Facettenklassifikation: Unterschied zwischen den Versionen

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Die bekannteste und älteste Form der Facettenklassifikation, die Colon Classification, geht auf den indischen Mathematiker und Bibliothekar Shiyali Ramamrita Ranganathan zurück.  Ranganathan führte anfangs der 20er Jahre das Prinzip der Facettierung in die Klassifikationspraxis der Universitätsbibliothek Madras ein. 1933 entwickelte er die Grundzüge der Colon Classification, welche aktuell in der von 1972 erschienenen siebten, verbesserten Auflage vorzufinden ist. Die Colon Classification ist eine teilfacettierte Universalklassifikation, welche über eine kurze, kaum ausgebildete Hierarchie verfügt. Der Name der Klassifikation lässt sich von "colon" (dt. Doppelpunkt) ableiten, wobei auch weitere Interpunktionszeichen wichtige Bestandteile der Notation bilden.  
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Die bekannteste und älteste Form der Facettenklassifikation, die Colon Classification, geht auf den indischen Mathematiker und Bibliothekar Shiyali Ramamrita Ranganathan (1892-1972) zurück.  Ranganathan führte anfangs der 20er Jahre das Prinzip der Facettierung in die Klassifikationspraxis der Universitätsbibliothek Madras ein. 1933 entwickelte er die Grundzüge der Colon Classification, welche aktuell in der von 1972 erschienenen siebten, verbesserten Auflage vorzufinden ist. Die Colon Classification ist eine teilfacettierte Universalklassifikation, welche über eine kurze, kaum ausgebildete Hierarchie verfügt. Der Name der Klassifikation lässt sich von "colon" (dt. Doppelpunkt) ableiten, wobei auch weitere Interpunktionszeichen wichtige Bestandteile der Notation bilden.  
  
==Eigenschaften und Pflege==
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==Eigenschaften der Facettenklassifikation ==
  
 
Analytisch-synthetische Klassifikationen gehen im Gegensatz zu typischen, starr strukturierten analytischen Klassifikationen von den in der Systematik zusammengestellten, gleichrangigen Merkmalsbegriffen eines Wissensgebiets aus (z.B. Objekte, Eigenschaften, Personen, Zeit) denen entsprechende Einzelbegriffe (auch Foci oder Isolate genannt) zugeordnet werden. Begriffsgruppen, welche auf diese Weise entstehen werden Facetten oder Kategorien genannt. Weitere notwendige Untergliederung erfolgt durch (Unter-) Facetten. Facettenklassifikationen sind ahierarchisch und mehrdimensional, mit ihnen können postkoordinativ, d.h. erst bei der Erschliessung von Wissensquellen sehr komplexe Sachverhalte wiedergegeben werden:
 
Analytisch-synthetische Klassifikationen gehen im Gegensatz zu typischen, starr strukturierten analytischen Klassifikationen von den in der Systematik zusammengestellten, gleichrangigen Merkmalsbegriffen eines Wissensgebiets aus (z.B. Objekte, Eigenschaften, Personen, Zeit) denen entsprechende Einzelbegriffe (auch Foci oder Isolate genannt) zugeordnet werden. Begriffsgruppen, welche auf diese Weise entstehen werden Facetten oder Kategorien genannt. Weitere notwendige Untergliederung erfolgt durch (Unter-) Facetten. Facettenklassifikationen sind ahierarchisch und mehrdimensional, mit ihnen können postkoordinativ, d.h. erst bei der Erschliessung von Wissensquellen sehr komplexe Sachverhalte wiedergegeben werden:
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--> He Verhütungsmassnahmen (Facette H= Arbeitsschutz<br>
 
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Version vom 30. November 2014, 18:21 Uhr

Eine Facettenklassifikation (auch analytisch-synthetische Klassifikation) ist eine Kombination der Konstruktionsprinzipien von Notation, Hierarchie und Citation Order aus der Klassifikation mit dem Prinzip der Facettierung. Dabei wird der Wissensbereich nicht in eine starre Baumstruktur eingegliedert, sondern.


Historische Entwicklung

Die bekannteste und älteste Form der Facettenklassifikation, die Colon Classification, geht auf den indischen Mathematiker und Bibliothekar Shiyali Ramamrita Ranganathan (1892-1972) zurück. Ranganathan führte anfangs der 20er Jahre das Prinzip der Facettierung in die Klassifikationspraxis der Universitätsbibliothek Madras ein. 1933 entwickelte er die Grundzüge der Colon Classification, welche aktuell in der von 1972 erschienenen siebten, verbesserten Auflage vorzufinden ist. Die Colon Classification ist eine teilfacettierte Universalklassifikation, welche über eine kurze, kaum ausgebildete Hierarchie verfügt. Der Name der Klassifikation lässt sich von "colon" (dt. Doppelpunkt) ableiten, wobei auch weitere Interpunktionszeichen wichtige Bestandteile der Notation bilden.

Eigenschaften der Facettenklassifikation

Analytisch-synthetische Klassifikationen gehen im Gegensatz zu typischen, starr strukturierten analytischen Klassifikationen von den in der Systematik zusammengestellten, gleichrangigen Merkmalsbegriffen eines Wissensgebiets aus (z.B. Objekte, Eigenschaften, Personen, Zeit) denen entsprechende Einzelbegriffe (auch Foci oder Isolate genannt) zugeordnet werden. Begriffsgruppen, welche auf diese Weise entstehen werden Facetten oder Kategorien genannt. Weitere notwendige Untergliederung erfolgt durch (Unter-) Facetten. Facettenklassifikationen sind ahierarchisch und mehrdimensional, mit ihnen können postkoordinativ, d.h. erst bei der Erschliessung von Wissensquellen sehr komplexe Sachverhalte wiedergegeben werden:

  • Beispiel aus einer Facettenklassikation
  • Sachverhalt: Verhütung von Hautkrankheiten bei Chemiearbeitern
  • Notation: CgHeMbi
  • Erläuterung:

--> Cg Hautkrankheiten (Aus der Facette C= Berufskrankheiten)

--> He Verhütungsmassnahmen (Facette H= Arbeitsschutz

--> Mbi Chemiearbeiter (Facette M= Berufsgruppen)





Der Namen von colon (dt. Doppelpunkt) ableiten lässt und zum Aufbau der Notation weitere Satzzeichen wie Komma oder Punkt verwendet.





  • Manecke, H.-J. (1997). Klassifikation. In: Buder/Rehfeld/Seeger/Strauch (Hrsg., 1997): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. München et al. K.G. Saur, 141-159)

Links

(Link zuletzt besucht: 04.08.2010)

Verwandte Begriffe

… weitere Daten zur Seite „Facettenklassifikation
Eine Facettenklassifikation (auch analytisEine Facettenklassifikation (auch analytisch-synthetische Klassifikation) ist eine Kombination der Konstruktionsprinzipien von Notation, Hierarchie und Citation Order aus der Klassifikation mit dem Prinzip der Facettierung. Dabei wird der Wissensbereich nicht in eine starre Baumstruktur eingegliedert, sondernstarre Baumstruktur eingegliedert, sondern +