Lernstatt: Unterschied zwischen den Versionen

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Das von der Arbeits- und Beratergruppe „Cooperative Arbeitsdidaktik“ in den 70er Jahren in Berlin entwickelte Projekt „Lernstatt“ sollte zur Integration von Gastarbeitern, Spät-, Aus- und Übersiedlern und zum Abbau von Verständigungsschwierigkeiten dienen. Ursprünglich sollten bei dieser Form betrieblicher Personalentwicklung deutsche Vorgesetzte ihren ausländischen Kollegen fehlende Sprachkenntnisse vermitteln. Heute versteht man unter Lernstatt das Angebot von Methoden, die Menschen den Umgang mit sich, mit anderen und mit den sachlichen Gegebenheiten des Arbeitsumfeldes erleichtern. Dieser Begriff ist ein Kunstwort aus „Werkstatt“ und „Lernen“, das versucht die strikte Trennung zwischen Arbeiten und Lernen zu überwinden. Der Lernprozess findet in autonomen Kleingruppen mit begrenzter Teilnehmerzahl statt, d.h. die Gruppe bestimmt, ob und wann ein Außenstehender einbezogen wird oder was von den erarbeiteten Ergebnissen nach außen dringen darf. Die Treffen zur Besprechung betrieblicher, aber auch persönlicher Themen finden in 14-tägigen Rhythmus in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz statt, weshalb man von einer Weiterbildungsform von Near-the-job spricht. Die Grundbausteine sind eine Lernstattzentrale für Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle, Moderatorentreffen, Lernstattbeauftragte zur Koordination der Aktivitäten und als Anlaufstelle für Moderatoren, Situationsberater als kompetente Gesprächspartner mit Fachwissen und Beraterkreise zur Repräsentation der Lernstatt, Steuerung der Aktivitäten und Verbreitung des Lernstattgedankens. Die Gruppenleitung übernehmen zwei Moderatoren aus dem Kreis der betrieblichen Mitarbeiter, die Fragen stellen, Strukturen für die Arbeit vorgeben, Gruppenprozesse einleiten und Hilfen bei der Ergebnisformulierung geben. Durch die Moderatorenarbeit wird die soziale Kompetenz gesteigert und die Teilnehmer werden in ihrem Verhalten offener, aufgeschlossener und bauen gegenüber Vorgesetzten Hemmungen ab.                                 
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Das von der Arbeits- und Beratergruppe „Cooperative Arbeitsdidaktik“ in den 70er Jahren in Berlin entwickelte Projekt „Lernstatt“ sollte zur Integration von Gastarbeitern, Spät-, Aus- und Übersiedlern und zum Abbau von Verständigungsschwierigkeiten dienen. Ursprünglich sollten bei dieser Form betrieblicher Personalentwicklung deutsche Vorgesetzte ihren ausländischen Kollegen fehlende Sprachkenntnisse vermitteln. Heute versteht man unter Lernstatt das Angebot von Methoden, die Menschen den Umgang mit sich, mit anderen und mit den sachlichen Gegebenheiten des Arbeitsumfeldes erleichtern.  
Von der „Lernstatt“ gehen immaterielle Anreize aus, weil Probleme, Ideen und Gedanken gehört und ernst genommen werden und in die betrieblichen Entscheidungen einfließen. Ziele dieses Konzeptes sind die Entwicklung von Ideen, Suchen von Lösungsmöglichkeiten, Optimierung der Arbeitsabläufe und –bedingungen, persönliche Entfaltung in der Gruppe, Steigerung des Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein, Erhöhung des persönlichen Engagements, verbesserte betriebsinterne Kommunikation und Betriebsklima durch gemeinsames Lernen, Anhebung des Bildungsstandes auf ein einheitliches Niveau, Erzeugung eines Gruppenbewusstseins, wodurch die Identifikation mit dem Gruppenergebnis und somit eine positive Einstellung zum Produkt und zum Unternehmen gefördert werden soll.   
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<br>Dieser Begriff ist ein Kunstwort aus „Werkstatt“ und „Lernen“, das versucht die strikte Trennung zwischen Arbeiten und Lernen zu überwinden. Der Lernprozess findet in autonomen Kleingruppen mit begrenzter Teilnehmerzahl statt, die in regelmäßigen Treffen betriebliche, aber auch persönliche Themen besprechen.  
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<br>Die Grundbausteine sind eine '''Lernstattzentrale''' für Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle, '''Moderatorentreffen''', '''Lernstattbeauftragte''' zur Koordination der Aktivitäten und als Anlaufstelle für Moderatoren, '''Situationsberater''' als kompetente Gesprächspartner mit Fachwissen und '''Beraterkreis'''e zur Repräsentation der Lernstatt, Steuerung der Aktivitäten und Verbreitung des Lernstattgedankens. Die Gruppenleitung übernehmen zwei Moderatoren aus dem Kreis der betrieblichen Mitarbeiter, die Fragen stellen, Strukturen für die Arbeit vorgeben, Gruppenprozesse einleiten und Hilfen bei der Ergebnisformulierung geben. Durch die Moderatorenarbeit wird die soziale Kompetenz gesteigert und die Teilnehmer werden in ihrem Verhalten offener, aufgeschlossener und bauen gegenüber Vorgesetzten Hemmungen ab.                                 
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Von der „Lernstatt“ gehen immaterielle Anreize aus, weil Probleme, Ideen und Gedanken gehört und ernst genommen werden und in die betrieblichen Entscheidungen einfließen. Ziele dieses Konzeptes sind die Entwicklung von Ideen, Suchen von Lösungsmöglichkeiten, Optimierung der Arbeitsabläufe und –bedingungen, persönliche Entfaltung in der Gruppe, Steigerung des Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein, Erhöhung des persönlichen Engagements, verbesserte interne Kommunikation und gutes Betriebsklima durch gemeinsames Lernen, Anhebung des Bildungsstandes auf ein einheitliches Niveau, Erzeugung eines Gruppenbewusstseins, wodurch die Identifikation mit dem Gruppenergebnis und somit eine positive Einstellung zum Produkt und zum Unternehmen gefördert werden soll.   
 
