Multimedia: Unterschied zwischen den Versionen

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==Finanzierung des Rundfunkwesens==
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[[definition::Multimedia bezeichnet die verknüpfte Anwendung unterschiedlicher Medientypen in einem rechnergestützten System, das zudem meist eine [[Interaktion|interaktive Benutzung]] bietet]]. Bei Multimediaanwendungen sind die [[Medien]] optimalerweise nicht einfach addiert, sondern verschränken sich zu einem neuen Medium.
  
==='''Unterscheidung in öffentlich-rechtliche und private Rundfunkanstalten'''===
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==Definitionen==
  
In Deutschland ist es hinsichtlich der Finanzierung der Rundfunkanstalten notwendig, diese in öffentlich-rechtliche und private zu differenzieren. Private Rundfunkanstalten finanzieren sich größten Teils aus Werbeeinnahmen und sonstigen Einnahmen wie z. B. Abonnements oder auch Sponsoring. Dagegen erhalten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nur ca. 6% ihrer Einnahmen aus Werbung. Hauptsächlich werden diese durch Rundfunkgebühren finanziert.
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===Begriffszerlegung===
  
"Die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gemäße Art der Finanzierung ist die Rundfunkgebühr. Mischfinanzierung ist zulässig, sofern dabei die Gebührenfinanzierung nicht in den Hintergrund tritt."
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*MULTI  = viel, vielfach, mehrfach
(7. Rundfunkurteil des BVG vom 6. Oktober 1992)
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*MEDIEN = Instrumente zur Weitergabe von Informationen
Ohne Werbeeinnahmen wäre es den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht möglich Rechte zur Ausstrahlung von internationalen Sportereignissen wie z. B. Olympia oder auch der Fußballweltmeisterschaft zu erwerben. Die Gebühren müssten daher um ca. 1,50€ steigen.
 
  
==='''Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten(KEF)'''===
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''Beispiele für Medien''
  
Die KEF wurde am 20. Februar 1975 auf Beschluss der Ministerpräsidenten der Länder errichtet. Ihre Aufgabe besteht darin, den Finanzbedarf der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu prüfen und Empfehlungen über die Höhe der Rundfunkgebühr auszusprechen. Mindestens alles 2 Jahre wird von dieser Kommission ein Bericht über die Finanzlage der Sender vorgelegt in dem zu Fragen ob überhaupt, wann und in welcher Höhe eine Änderung der Rundfunkgebühr notwendig ist Stellung genommen wird. Dieser Bericht enthält auch die Stellungnahme der Rundfunkanstalten, da die KEF mit diesen eng zusammenarbeitet. Dieser Gebührenvorschlag ist die Grundlage für die Entscheidung der Landesregierungen und Parlamente ob eine Erhöhung notwendig ist. Die KEF setzt sich aus 16 Sachverständigen auf den Bereichen Wirtschaftsprüfung/Unternehmensberatung, Betriebswirtschaft, Rundfunkrecht, Medienwissenschaft, Rundfunktechnik und der Landesrechnungshöfe zusammen, aus deren Mitte, ein Vorsitzender und dessen Stellvertreter gewählt wird.
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:* Text, Audio, Video, Bilder, Animationen
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:* Massenmedien: Zeitung, TV, Radio
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:* Speichermedien: [[Optische Speicherplatte|CD]], Speicherkarten, Festplatte, USB-Sticks
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:* Präsentationsmedien: Eingabemedien (z.B. Tastatur, Mikrofon), Ausgabemedien (z.B. Bildschirm, Papier, Lautsprecher)
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Auf Grund der Vielfältigkeit des Medienbegriffs haben sich unterschiedliche Definitionen gebildet.
  
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===Begriffsgenese===
  
==='''Die Gebühreneinzugszentrale(GEZ)'''===
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Der Multimediabegriff stammt ursprünglich aus der Werbung. Er wurde zuerst 1984 von der Firma Apple als neues Marketingkonzept verwendet, um auf die vielfältige Einsetzbarkeit eines Computersystems hinzuweisen.
  
