Münchener Modell

Aus InfoWissWiki - Das Wiki der Informationswissenschaft
Version vom 16. April 2007, 07:20 Uhr von Luckhardt (Diskussion | Beiträge) (Das Münchener Modell wurde nach Münchener Modell verschoben: Bezeichnungen ohne Artikel!)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wissen managen: Das Münchener Modell

Der Grundgedanke, des von Reinmann-Rothmeier und Mandl entwickelten Wissensmanagement-Modells, ist das Schaffen einer neuen Lehr- und Lernkultur. Ausgehend von der Vorstellung, dass Wissen einen variablen Zustand zwischen den beiden Extrempolen Information und Handeln darstellt, versucht das Modell eine zielbezogene Bewältigung von Problemen und Situationen zu ermöglichen und damit die, zwischen Information und Handeln, herrschenden Wissensbewegungen konstruktiv zu gestalten. Dabei werden sowohl technisch, als auch human orientierte Aspekte in Betracht gezogen, um eine allzu einseitige Sicht- und Arbeitweise zu vermeiden. Die wesentlichen Bausteine des Münchener Modells bestehen aus den vier Phänomenbereichen der Wissensrepräsentation, -nutzung, -kommunikation und -generierung. Des Weiteren spielen auch Communities beim Münchener Modell eine bedeutende Rolle und werden daher auch als Keimzelle des Wissensmanagements bezeichnet.

Was ist Wissen? - der Wissensbegriff im Münchener Modell

Da sich für den Begriff Wissen meist nur schwer eine einheitliche Definition festlegen lässt, bietet das Münchener Modell zwei Ansätze bezüglich der Betrachtung von Wissen. Dabei wird Wissen sowohl aus einer objektorientierten, als auch prozessorientierten Sichtweise beleuchtet. Wissen als Objekt nähert sich stark dem Begriff der Information an, was einen eher statischen Charakter zugrunde legt, wohingegen Wissen als Prozess betrachtet meist nur sehr schwer greifbar ist und daher eher einen dynamischen Charakter erhält.

Wissen als Objekt

Objektorientiertes Wissen wird eher als etwas statisches betrachtet, das zumeist unabhängig von einem bestimmten Kontext ist wie z.B. festgehaltene Enzyklopädieeinträge oder Best-Practice Berichte. Unter dieser Sichtweise lässt sich Wissen sehr gut als Substantiv charakterisieren ("knowledge") und bezeichnet etwas, auf das man jederzeit Zugriff nehmen kann, da es in irgendeiner Form verfügbar ist.(z.B. Bücher, Bild- oder Audiodateien etc.) Hierbei rückt der Wissensbegriff eng an die Information heran und wird daher im Münchener Modell auch als Informationswissen bezeichnet. Im Wesentlichen zeichnet sich Informationswissen dadurch aus, dass es meist im Überfluss vorhanden, kontextunabhängig, reproduzierbar und gut überlieferbar ist.

Wissen als Prozess

Prozessorientiertes Wissen wird eher als etwas dynamisches gesehen, das sich zumeist nur sehr schwierig festhalten und greifen lässt wie z.B. langjähriges Expertenwissen oder die kollektive Wissensbasis eines Teams bzw. einer Teamarbeit. In diesem Hinblick kann man Wissen sehr gut als Verb betrachten ("knowing"), was den prozesshaften und zugleich flüchtigen Charakter von Wissen beschreibt. Als solches betrachtet, geht das Wissen als Prozess letztlich in Handeln über und wird daher im Münchener Modell auch als Handlungswissen bezeichnet. Im Gegensatz zum objektorientierten Wissen zeichnet sich prozessorientiertes Wissen im Wesentlichen durch Kontext- und Handlungsabhängigkeit, knappes Vorhandensein und schwere Reproduzierbarkeit aus.


Informationswissen und Handlungswissen spannen ein breites Feld auf, das viele Variationen und Zustände von Wissen ermöglicht, da die beiden als zwei extreme Wissenszustände betrachtet werden können. Anhand der im Münchener Modell verwendeten Wasseranalogie lässt sich der Wissensbegriff sehr gut veranschaulichen. Wasser ist die am häufigsten vorkommende chemische Verbindung und bedeckt etwa ¾ der Erde. Aber neben dem flüssigen Zustand existieren auch zwei weitere Aggregatzustände des Wassers, nämlich fest (Eis) und gasförmig (Dampf). Übertragen auf das Wissen kann man sagen, dass sich das Wissen in unserer Gesellschaft ständig in einer Fliessbewegung befindet, wobei es sich dabei sowohl dem festen Zustand als Informationswissen, welches sich gut strukturieren und speichern lässt, als auch dem gasförmigen Zustand in Form von Handlungswissen, das seinerseits wiederum schwer greifbar ist, annähern kann.


Was ist Management? - der Managementbegriff im Münchener Modell

Die meisten Managementsysteme arbeiten weitgehend ohne pädagogisch-psychologische Strukturen und Prozesse miteinzubeziehen. In der Regel steht die Steuerung und Kontrolle von Organisationen nach bestimmten Richtlinien im Vordergrund, wobei der Faktor Mensch dabei oft vernachlässigt wird. Das Münchener Modell versucht daher sowohl die technische, als auch die menschliche Seite der Organisation miteinander zu verbinden, um auf diese Weise einen homogenen Managementansatz zu realisieren.

Das algorithmische Modell - die technische Seite der Organisation

Anhand eines algorithmischen Denkens versucht man einen bestimmten Sollzustand zu erreichen oder zu erhalten, wobei die Planung, Steuerung und Berechnung von Abläufen im Vordergrund steht. Die technische Seite der Organisation widmet sich weitgehend informationstechnischen Fragen oder Geschäftsmodellen und hat meist einen sehr formalen und starren Charakter. An erster Stelle steht hierbei Management im Sinne der Organisationsführung, wobei der Focus auf der Planbarkeit und Berechenbarkeit von Prozessen und Aktionen liegt.

Das heuristische Modell - die menschliche Seite der Organisation

Das heuristische Modell orientiert sich mehr an den Gesetzen biologischer und ökologischer Systeme, deren Verhalten zumeist nicht vorhersehbar oder planbar ist. Daher folgt das heuristische Modell dem Prinzip der Unsicherheit und Unberechenbarkeit und stellt den Mensch bzw. den Mitarbeiter in den Vordergrund. Der Focus dieses Modells liegt daher auf der Führung der Mitarbeiter und nicht auf Fragen und Probleme, welche technische Systeme betreffen.


Der Managementansatz im Münchener Modell umfasst beide Denkmodelle (technisch und heuristisch) und orientiert sich dabei stärker an pädagogisch-psychologischen Ansätzen, die bisher oft ausser Acht gelassen wurden. Daher ist ein integratives Verständnis von Management naheliegend. Das Münchener Modell sieht Management als Gestaltung evolutionsähnlicher Prozesse, als Balanceakt zwischen Moderieren und Kontrollieren, zwischen Metasteuerung und direkter Regelung.

… weitere Daten zur Seite „Münchener Modell
Der Grundgedanke des von Reinmann-Rothmeier und Mandl entwickelten Wissensmanagement-Modells ist das Schaffen einer neuen Lehr- und Lernkultur. +