Dieses Konzept, dessen Anwendungsspielraum von Sprachvermittlung für angelernte Ausländer in der Produktion bis zur problem- und projektorientierten Organisationsentwicklung reichen kann, hat sich als flexibel und vielseitig erwiesen.
 
Dieses Konzept, dessen Anwendungsspielraum von Sprachvermittlung für angelernte Ausländer in der Produktion bis zur problem- und projektorientierten Organisationsentwicklung reichen kann, hat sich als flexibel und vielseitig erwiesen.

Version vom 23. April 2007, 12:23 Uhr

Das von der Arbeits- und Beratergruppe „Cooperative Arbeitsdidaktik“ in den 70er Jahren in Berlin entwickelte Projekt „Lernstatt“ sollte zur Integration von Gastarbeitern, Spät-, Aus- und Übersiedlern und zum Abbau von Verständigungsschwierigkeiten dienen. Ursprünglich sollten bei dieser Form betrieblicher Personalentwicklung deutsche Vorgesetzte ihren ausländischen Kollegen fehlende Sprachkenntnisse vermitteln. Heute versteht man unter Lernstatt das Angebot von Methoden, die Menschen den Umgang mit sich, mit anderen und mit den sachlichen Gegebenheiten des Arbeitsumfeldes erleichtern.
Dieser Begriff ist ein Kunstwort aus „Werkstatt“ und „Lernen“, das versucht die strikte Trennung zwischen Arbeiten und Lernen zu überwinden. Der Lernprozess findet in autonomen Kleingruppen mit begrenzter Teilnehmerzahl statt, die in regelmäßigen Treffen betriebliche, aber auch persönliche Themen besprechen.
Die Grundbausteine sind eine Lernstattzentrale für Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle, Moderatorentreffen, Lernstattbeauftragte zur Koordination der Aktivitäten und als Anlaufstelle für Moderatoren, Situationsberater als kompetente Gesprächspartner mit Fachwissen und Beraterkreise zur Repräsentation der Lernstatt, Steuerung der Aktivitäten und Verbreitung des Lernstattgedankens. Die Gruppenleitung übernehmen zwei Moderatoren aus dem Kreis der betrieblichen Mitarbeiter, die Fragen stellen, Strukturen für die Arbeit vorgeben, Gruppenprozesse einleiten und Hilfen bei der Ergebnisformulierung geben. Durch die Moderatorenarbeit wird die soziale Kompetenz gesteigert und die Teilnehmer werden in ihrem Verhalten offener, aufgeschlossener und bauen gegenüber Vorgesetzten Hemmungen ab. Von der „Lernstatt“ gehen immaterielle Anreize aus, weil Probleme, Ideen und Gedanken gehört und ernst genommen werden und in die betrieblichen Entscheidungen einfließen. Ziele dieses Konzeptes sind die Entwicklung von Ideen, Suchen von Lösungsmöglichkeiten, Optimierung der Arbeitsabläufe und –bedingungen, persönliche Entfaltung in der Gruppe, Steigerung des Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein, Erhöhung des persönlichen Engagements, verbesserte interne Kommunikation und gutes Betriebsklima durch gemeinsames Lernen, Anhebung des Bildungsstandes auf ein einheitliches Niveau, Erzeugung eines Gruppenbewusstseins, wodurch die Identifikation mit dem Gruppenergebnis und somit eine positive Einstellung zum Produkt und zum Unternehmen gefördert werden soll. Dieses Konzept, dessen Anwendungsspielraum von Sprachvermittlung für angelernte Ausländer in der Produktion bis zur problem- und projektorientierten Organisationsentwicklung reichen kann, hat sich als flexibel und vielseitig erwiesen.

… weitere Daten zur Seite „Lernstatt
„Lernstatt“ sollte zur Integration von Gastarbeitern, Spät-, Aus- und Übersiedlern und zum Abbau von Verständigungsschwierigkeiten dienen. +