Kohäsive Geschlossenheit: Unterschied zwischen den Versionen

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„Kohäsive Geschlossenheit“ ist eine Eigenschaft von Hypertexteinheiten (informationellen Einheiten, Hypertextknoten, Sites im WWW). Sie bedeutet, dass diese Einheiten eigenständig, in unterschiedlichen Kontexten und ohne Vorwissen verständlich sein müssen. Dies ist deshalb erforderlich, weil der Hypertextschreiber nicht wissen kann, auf welchem Wege der Leser zu dieser Einheit gelangt ist und über welches Vorwissen er verfügt.
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„Kohäsive Geschlossenheit" ist eine Eigenschaft von Hypertexteinheiten (informationellen Einheiten, Hypertextknoten, Seiten im WWW). Sie bedeutet, dass diese Einheiten eigenständig, in unterschiedlichen Kontexten und ohne Vorwissen verständlich sein müssen. Dies ist deshalb erforderlich, weil der Hypertextschreiber nicht wissen kann, auf welchem Wege der Leser zu dieser Einheit gelangt ist und über welches Vorwissen er verfügt.
 
   
 
   
Der Begriff geht auf den Begriff “Kohäsion” (Zusammenhang, Verknüpftheit) zurück. In der Linguistik bezeichnet er die Verbindung von Wörtern und Sätzen zu Texten. Mittel der Kohäsion sind z.B. Proformen (Pronomina, Adverbien etc. wie “dieser”, “dabei”...) oder Deixis (im Text eingeführtes Wissen: “Adolf Hitler” wird später augegriffen als “der Führer”). Damit werden also Zusammenhänge innerhalb von Texten hergestellt. Solche Kohäsionsmittel können im Hypertext nur innerhalb einer Einheit verwendet werden und dürfen nicht auf andere Einheiten Bezug nehmen.
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Der Begriff geht auf den Begriff "Kohäsion" (Zusammenhang, Verknüpftheit) zurück. In der Linguistik bezeichnet er die Verbindung von Wörtern und Sätzen zu Texten. Mittel der Kohäsion sind z.B. Proformen (Pronomina, Adverbien etc. wie “dieser”, “dabei”...) oder Deixis (im Text eingeführtes Wissen: “Adolf Hitler” wird später aufgegriffen als “der Führer”). Damit werden also Zusammenhänge innerhalb von Texten hergestellt. Solche Kohäsionsmittel können im Hypertext nur innerhalb einer Einheit verwendet werden und dürfen nicht auf andere Einheiten Bezug nehmen.
  
Eine Hypertexteinheit enthält also nicht alles Wissen, das der Leser zum Verständnis der Einheit benötigt. Gleichzeitig muss sie mit ihren verschiedenen Kontexten verknüpft sein. Kuhlen fasst das Problem so zusammen:
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Eine Hypertexteinheit enthält also alles Wissen, das der Leser zum Verständnis der Einheit benötigt. Gleichzeitig muss sie mit ihren verschiedenen Kontexten verknüpft sein. Kuhlen fasst das Problem so zusammen:
  
"Obgleich die Kunst zweifellos darin besteht, informationelle Einheiten so festzulegen, daß sie aus sich heraus verstanden werden können, müssen sie doch gleichzeitig auf ihren informationellen Kontext verweisen" (Kuhlen 1991, S. 81). Sie sind nach außen abgeschlossen, wie Wassertropfen, und sind doch gleichzeitig - wie diese - Teil eines größere Ganzen.
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"Obgleich die Kunst zweifellos darin besteht, informationelle Einheiten so festzulegen, dass sie aus sich heraus verstanden werden können, müssen sie doch gleichzeitig auf ihren informationellen Kontext verweisen" (Kuhlen 1991, S. 81). Sie sind nach außen abgeschlossen, wie Wassertropfen, und sind doch gleichzeitig - wie diese - Teil eines größeren Ganzen.
  
  

Version vom 20. Juli 2006, 10:45 Uhr

„Kohäsive Geschlossenheit" ist eine Eigenschaft von Hypertexteinheiten (informationellen Einheiten, Hypertextknoten, Seiten im WWW). Sie bedeutet, dass diese Einheiten eigenständig, in unterschiedlichen Kontexten und ohne Vorwissen verständlich sein müssen. Dies ist deshalb erforderlich, weil der Hypertextschreiber nicht wissen kann, auf welchem Wege der Leser zu dieser Einheit gelangt ist und über welches Vorwissen er verfügt.

Der Begriff geht auf den Begriff "Kohäsion" (Zusammenhang, Verknüpftheit) zurück. In der Linguistik bezeichnet er die Verbindung von Wörtern und Sätzen zu Texten. Mittel der Kohäsion sind z.B. Proformen (Pronomina, Adverbien etc. wie “dieser”, “dabei”...) oder Deixis (im Text eingeführtes Wissen: “Adolf Hitler” wird später aufgegriffen als “der Führer”). Damit werden also Zusammenhänge innerhalb von Texten hergestellt. Solche Kohäsionsmittel können im Hypertext nur innerhalb einer Einheit verwendet werden und dürfen nicht auf andere Einheiten Bezug nehmen.

Eine Hypertexteinheit enthält also alles Wissen, das der Leser zum Verständnis der Einheit benötigt. Gleichzeitig muss sie mit ihren verschiedenen Kontexten verknüpft sein. Kuhlen fasst das Problem so zusammen:

"Obgleich die Kunst zweifellos darin besteht, informationelle Einheiten so festzulegen, dass sie aus sich heraus verstanden werden können, müssen sie doch gleichzeitig auf ihren informationellen Kontext verweisen" (Kuhlen 1991, S. 81). Sie sind nach außen abgeschlossen, wie Wassertropfen, und sind doch gleichzeitig - wie diese - Teil eines größeren Ganzen.


Literatur