Merkmale computervermittelter Kommunikation

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Einleitung

Computervermittelte Kommunikation drückt in der Literatur ein sehr weit gefasstes Gebiet aus. Viele Autoren versuchen in unterschiedlichen Definitionen das Thema „cvK“ zu präzisieren:

Computervermittelte Kommunikation..

- ist die Kommunikation (Verständigung), die durch den Einsatz eines Computers vermittelt (ermöglicht) wird. (Payer, M. 1997)

- erfolgt vorwiegend unter bislang Fremden, also mit Personen unter Personengruppen, zu denen bisher keine Sozialkontakte bestanden haben und womöglich auch nicht folgen werden (wenngleich dies jedoch nicht ausgeschlossen ist). (Höflich, 1994)

- ist der Oberbegriff für unterschiedliche Anwendungsformen der elektronischen Übermittlung, Speicherung und des Abrufs von elektronischen Nachrichten durch Menschen über miteinander vernetzte Computer. (Pelz, 1995)

Die zwischenmenschliche Kommunikation verläuft in der Regel von Angesicht zu Angesicht, also „Face-to-Face“. Man unterhält sich am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Die Mimik und Gestik spielen hier ebenso eine wichtige Rolle. Soziale Kontakte werden heute allerdings nicht nur auf der „Straße“ bzw. im realen Leben geknüpft, sondern es werden zunehmend andere Medien dafür verwendet. Die Technik bietet hier die Möglichkeit, zwischen mehreren Optionen der Kommunikation zu wählen. Die computervermittelte Kommunikation verhilft Personen ihre Beziehungen zu vertiefen und ihr Umfeld zu erweitern. Persönliche Begegnungen werden nicht mehr für jeden Kommunikationszweck als ideal befunden und werden beispielsweise in das Internet verlegt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Online-Beziehungen „besser“ sind als die ursprünglichen „Face-to-Face-Kontakte“ und ob das soziale Umfeld dadurch vernachlässigt wird. Viele Kritiker befürchten gesellschaftliche Isolation durch das Internet.


Beschreibung: computervermittelte Kommunikation

Computervermittelte Kommunikation („cvK“) vollzieht sich über z.B. Emails, Mailinglisten, Newsgroups, Chats oder MUDs und stellt eine zwischenmenschliche Verbindung zweier oder mehrerer Menschen dar. Im Vergleich zu der Face-to-Face-Kommunikation („FtF-K“), die den persönlichen Kontakt voraussetzt, ist „cvK“ eine völlig andere, aber dennoch verwandte Kommunikation. „CvK“ wird unterschieden in zeitversetzte (Email, Mailingliste, Newsgroup) und zeitgleiche Kommunikation (Chat, MUD). Die „FtF-K“ ist logischerweise synchron und ereignet sich im gleichen Raum. Die „cvK“ ist auf das Medium Computer, also auf den Monitor, die Tastatur, die Lautsprecher und das Mikrofon reduziert und benutzt zumeist einzig und allein die Möglichkeit der visuellen, manchmal auch der auditiven Reizübertragung. Es handelt sich also fast ausschließlich um eine textbasierte Kommunikation. Die „cvK“ ermöglicht demzufolge ebenso den Aufbau von sozialen Beziehungen, wie die „FtF-K“, allerdings kann sie dies auch über den Raum und die Zeit hinweg.


Soziale Beziehungen

Soziale Beziehungen werden in formale und persönliche Beziehungen unterteilt, die jeweils stark oder schwach ausgeprägt sein können. Formale Beziehungen sind zweckgebunden und funktional und dienen dazu, gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen. Diese Beziehungen sprechen die Sachebene an, d.h. es geht hauptsächlich um den Austausch von Informationen. Die beteiligten Personen handeln oft nach formalisierten Rollen, die durch Hierarchieverhältnisse bzw. Abhängigkeitsverhältnisse gekennzeichnet sind, wie z.B. Käufer/Verkäufer, Wähler/Gewählter oder Staatsanwalt/Verteidiger.

