Open Access
Inhaltsverzeichnis
Begriffserklärung
Die Open Access Bewegung hat das Ziel, Veröffentlichungen aus dem wissenschaftlichen Bereich im Internet frei zugänglich zu machen.
Bei Publikationen aus dem wissenschaftlichen Bereich handelt es sich beispielsweise um:
- Dissertationen
- Diplomarbeiten
- Forschungsberichte
- Beiträge in elektronischen Zeitschriften
- Inhalte, die auf frei zugänglichen Servern zur Verfügung gestellt werden (sog. EPrint-Archive) (siehe hierzu auch den Artikel Webpublishing
Die Bezeichnung „Open Access“, also „offener, freier Zugang“ bezieht sich einerseits auf die Nutzerseite, d.h. für das Lesen der Publikation ist keine Gebühr zu entrichten, andererseits bezieht sich der Begriff auf die Erstellerseite, d.h. die Autoren stellen Ihre Publikationen weitgehend ohne urheber- oder verwertungsrechtliche Beschränkungen zur Verfügung. Siehe hierzu auch: Copyright.
Die Veröffentlichung von Publikationen im Rahmen der Open Access Inititiative stellt für viele Wissenschaftler eine Alternative zur Veröffentlichung in gedruckten Zeitschriften dar, da die Online-Publikation in der Regel ohne größere Verzögerung erfolgen und der Impact-Faktor sehr hoch ist.
Anforderungen an "offen publizierte" Beiträge
Beiträge nach dem „Prinzip des offenen Zugangs" müssen zwei Bedingungen erfüllen:
- Die Autoren und Rechteinhaber solcher Veröffentlichungen erteilen allen Benutzern das freie, unwiderrufliche und weltweite Zugangsrecht und die Erlaubnis, die Veröffentlichung für jeden verantwortlichen Zweck zu kopieren, zu benutzen, zu verteilen, zu übertragen und abzubilden, unter der Bedingung der korrekten Nennung der Urheberschaft (wie bisher werden die Mechanismen der korrekten Berücksichtigung der Urheberschaft und der verantwortlichen Nutzung durch die Regeln der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Geltung gebracht) sowie das Recht, eine beschränkte Anzahl gedruckter Kopien für den persönlichen Gebrauch zu machen.
- Eine vollständige Fassung der Veröffentlichung samt aller zugehörigen Begleitmaterialien wird zusammen mit einer Kopie der oben erwähnten Erlaubnis in einem geeigneten elektronischen Format auf mindestens einem online zugänglichen Archivserver mit geeigneten technischen Standards (wie die von Open Archive) hinterlegt und damit veröffentlicht. Der Archivserver muss betrieben werden von einer wissenschaftlichen Institution oder Gesellschaft, einer öffentlichen Institution oder einer anderen etablierten Organisation, die das „Prinzip des offenen Zugangs", uneingeschränkte Verbreitung, Interoperabilität und Langzeitarchivierung zu verwirklichen sucht.
Quelle: Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (2003). Online verfügbar unter: http://www.mpg.de/pdf/openaccess/BerlinDeclaration_dt.pdf
Geschichte der Open Access Initiative
Die Geschichte der Open-Access-Bewegung lässt sich anhand von drei programmatischen Papieren, den sogenannten "BBB", festmachen.
Die "Budapest Initiative"
Den Grundstein für die Open Access Bewegung legte die sogenannte Budapest Initiative:
Diese Initiative entsprang einem Treffen in Budapest, das von dem Open Society Institute (OSI) am 1. und 2. Dezember 2001 veranstaltet wurde. Ziel des Treffens war es, die internationalen Bemühungen um den freien Online-Zugang zur wissenschaftlichen Fachzeitschriftenliteratur für alle akademischen Felder voranzubringen.