Die GEZ, eine Gemeinschaftseinrichtung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, hat ihren Firmensitz in Köln und ist seit 1976 tätig. Sie beschäftigt ca. 2500 Mitarbeiter von denen ca. 900 im Außendienst tätig sind. Die Unterhaltungskosten dieser Einrichtung belaufen sich auf ungefähr 115 Millionen/Jahr (ca. 2% der Gesamterträge).
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Zwar wurde bereits 1988 die erste wissenschaftliche Arbeit zu "interaktiver Multimedia" verfasst und 1996 der erste deutsche Studiengang "Multimedia" in Augsburg ins Leben gerufen. Dennoch blieb "Multimedia" besonders in der Werbung präsent und wurde aus diesem Bereich in die Alltagssprache übernommen. Dort blieb der Begriff ein Schlagwort für neue technische Produkte, digitale Informationsmedien und das World-Wide-Web.
Der Rundfunkgebührenstaatsvertrag bildet die rechtliche Grundlage der GEZ Gebühren einzuziehen, aber nicht deren Höhe zu bestimmen(siehe KEF). Im Jahre 2004 erwirtschaftete die GEZ einen Gesamtertrag von ca. 6,8 Milliarden Euro wobei ungefähr 95% aller gebührenpflichtigen Geräte angemeldet sind. Unter gebührenpflichtigen/empfangsbereiten Geräten versteht die GEZ Fernsehgeräte, (Auto)Radio, PCs mit TV-Karten, ab 2007 auch internetfähige Computer und Handys, selbst wenn diese verpackt und nicht angeschlossen sind. Jeder der ein solches Gerät besitzt ist verpflichtet Gebühren zu zahlen. Ausnahmen sind:
 