Bei persönlichen Beziehungen sind Nähe, Geborgenheit und Intimität entscheidend. Die Menschen, die diese Beziehungsform führen, sind in soziale Systeme eingebunden. Diese Ebene ist nun nicht mehr die Sachebene, sondern die Beziehungsebene. Es gibt verschiedene Beziehungsklassen, wie z.B. Eltern-Kind-Beziehungen, Freundschaftsbeziehungen oder Nachbarschaftsbeziehungen. Stark ausgeprägte persönliche Beziehungen bestehen dann, wenn ein starkes Maß an Intimität vorherrscht, wenn man viele gemeinsame Aktivitäten und Interessen besitzt und viel Zeit miteinander verbracht wird. In diesen Beziehungen ähneln sich die Partner oft und haben gemeinsame Freunde oder Bekannte, die sich wiederum auch untereinander kennen (= Transitivität). Die Partner fühlen sich gegenseitig verpflichtet und wollen die Wünsche und Erwartungen des anderen erfüllen, ohne direkt eine Gegenleistung zu erwarten.

Bei persönlichen Beziehungen, die schwach ausgeprägt sind, verbringen die Partner weniger Zeit miteinander. Die Bindung ist weniger emotional und intim. Es bestehen kaum gemeinsame Interessen und Aktivitäten und auch der Verpflichtungsfaktor ist geringer, da man sich nicht gut kennt, fordert man eine schnellere Gegenleistung. Das „Geben und Nehmen“ muss unmittelbar ausgeglichen werden, da ein Fortbestand der Beziehung unsicher ist. Die Partner öffnen sich nicht so leicht und geben persönliche Gedanken selten preis. Des Weiteren teilen sie keinen gemeinsamen Freundes- oder Bekanntenkreis.


Soziale Isolation und Einsamkeit

Soziale Isolation besteht dann, wenn ein soziales Netzwerk sehr klein ist, d.h wenn Beziehungsarmut vorliegt, oder wenn die Kommunikationsfrequenz unter dem Durchschnitt liegt. Hauptsächlich gibt es drei Gründe für soziale Isolation. Der erste Grund ist die Fehlende soziale Kontrolle. Wenn man mit anderen Menschen zusammen ist, erzeugt dies eine Öffentlichkeit für das eigene Verhalten und übt dadurch eine Kontrollfunktion aus. Wenn nun ein Mangel an sozialer Kontrolle besteht, bedeutet dies für denjenigen, dass das eigene Verhalten nicht kontrolliert wird und man sich selbst vernachlässigt. Die fehlende soziale Unterstützung ist ein weiterer Grund für soziale Isolation. Durch Beziehungsmangel kommt es auch zum Mangel an sozialen Ressourcen wie Hilfeleistung, Orientierung oder Anerkennung. Dies führt zu einer Verschlechterung der Persönlichkeitsentwicklung. Subjektive Einsamkeit empfindet eine Person, wenn sie wenig Kontakte und Beziehungen besitzt und sich jedoch gerne mehrere Beziehungen wünscht. Die Person empfindet die Einsamkeit und das Alleinsein als unangenehm.