Die Budapest Open Access Initiative (BOAI) wurde von namhaften Wissenschaftlern, unter ihnen Michael Eisen (Public Library of Science) sowie Rick Johnson (Scholary Public and Acadamic Resources Coalition) , ins Lebens gerufen. Sie verabschiedeten eine Erklärung, in der es u.a. heißt:
"Frei zugänglich im Internet sollte all jene Literatur sein, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ohne Erwartung, hierfür bezahlt zu werden, veröffentlichen. Zu dieser Kategorie gehören zunächst Beiträge in Fachzeitschriften, die ein reguläres Peer-Review durchlaufen haben, aber auch z.B. Preprints, die (noch) nicht begutachtet wurden, und die online zur Verfügung gestellt werden sollen, um Kollegen und Kolleginnen über wichtige Forschungsergebnisse zu informieren bzw. deren Kommentare einzuholen. Open access meint, dass diese Literatur kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind."
Quelle: Budapest Open Access Initiative (2002): Frequently Asked Questions. Online verfügbar unter: http://www.qualitative-research.net/fqs/boaifaq.htm oder: Mruck, Gradmann & Mey, 2004 , Absatz 5
Bethesda Statement on Open Access Publishing
Das Bethesda Statement on Open Access Publishing ist Ergebnis eines Treffens zu Open Access Publishing, das im April 2003 im Hauptquartier des Howard Hughes Medical Institute in Chevy Chase, Maryland stattfand. Es enthält neben einer Definition von "Open Access" Stellungnahmen von Institutionen und Stiftungen, Bibliotheken und Verlegern sowie Wissenschaftlern und Wissenschaftlichen Gesellschaften.
Quelle: Bethesda Statement on Open Access Publishing (2003). Online verfügbar unter: http://www.earlham.edu/~peters/fos/bethesda.htm
Die "Berliner Erklärung"
Einen weiteren Meilenstein setzte im Oktober 2003 die „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“.
Hinter der Berliner Erklärung stehen namhafte nationale und internationale Organisationen und Institute wie die Fraunhofer Gesellschaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Academia Europaea, der Deutsche Bibliotheksverband etc.
Die Unterzeichner der Berliner Erklärung unterstützen die weitere Förderung des Prinzips des offenen Zugangs zum Nutzen von Wissenschaft und Gesellschaft. Ihre Zielsetzungen beschreiben sie wie folgt:
- Forscher und Stipendiaten sollen dazu angehalten werden, ihre Arbeiten nach dem „Prinzip des offenen Zugangs" zu veröffentlichen
- Die Kulturinstitutionen sollen dazu ermutigt werden, ihre Ressourcen ebenfalls nach dem „Prinzip des offenen Zugangs" im Internet verfügbar zu machen
- Es sollen Mittel und Wege gefunden werden, um für die „Open Access-Beiträge und Online-Zeitschriften die wissenschaftliche Qualitätssicherung zu gewährleisten und die Regeln der „Guten Wissenschaftlichen Praxis" einzuhalten
- Die Unterzeichner treten dafür ein, dass „Open Access-Veröffentlichungen bei der Begutachtung von Forschungsleistungen und der wissenschaftlichen Karriere anerkannt werden
- Sie bemühen sich ebenfalls darum, dass der, den Beiträgen zur Entwicklung einer Infrastruktur für den offenen Zugang innewohnende Wert, - etwa in Form der Entwicklung von Software-Instrumenten, Inhaltsaufbereitung, Metadatenerstellung, oder der Veröffentlichung einzelner Artikel - anerkannt wird.
Quelle: Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (2003). Online verfügbar unter: http://www.mpg.de/pdf/openaccess/BerlinDeclaration_dt.pdf
Links und Quellen
- Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (2003). Online verfügbar unter: http://www.mpg.de/pdf/openaccess/BerlinDeclaration_dt.pdf
- Bethesda Statement on Open Access Publishing (2003). Online verfügbar unter: http://www.earlham.edu/~peters/fos/bethesda.htm
- Budapest Open Access Initiative. Online verfügbar unter: http://www.soros.org/openaccess/g/index.shtml
- Koltzenburg, Claudia (2004): Definitionen Open Access. Online verfügbar unter: http://www.zugang-zum-wissen.de/oa-wasistdas.html
- Schaffert, Sandra (2004): Kostenlose Online-Literatur der Bildungsforschung. Abschnitt: Die Open Access Bewegung. In: p@psych. Das erste pädagogisch-psychologische e-zine im internet hrsg. v. Werner Stangl, Jahrgang 11. Online verfügbar unter: http://paedpsych.jku.at/ezine/2004/schaffert04/openaccess.shtml#