Alle Massnahmen dazu sind informationsethisch absolut erwünscht (Kuhlen 2004, S. 118). Die neuen Möglichkeiten im veränderten elektronischen Medienumfeld des Internets führen jedoch dazu, dass auch der einzelne Bürger aktiv werden kann (durch Blogs o. ä.).


Telemediatisierung (IKT) und Digital Divides ? Wissenskluft

Unter Telemediatisierung versteht Kuhlen (2004, S. 121) den Prozess der Verbindung von Telekommunikation, Informatik und Multi-/Hypermedia. Heute ist eher der Begriff IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) oder ICT (information and communication technology) geläufig – was zwar nicht den Prozess beschreibt, aber trotzdem die Verbindung der Aspekte. Dieser Begriff ist in der Informationsethik aktuell, weil der Zugang zu den entsprechenden (Online-)Medien nicht mehr gleich gewährleistet ist wie bei den „klassischen“ Medien (Telefon, Rundfunk). Dies kann zu Digital Divides (digitalen Klüften) führen. Das Internet ist seit ca. 1999 zum Massenmedium geworden, jedoch nur in den Industriestaaten. Um das Internet tatsächlich nutzen zu können, sind einerseits der technische Zugang nötig und andererseits die Informationskompetenz, um die Inhalte erfolgreich zu nutzen (Kuhlen 2004, S. 130). Dass der Zugang zu (Online-)Informationen noch immer einem „digital divide“ unterworfen ist, bezeichnet Kuhlen (2004, S. 136) als „informationsethischen Skandal“. Ausserdem sei die Sicht auf den globalen digital divide eher einseitig, nämlich technischer Art. Vielmehr sollten auch Aspekte wie Bildung, informationelle Infrastruktur und Informationsdienste an sich mit einbezogen werden. Gründe für die zurück bleibende Beteiligung an elektronischen Netzen und Diensten sind (Kuhlen 2004, S. 139/Gantert und Hacker 2008, S. 388)

  • fehlende Telekommunikationsinfrastruktur
  • unzureichende Computerausstattung
  • unzureichende Energieversorgung
  • Armut generell
  • niedriger Stand der Informatik- und Informations-/Medienkompetenz

Die Überwindung der digital divides wird eine zentrale ökonomische, soziale und politische Herausforderung des 21. Jahrhunderts sein (Kuhlen 2004, S. 148). Unterschiede zwischen Ländern der Welt in Bezug auf Verfügung über IKT-Dienste sind die eine Perspektive, doch auch innerhalb eines Landes gibt es digital divides. Dies können Ungleichheiten in Bildung, Informationskompetenz, Geschlecht, Einkommen, Alter oder Grad der gesundheitlichen Einschränkungen betreffen (Kuhlen 2004, S. 149). Gerade betreffen Barrierefreiheit werden Menschen mit Behinderungen bei der Nutzung von IKT-Diensten oft benachteiligt. Informationsethisch gesehen ist die Barrierefreiheit keine bloss karitative Forderung, sondern ein Grundrecht.


Daten, Information und Wissen

Wir sprechen von Information als sei diese schon das ganze Wissen und übersehen dabei, dass Information nur eine besondere Form des Wissens ist, nämlich die Art und Weise, wie sich das Wissen transportabel macht. Auch kann man sich Wissen nur als Wissender aneignen, Wissen setzt den Wissenden voraus (Kuhlen 2004, S. 157).

Daten

Codierungen von Beobachtungen (Zahlen, Sprache, Text, Bilder). Daten sind gemessene Einheiten, die durch Beobachtungen von natürlichen oder simulierten Gegenständen oder Ereignissen gewonnen und nach syntaktischen Regeln in einem vereinbarten Zeichensystem dargestellt werden. Sie bedeuten für sich alleine genommen nichts.

Information

Information ist Wissen in Aktion und Information ist Wissen in Kontext. Die Auswahl von relevanten Daten. Information ist Systemrelativ. Es ist eine Nachricht welche beim Rezipienten eine Handlung auslöst. Eine Information steckt in einem Symbol oder Zeichen. Eine Information hat eine Bedeutung über das Zeichen hinaus und steht in einem Kontext. Eine Information benötigt das Wissen über die Zuordnung von Symbol und Nachricht. Information beinhaltet die Menge an Wissen, das in aktuellen Handlungssituationen benötigt wird, das der Handelnde aber nicht selber besitzt oder über das er momentan nicht verfügt.

Wissen

Wissen ist Information in Aktion. Damit Wissen zur Information wird, werden mindestens zwei Partner benötigt (face to face oder fact to file). Vorhandenes Wissen kann nur dann memoriert oder kommuniziert werden, wenn es in irgendeiner Weise dargestellt wird. Wissen war schon immer ein repräsentiertes Wissen. Zugang zu Wissen ist nur möglich über seine Darstellung.