  
# Sozialhilfe/Arbeitslosengeldempfänger
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In den 90er Jahren schließlich gab es zahlreiche Versuche, einen einheitlichen Begriff mit verbindlichen Kriterien für Multimediasysteme zu schaffen. Dies ist bislang aber nicht geschehen und wird vermutlich auch wegen der großen Verbreitung in der Alltagssprache und dem intuitiven Umgang mit dem Begriff nicht so schnell gelingen.
# Empfänger von Grundsicherung im Alter
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# Asylbewerber
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===Definitionsansätze===
# Azubis mit Ausbildungsförderung
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# Haushaltsangehörige der Eltern mit Einkommen unter Regelsatz
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Multimedia beinhaltet immer die Verwendung mehrerer Medien. In der Alltagssprache (besonders in der Werbung) bezeichnet Multimedia auch nur einen simplen Medienmix. Multimedia wäre demnach eine
# Behinderte mit „RF-Merkzeichen“ auf Schwerbehindertenausweis
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# Alle unter 16 Jahren
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*„Kombination von Bildern, Videoclips, Texten, Ton und Grafik“
# Ehepartner
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Zurzeit erhält die GEZ ihre personenbezogenen Daten aus den Melderegistern. Es wird diskutiert, ob diese durch Daten aus berufsständigen Kammern, Schuldnerverzeichnissen, dem Gewerbezentralregister und auch dem Kraftfahrtbundesamt erweitert werden sollen. Dies würde eine erhebliche Verschlechterung des Datenschutzes zur Folge haben, da diese Daten rein rechtlich nicht an die GEZ, sondern an die Rundfunkanstalten selbst übermittelt werden.  
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Laut dieser sehr knappen Definition wäre die Kombination von Bild und Text, wie sie in Zeitungen üblich ist, schon Multimedia.
2005 musste man für Radio 5,53€/Monat, für Fernsehgeräte 17,03€/Monat, für beides zusammen 17,03€/Monat bezahlen. Die Abrechnung erfolgt pro Quartal. Derzeit werden 21 Fernseh- und 57 UKW-Radioprogramme von der GEZ unterhalten.
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Differenziertere Definitionen beziehen meist noch mehr Kriterien in die Definition mit ein. Zudem wird häufig verlangt, dass die verknüpften Medien sich in bestimmten Kriterien unterscheiden müssen.
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Eine Definition von Steinmetz von 1999 lautet etwa:
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*"Ein Multimediasystem ist durch die rechnergestützte, integrierte Erzeugung, Manipulation, Darstellung, Speicherung und Kommunikation von unabhängigen Informationen gekennzeichnet, die in mindestens einem kontinuierlichen und einem diskreten Medium kodiert sind."
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Hier wird der Computer als Integrationsplattform vorausgesetzt. Zusätzlich spricht die Definition die lineare Interaktivität des Users an. Er muss die Möglichkeit zur Steuerung bzw. Veränderung durch Rückkanäle haben. Bei Multimediaanwendungen sollte der User immer die Kontrolle darüber haben, wann und in welcher Form von ihm bestimmte Inhalte angezeigt werden. Des Weiteren werden hier zwei unterschiedliche Typen von Medien angesprochen. Kontinuierliche (zeitabhängige, dynamische) Medien wie Audio oder Video sollen mit diskreten (zeitunabhängigen, statischen) Medien kombiniert werden.
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===Mögliche Kriterien für Multimedia===
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Noch hat sich kein allgemein akzeptierter Standard für den Multimediabegriff etablieren können. Mögliche Kriterien, die in den 90er Jahren wiederholt für Definitionen des Multimediabegriffes herangezogen wurden, sind:
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*Rechnerstützung
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*Digitalität
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*Integrative Multimedialität
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*[[Interaktivität]]
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*[[Multimodalität]]
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*[[Multikodalität]]
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*Möglichkeit zur Tele-Kommunikation
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==Entwicklung und technische Voraussetzungen==
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Aufgrund der zeitgleichen Präsentation mehrerer (v.a. kontinuierlicher) Medien sind hohe Speicher- und Rechenkapazitäten erforderlich. Erst die Entwicklung von immer leistungsfähigeren Prozessoren, Grafik- und Soundkarten in den 90ern ermöglichten den Masseneinsatz. Im Internet wurden graduelle Verbesserungen durch Breitbandanschlüsse (DSL), Streamingfunktionen oder auch Macromedia Flash erzielt. Zusätzlich haben Kompressionsverfahren (Entwicklung von MP3, MPEG, JPEG) geholfen, komplexe Inhalte mit vergleichsweise geringem Speicheraufwand anzuzeigen. In der Unterhaltungselektronik wurden mit DVD, Computerspielen, immer leistungsfähigeren Spielkonsolen und HD-TV Verbesserungen des Multimediaangebots erzielt.
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==Multimediaanwendungen und -design==
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Multimediaanwendungen versuchen mit verschieden Medien unterschiedliche Sinne des Menschen gleichzeitig anzusprechen (z.B. visuelle und akustische Wahrnehmung gleichzeitig). Dadurch erhofft man sich eine erhöhte Informationsaufnahme bzw. einen größeren Lerneffekt (Bsp.: E-Learning). Konzentriert man sich auf einen Text mit zugehörigem Bild, ist der visuelle Kanal überfordert. Eine gleichzeitige Wahrnehmung ist nicht möglich. Werden die Informationen über Bild und Ton angeboten, können Auge und Gehör gleichzeitig Informationen aufnehmen und verarbeiten.
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In Multimedialen Anwendungen eignen sich bestimmte Medientypen zudem offenbar für bestimmte Aufgaben. Daher muss beim Einsatz der verwendeten Medien darauf geachtet werden, dass sie inhaltlich mit den anderen Medien harmonieren. Eine kleine Fibel für die wichtigsten Medientypen und ihre Anwendung in Multimediasystemen:
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*Text:
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:keine Redundanz
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:kurze Sinnabschnitte
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:zur Klärung logischer/analytischer Zusammenhänge
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*Gesprochene Sprache (Ton):
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:besonders zu Film/Animation und anderen kontinuierlichen Medien
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*Grafiken, Bilder:
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:mit wenig Text
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:zur verkürzenden Erklärung von Zusammenhängen
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:ganzheitliche Darstellung von Zusammenhängen
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*Video, Animation:
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:Veranschaulichung von Vorgängen im Zeitablauf
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*Simulationen:
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:höchste Stufe der Interaktivität, lässt Wirkungszusammenhänge erkennen, da der Nutzer einzelne Parameter eines Vorgangs verändern kann
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==Quellen==
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*Hasebrook, Joachim P. (1997): Wem nützt Multimedia - und warum? - Lebenslanges Lernen mit Multimedia. http://www.inm.de/info/inm_info/multimedia.html
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*Imhof, Christiane u. Wilke, Jürgen (1996): Multimedia. Voraussetzungen, Anwendungen, Probleme. Vistas Verlag
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*Norbert Lang: Multimedia, in: Werner Faulstich (2004): Grundwissen Medien. Wilhelm Fink Verlag, S. 303 - 323
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*Steinmetz, Ralf (2005): Multimedia Technologie - Grundlagen, Komponenten und Systeme. Springer-Verlag, ISBN 3540620605.
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*Virtuelles Handbuch Informationswissenschaft (1999): Multimedia - Ein Begriff und seine (Er-)Klärung. http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/multimedia.html
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*Wikipedia-Eintrag "Multimedia": http://de.wikipedia.org/wiki/Multimedia
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*Wilke, Jürgen: Multimedia / Online-Medien, in: Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Wilfried u. Wilke, Jürgen (Hrsg.) (2002): Fischer Lexikon Publizistik und Massenkommunikation. Fischer Verlag, S. 304 - 327
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==Verwandte Begriffe==
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* [[broader::Medien]]
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* [[related::Hypermedia]]
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* [[related::Multikodalität]]
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* [[related::Kodierung]]
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* [[related::Interaktivität]]
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* [[related::HyTime]]
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* [[synonymous::audiovisuelle Medien]]
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* [[synonymous::Neue Medien]]
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[[category:Informationsdesign]]
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[[category:Multi- und Hypermedia]]
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[[category:Psychologische Aspekte von Information]]

