Multimediapsychologie

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Begriffserklärung

a) Multimedia


Der Begriff „Multimedia“ hat eine umfassendere Bedeutung als etwa nur „viele Medien“. Er zeichnet sich besonders durch drei Eigenschaften aus, welche von Vath, Hasselhorn und Lüer im Jahr 2001 in Form der folgenden Definition zusammengefasst wurde:


„Multimedia ist dadurch gekennzeichnet, dass in einem System Informationen

• multimedial […]

• multikodal […] und

• multimodal […]

präsentiert werden, die anwendergesteuert interaktiv genutzt werden können.“ (vgl. Vath, Hasselhorn, Lüer, 2001).


Zur Erläuterung der zentralen Begriffe:

Multimedial präsentierte Information wird gleichzeitig über verschiedene digitalisierte Medien dargeboten. Multikodalität bezeichnet die Darstellung von Information über verschiedene Symbolsysteme (Text, Tabelle, Graphik,…). Informationen werden multimodal präsentiert, wenn sie verschiedene Sinnesmodalitäten ansprechen (bspw. audio-visuell). Ein anwendergesteuert interaktiv nutzbares System sorgt für größere Subjektivität und Individualität bei der Informationsrezeption.


b) Multimediapsychologie


Multimedia hat also Auswirkungen auf die Art und Weise wie Informationen verarbeitet werden. Eine mögliche Beschreibung besagt:


„Multimediapsychologie hat mit Verstehen, Lernen und Wissenserwerb in Verbindung mit Multimedia bzw. mit einem einzelnen neuen Medium […] zu tun […].“ (vgl. Luckhardt).


Man kann nun aus diesen Begriffserklärungen auf ein vorrangiges multimediapsychologische Forschung schließen:


Die Multimediapsychologie erforscht Gestaltungsprinzipien (multi-)medialer Systeme zur effektiven Informationsaufnahme, -verarbeitung, und -speicherung.





Die sensorische Wahrnehmung

Bevor hier genauer auf spezielle multimediapsychologische Aspekte eingegangen wird, sollen zunächst einige grundlegende Vorgänge der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung betrachtet werden.


Die sensorische Wahrnehmung bezeichnet das reine Erfassen von Umwelteindrücken über die Sinnesorgane. Visuelle Wahrnehmung wird häufig mit den Vorgängen einer Kamera verglichen. Licht eines Gegenstands gelangt durch Pupille und Linse zur Netzhaut, wo ein um 180° verdrehtes Bild auf der Netzhaut abgebildet wird. Dieser Reiz wird über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet, welches das Bild in seine ursprüngliche Position rückt. Ähnlich ist es bei der auditiven Wahrnehmung, bei der Schwingungen über verschiedene Gehörknöchelchen zum Hörnerv und dann zum Gehirn gelangen.


Das Entscheidende für eine weitere Informationsverarbeitung geschieht unmittelbar nach dieser rein sensorischen Wahrnehmung. Es bleibt nicht bei einer Wahrnehmung einfacher Eindrücke, sondern es kommt zu einer psychologischen Weiterverarbeitung:


Das Gehirn führt eine Interpretation des Wahrgenommenen durch. Man hört also nicht nur ein Geräusch auf der Straße, sondern weiß, dass es sich um ein Fahrzeug handelt. Man sieht nicht ein zweidimensionales Geflecht von Linien, sondern weiß, dass es sich um die dreidimensionale Zeichnung eines Würfels handelt.


Diese Interpretationen werden also von unserem Vorwissen bestimmt und führen zu kulturell bedingten Schemata in der sensorischen Wahrnehmung (vgl. Hasebrook, 1995).


Wie wird nun entschieden, welche Eindrücke mehr oder weniger weiterverarbeitet und dauerhaft gespeichert werden? Durch das Vorwissen erkennt man die Bedeutung eines Umwelteindrucks. Wenn dieser Umwelteindruck nun für mich besondere Relevanz hat, wird dieser Eindruck zu potentieller Information. Falls diese Information auch weiterhin als wichtig erachtet wird, so kommt es zu einer dauerhaften Speicherung (vgl. Anderson, 1996).


Wie diese einzelnen Vorgänge in der Informationsspeicherung beschrieben werden, soll im nächsten Abschnitt anhand zweier Gedächtnismodelle erläutert werden.





Gedächtnismodelle

a) Das drei-Speicher-Modell (1968)


Ein richtungweisender Theorierahmen zur Informationsspeicherung wurde von Atkinson und Shiffrin entwickelt. Sie unterteilen das Gehirn in drei Speicher:


• das sensorische Gedächtnis


Diese Instanz stellt die sensorische Wahrnehmung dar. Was einer Person auffällt wird zuerst ins sensorische Gedächtnis geleitet. Es hat eine sehr geringe Speicherkapazität und eine geringe Speicherdauer. Eindrücke, die nicht als relevant erachtet werden, werden wieder gelöscht oder durch neue Eindrücke überschrieben.


• das Kurzzeitgedächtnis (KZG)


Umwelteindrücke, die als potentielle Information identifiziert wurden, werden zum KZG geleitet, welches sich ebenfalls durch eine kurze Speicherdauer und eine geringe Kapazität auszeichnet. Das KZG soll eine Kapazität von etwa 7 +/- 2 Informationseinheiten besitzen. Hier wird Information aktiv gehalten und bei weiterer Relevanz an die nächste Instanz weitergeleitet. Nicht mehr benötigte Information wird wiederum gelöscht oder überschrieben.


• das Langzeitgedächtnis (LZG)


In diesem Speicher wird Information nun dauerhaft gespeichert. Man spricht bei diesem Vorgang von Elaboration, also der Verankerung neuer Information im kognitiven System. Dies geschieht, indem das neu erworbene Wissen mit dem bereits bestehenden Wissen verknüpft wird. Dem Umwelteindruck wird also durch diese Verknüpfung eine dauerhafte subjektiv

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