Wissensautonomie

Unter Wissensautonomie soll die Fähigkeit verstanden werden, anstehende Probleme aus der eigenen Wissenskompetenz lösen zu können. Man ist in der Lage, auf das eigene Wissen zurückzugreifen, also auf das Wissen, das man früher erworben und zugriffsbereit in seinem Gedächtnis gehalten hat, und es auf das aktuelle Problem anzuwenden(Kuhlen 2004, S. 163).

Informationsautonomie

Informationelle Autonomie und ihr Anspruch gilt entsprechend dem Inklusivitätsprinzip für jedermann – ist eine Funktion der Freiheit und des Rechts, auf bestehendes Wissen, beziehungsweise dessen Ressourcen zugreifen zu können. Die Freiheit und das Recht, die dafür erforderliche Kompetenz und Kapazität erwerben zu können (Bildung und gerechte Verteilung der Mittel). Diese Freiheit und dieses Recht wird in den vernetzten Informationswelten der elektronischen Räume des Internets immer wichtiger und deshalb umstrittener (Kuhlen 2004, S. 165).

Das sind die grossen Themen der Informationsethik: Zugriff auf Wissen über Information, Sicherung von Informationskompetenz und informationeller Autonomie, Sicherung der Ressourcen und Recht auf Kommunikation (Kuhlen 2004, S. 165).





Aufgaben der Informationsethik

In den Aufgabenbereich der Informationsethik fallen Themen wie die Beobachtung der Entwicklung des moralischen Verhaltens im Informationsbereich und diese Entwicklung gegebenenfalls zu kritisieren und Verbesserungsvorschläge zu machen. Dazu stellt sie Fragen nach dem Entstehen der Strukturen und der Machtverhältnisse, die das Informationsverhalten in verschiedenen Kulturen und Epochen bestimmen. Auch wird allgemein die Entwicklung informationsethischer Fragestellungen beobachtet.

Eine weitere Aufgabe der Informationsethik ist es, Informationsmythen aufzudecken und zu kritisieren.

Themen der Informationsethik

Im Vordergrund der Informationsethik stehen alle Fragen, die mit der Produktion, Aufbereitung, Verteilung und Nutzung von Wissen und Information zusammenhängen. Hieraus ergeben sich folgende Thematiken:

  • Eigentumsrechte an Informationen
Bei der Eigentumsrechtsthematik stehen sich verschiedene Interessensgruppen gegenüber. Zum einen die Autoren und Verlage, die bei freier Bereitstellung ihr Einkommen gefährdet sehen, und zum anderen die Nutzer von Texten, die einen möglichst freien Zugriff präferieren.
  • Freier Zugang zu Informationen
Allen, auch den ärmeren Kulturen, sollte in Zukunft der Zugriff auf Informationen und das Verfassen von Informationen möglich sein.
Beim Zugang zu Informationen gibt es bedeutende Unterschiede sowohl innerhalb einer Gesellschaft ("Reiche haben mehr Möglichkeiten als Arme", "Junge nutzen das Internet häufiger als Alte" oder "Männer mehr als Frauen") als auch auf internationaler Ebene ("In Industrieländern bestehen bessere Möglichkeiten als in Entwicklungsländern"). Die Informationsethik sucht nach Möglichkeiten, die Digitale Kluft zu überwinden.
Wegen der wachsenden Möglichkeiten der Überwachung drängen sich die Fragen nach der Wahrung der Privatsphäre und des Datenschutzes auf. Kann sich beispielsweise der Internetbenutzer noch sicher sein, dass seine persönlichen Daten, die er im Netz angibt, nicht ohne und gegen seinen Willen verwendet werden?
  • Zensur und Jugendschutz
Dieses Thema wirft einen Konflikt auf. Um die Kriminalität im Internet bekämpfen und den Jugendschutz sichern zu können, müsste der Staat seine Kontrolle verstärken. Diese Zensur würde aber auch eine Einschränkung der Informationsfreiheit bedeuten.

Informationsethische Organisationen im Netz

  • UNESCO
Die UNESCO ist ein internationales Forum zur Reflexion und Debatte der gesellschaftlichen, kulturellen, ethischen und rechtlichen Folgen des Umgangs mit Informationen für die Gesellschaft. In diesem Kontext bemüht sie sich um einen Trialog zwischen Entscheidungsträgern, Öffentlichkeit und Informationsproduzenten. Des weiteren motiviert sie den Einzelnen, mehr Kompetenzen in der Mediennutzung zu erwerben, um selbst mehr Eigenverantwortung übernehmen zu können. Ziel der UNESCO ist ein internationaler Konsens zu ethischen und rechtlichen Standards.
  • Nethics
Ähnlich wie die UNESCO bietet auch Nethics Hintergrundinformationen zu informationsethischen Themen an. Zudem stellt die Internetseite eine Diskussionsplattform zum gegenseitigen Austausch bereit.

Quellenangabe

(alle Webadressen zuletzt besucht am 04.08.2010)

Verwandte Begriffe

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