Aktuelle Version vom 6. Juli 2011, 13:59 Uhr

Multimedia bezeichnet die verknüpfte Anwendung unterschiedlicher Medientypen in einem rechnergestützten System, das zudem meist eine interaktive Benutzung bietet. Bei Multimediaanwendungen sind die Medien optimalerweise nicht einfach addiert, sondern verschränken sich zu einem neuen Medium.

Definitionen

Begriffszerlegung

  • MULTI = viel, vielfach, mehrfach
  • MEDIEN = Instrumente zur Weitergabe von Informationen

Beispiele für Medien

  • Text, Audio, Video, Bilder, Animationen
  • Massenmedien: Zeitung, TV, Radio
  • Speichermedien: CD, Speicherkarten, Festplatte, USB-Sticks
  • Präsentationsmedien: Eingabemedien (z.B. Tastatur, Mikrofon), Ausgabemedien (z.B. Bildschirm, Papier, Lautsprecher)

Auf Grund der Vielfältigkeit des Medienbegriffs haben sich unterschiedliche Definitionen gebildet.

Begriffsgenese

Der Multimediabegriff stammt ursprünglich aus der Werbung. Er wurde zuerst 1984 von der Firma Apple als neues Marketingkonzept verwendet, um auf die vielfältige Einsetzbarkeit eines Computersystems hinzuweisen.

Zwar wurde bereits 1988 die erste wissenschaftliche Arbeit zu "interaktiver Multimedia" verfasst und 1996 der erste deutsche Studiengang "Multimedia" in Augsburg ins Leben gerufen. Dennoch blieb "Multimedia" besonders in der Werbung präsent und wurde aus diesem Bereich in die Alltagssprache übernommen. Dort blieb der Begriff ein Schlagwort für neue technische Produkte, digitale Informationsmedien und das World-Wide-Web.

In den 90er Jahren schließlich gab es zahlreiche Versuche, einen einheitlichen Begriff mit verbindlichen Kriterien für Multimediasysteme zu schaffen. Dies ist bislang aber nicht geschehen und wird vermutlich auch wegen der großen Verbreitung in der Alltagssprache und dem intuitiven Umgang mit dem Begriff nicht so schnell gelingen.

Definitionsansätze

Multimedia beinhaltet immer die Verwendung mehrerer Medien. In der Alltagssprache (besonders in der Werbung) bezeichnet Multimedia auch nur einen simplen Medienmix. Multimedia wäre demnach eine

  • „Kombination von Bildern, Videoclips, Texten, Ton und Grafik“

Laut dieser sehr knappen Definition wäre die Kombination von Bild und Text, wie sie in Zeitungen üblich ist, schon Multimedia.

Differenziertere Definitionen beziehen meist noch mehr Kriterien in die Definition mit ein. Zudem wird häufig verlangt, dass die verknüpften Medien sich in bestimmten Kriterien unterscheiden müssen. Eine Definition von Steinmetz von 1999 lautet etwa:

  • "Ein Multimediasystem ist durch die rechnergestützte, integrierte Erzeugung, Manipulation, Darstellung, Speicherung und Kommunikation von unabhängigen Informationen gekennzeichnet, die in mindestens einem kontinuierlichen und einem diskreten Medium kodiert sind."

