Zitatenanalyse

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(auch Zitationsanalyse) Ist ein Teilgebiet der Bibliometrie. Es befasst sich vor allem mit der Untersuchung über die Beziehung zwischen Zitierenden und Zitierten in wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Lange Zeit stellten die vom Institute for Scientific Information (ISI) herrausgegebenen Datenbanken SCI (Science Citation Index), SSCI (Social Science Citation Index) sowie AHCI (Arts and Humanities Citation Index) die einzige Möglichkeit dar, umfassende Zitatenanalysen zu erstellen (diese 3 Datenbanken werden im ISI Web of Knowledge zusammengefasst). Diese Sonderstellung lag darin begründet, dass es für eine umfassende Zitatenanalyse notwendig ist, die Verweise in den Bibliografien und Fußnoten von Werken auszuwerten und in einer Datenbank zu speichern, mit deren Hilfe dann ermittelt werden kann, welche Werke sich auf welche anderen Werke beziehen. Aus diesem Grund beschränken sich die vom ISI herausgegebenen Datenbanken auf Artikel in renommierten Fachzeitschriften und berücksichtigen keine Bücher. Für lange Zeit waren die hierfür notwendigen Kapazitäten an Datenverarbeitungsmaschinen sehr begrenzt, so dass das ISI - welches in den 1960er Jahren von Eugene Garfield gegründet wurde - keine Konkurrenz hatte. Mittlerweile sind Zitatenanalysen jedoch auch mit anderen Anbietern wie beispielsweise Scopus, CiteSeer, Google-Scholar und in sehr eingeschränktem Umfang bei Citebase Search möglich. Dennoch kann das ISI bisher seine Stellung als wichtigste Einrichtung noch immer behaupten, wohl auch weil die Zitaten-Datenbanken der anderen Anbieter nur bis Mitte der 1990er Jahre zurückreichen.

Für den Zitatenindex am ISI werden nicht alle wissenschaftlichen Fachzeitschriften ausgewertet, sondern nur etwa 10% aller erscheinenden Zeitschriften. Dass nur etwa 8000 Journale ausgewertet werden, wird damit begründet, dass es sich bei den erfassten Zeitschriften um die renommiertesten und wichtigsten Organe der jeweiligen Fachrichtungen handelt und dass auf diese 90% aller Zitationen entfallen, eine Behauptung, die sich auch mit dem Bradford-Gesetz belegen lässt.

Grundsätzlich muss bei der Zitationsanalyse zwischen zitiertem und zitierendem Artikel unterschieden werden. Ein Artikel A zitiert einen Artikel X, wenn er diesen im Rahmen seiner Arbeit nennt. Es ist dabei notwendige Voraussetzung, dass Artikel X vor Artikel A erschienen ist. A baut somit auf den Erkenntnissen von X auf, es findet eine Informationsübermittlung von X nach A statt. Neben A können auch noch die Artikel B, C und D auf der Arbeit von X aufbauen. X zitierende Artikel sind somit A, B, C und D. Durch ihren Verweis auf X übertragen die Arbeiten A, B, C und D somit Reputation - in Form von Anerkennung der Leistung - auf X.

Ein wichtiges Ziel der Zitationsanalyse ist es somit, Artikel mit besonders hoher Reputation zu identifizieren, indem analysiert wird, welche Artikel besonders häufig zitiert worden sind. Durch das Clustern von Artikeln nach bestimmten Kriterien - beispielsweise nach Forschern, Instituten, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Fachzeitschriften oder Ländern - können, neben der Identifikation von Artikeln mit hoher Reputation, auch Rückschlüsse auf die Reputation von Forschern, Instituten, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Fachzeitschriften oder Ländern gezogen werden.

Eine lange Tradition hat dabei vor allem der Vergleich von Zeitschriften mit Hilfe des Impact-Factor (IF), der Zitationsrate, der Immediacy, der Halbwertszeit, der Selbstreferenz oder der Vergleich der Anzahl der durchschnittlichen Referenzen von verschiedenen Journalen zueinander oder über die zeitliche Dimension hinweg. Erhebungen hierzu konnten beispielsweise zeigen, dass es seit Mitte der 1990er Jahre zu einer Zunahme von Referenzen auf Webdokumente gekommen ist, wobei diese vor allem auf Kosten der Referenzen auf Monographien zu Stande gekommen ist.

Der Vergleich von Forschern mit Hilfe ausgefeilterer Methoden findet vor allem in jüngster Zeit seit Aufkommen des H-Index Verbreitung. Der Vorteil dieser Methode ist es, dass sie im Vergleich zu älteren Ansätzen nicht sehr anfällig dafür ist, dass ein Forscher eine hochzitierte Arbeit geschrieben hat.

Darüber hinaus wird auch versucht mit Hilfe der Zitatenanalyse Aussagen über die Struktur von Forschungsbereichen zu machen. Hierbei findet vor allem die Analyse mit Hilfe der Methoden der Kozitation sowie der Bibliographischen Kopplung Anwendung. Mit Hilfe dieser Methoden kann beispielsweise versucht werden zu ermitteln, welche Wissenschaftler auf dem gleichen Gebiet arbeiten (häufige gemeinsame Zitation), welche unterschiedlichen Richtungen sich innerhalb eines Gebiets unterscheiden lassen (Gruppen von jeweils gemeinsam zitierten Wissenschaftlern und Arbeiten) oder es kann versucht werden, sogenannte Zitationskartelle aufzudecken (Gruppen von Wissenschaftlern, die sich vornehmlich gegenseitig zitieren). Indem die Veröffentlichungen oder auch die Zitationen zu einem Thema pro Jahr im zeitlichen Verlauf ermittelt werden, können Trendanalysen für bestimmte Themen erstellt werden. Beispielsweise können die Publikationen zu einem Thema im Lauf der Zeit zu- oder abnehmen.