Hier wird der Computer als Integrationsplattform vorausgesetzt. Zusätzlich spricht die Definition die lineare Interaktivität des Users an. Er muss die Möglichkeit zur Steuerung bzw. Veränderung durch Rückkanäle haben. Bei Multimediaanwendungen sollte der User immer die Kontrolle darüber haben, wann und in welcher Form von ihm bestimmte Inhalte angezeigt werden. Des Weiteren werden hier zwei unterschiedliche Typen von Medien angesprochen. Kontinuierliche (zeitabhängige, dynamische) Medien wie Audio oder Video sollen mit diskreten (zeitunabhängigen, statischen) Medien kombiniert werden.

Mögliche Kriterien für Multimedia

Noch hat sich kein allgemein akzeptierter Standard für den Multimediabegriff etablieren können. Mögliche Kriterien, die in den 90er Jahren wiederholt für Definitionen des Multimediabegriffes herangezogen wurden, sind:

Entwicklung und technische Voraussetzungen

Aufgrund der zeitgleichen Präsentation mehrerer (v.a. kontinuierlicher) Medien sind hohe Speicher- und Rechenkapazitäten erforderlich. Erst die Entwicklung von immer leistungsfähigeren Prozessoren, Grafik- und Soundkarten in den 90ern ermöglichten den Masseneinsatz. Im Internet wurden graduelle Verbesserungen durch Breitbandanschlüsse (DSL), Streamingfunktionen oder auch Macromedia Flash erzielt. Zusätzlich haben Kompressionsverfahren (Entwicklung von MP3, MPEG, JPEG) geholfen, komplexe Inhalte mit vergleichsweise geringem Speicheraufwand anzuzeigen. In der Unterhaltungselektronik wurden mit DVD, Computerspielen, immer leistungsfähigeren Spielkonsolen und HD-TV Verbesserungen des Multimediaangebots erzielt.

Multimediaanwendungen und -design

Multimediaanwendungen versuchen mit verschieden Medien unterschiedliche Sinne des Menschen gleichzeitig anzusprechen (z.B. visuelle und akustische Wahrnehmung gleichzeitig). Dadurch erhofft man sich eine erhöhte Informationsaufnahme bzw. einen größeren Lerneffekt (Bsp.: E-Learning). Konzentriert man sich auf einen Text mit zugehörigem Bild, ist der visuelle Kanal überfordert. Eine gleichzeitige Wahrnehmung ist nicht möglich. Werden die Informationen über Bild und Ton angeboten, können Auge und Gehör gleichzeitig Informationen aufnehmen und verarbeiten. In Multimedialen Anwendungen eignen sich bestimmte Medientypen zudem offenbar für bestimmte Aufgaben. Daher muss beim Einsatz der verwendeten Medien darauf geachtet werden, dass sie inhaltlich mit den anderen Medien harmonieren. Eine kleine Fibel für die wichtigsten Medientypen und ihre Anwendung in Multimediasystemen:

  • Text:
keine Redundanz
kurze Sinnabschnitte
zur Klärung logischer/analytischer Zusammenhänge
  • Gesprochene Sprache (Ton):
besonders zu Film/Animation und anderen kontinuierlichen Medien
  • Grafiken, Bilder:
mit wenig Text
zur verkürzenden Erklärung von Zusammenhängen
ganzheitliche Darstellung von Zusammenhängen
  • Video, Animation:
Veranschaulichung von Vorgängen im Zeitablauf
  • Simulationen:
höchste Stufe der Interaktivität, lässt Wirkungszusammenhänge erkennen, da der Nutzer einzelne Parameter eines Vorgangs verändern kann

Quellen

  • Imhof, Christiane u. Wilke, Jürgen (1996): Multimedia. Voraussetzungen, Anwendungen, Probleme. Vistas Verlag
  • Norbert Lang: Multimedia, in: Werner Faulstich (2004): Grundwissen Medien. Wilhelm Fink Verlag, S. 303 - 323
  • Steinmetz, Ralf (2005): Multimedia Technologie - Grundlagen, Komponenten und Systeme. Springer-Verlag, ISBN 3540620605.
  • Wilke, Jürgen: Multimedia / Online-Medien, in: Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Wilfried u. Wilke, Jürgen (Hrsg.) (2002): Fischer Lexikon Publizistik und Massenkommunikation. Fischer Verlag, S. 304 - 327

Verwandte Begriffe

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Multimedia bezeichnet die verknüpfte Anwendung unterschiedlicher Medientypen in einem rechnergestützten System, das zudem meist eine interaktive Benutzung bietet +