Veränderung bestehender sozialer Beziehungen

Bestehende soziale Beziehungen können sich positiv wie negativ verändern, nämlich wenn ein Partner sehr intensiv im Internet kommuniziert und der andere keinen Bezug zu diesem Medium hat. Dies kann Komplikationen, Schwierigkeiten und dramatische Konflikte nach sich ziehen, die das Beziehungsverhältnis zerstören können. Bei Eltern-Kind-Beziehungen betonen oft die Eltern, dass ihre Kinder zu viel Zeit im Internet verbringen und so ihre Schulaufgaben, ihr soziales Umfeld und die Verpflichtungen im Haushalt vernachlässigen und machen das Medium Internet dafür verantwortlich. Da sich die meisten Elternteile weniger gut mit dem Internet auskennen als ihre Kinder, entsteht dadurch ein scheinbarer Macht- und Kontrollverlust über ihre Kinder. Auch bei Partnerschaftsbeziehungen kommt es zu Spannungen, weil sich der Netzabstinente über die zeitliche Dauer, die der Netzaktive im Internet verbringt, beschwert. Es kann zur Entfremdung führen, wenn der netzabstinente Partner keine andere Beschäftigung hat. Die netzaktiven Partner erweitern ihr soziales Netzwerk über Kommunikationswege, von denen der netzabstinente Partner ausgeschlossen wird. Dies führt oft zur Eifersucht bei Netzabstinenten. Die Netzaktiven jedoch empfinden nicht, dass sie ihr soziales Umfeld vernachlässigen. Im Gegenteil: man kommuniziert mit Freunden über das Internet und verbessert so die Qualität und Tiefe der persönlichen Beziehungen. Um solche Spannungen zu vermeiden, kann der Netzaktive den netzabstinenten Partner in diese virtuelle Welt miteinbeziehen und somit eine gemeinsame Freizeitaktivität aufbauen.


Entwicklung neuer sozialer Beziehungen

Die Kommunikation und Interaktion im Internet erleichtert den Kontakt mit fremden Menschen. Nach dem „Modell der Beziehungsentwicklung von Levinger und Snoek (1972) existieren vier aufeinanderfolgende Phasen: 1. kein Kontakt, 2. einseitige Wahrnehmung, bei einer Person entsteht ein Kontaktwunsch, 3. oberflächlicher Kontakt, erstes Kennenlernen, beiläufige Interaktionen, 4. Beziehungsvertiefung, persönlichere Interaktionen, zunehmende Inter-dependenz“ (Vgl. Döring, N. (1999), S. 344). Die einseitige Wahrnehmung wird durch sämtliche virtuelle Kommunikationsformen begünstigt, da man überall dort zunächst als „Lurker“ passiv verweilen kann, bis der Wunsch entsteht, den Kontakt mit einer bestimmten Person aufzunehmen, deren Äußerungen, Kommunikationsstil, sowie Selbstbeschreibung und Darstellung man über den Bildschirm verfolgen konnte. Man kann sich ein Bild von der Person wie von der Umgebung machen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine gewisse Vorauswahl des zu beobachtenden Bereichs zu treffen. Die Anonymität des Internets äußert sich für Internetbenutzer sehr positiv, da äußere Merkmale, wie Aussehen, innere Merkmale, wie Schüchternheit und andere Attribute durch textbedingte „cvK“ im Verborgenen bleiben. Um jedoch mit jemandem näher in Kontakt zu treten, ist das Erstellen fiktiver Identitäten nicht förderlich. Man kann natürlich durch „falsche“ Identitäten leichter Aufmerksamkeit auf sich erzeugen, aber auf längere Sicht, kann daraus allerdings nur schwer eine intensivere Beziehung entstehen. Zudem bewirkt die Fähigkeit, soziale Kompetenz zu zeigen, d.h. höflich zu sein, auf Fragen zu antworten, „Netiquetten“ zu befolgen usw., eine interessante Ausstrahlung, die einem Kennenlernen nur förderlich sein kann.


Verlust von sozialen Beziehungen

Die allgemeingültige und doch falsche These behauptet, dass Menschen, die viel Zeit im Internet verbringen, durch die „cvK“ dazu neigen, bestehende soziale Beziehungen zu vernachlässigen, sich sozial zu isolieren und zu vereinsamen. Diese Menschen sollen nach dieser Behauptung ihr reales Leben zugunsten des virtuellen Lebens eintauschen und machen sich daher von der „cvK“ im Internet abhängig. Aber man muss sich die Frage stellen, ob es wirklich eine Flucht darstellt, im größeren Ausmaß die „cvK“ zu benutzen. Vielmehr ist der Mensch dadurch in der Lage, eine Vielzahl neuer Verhaltensweisen, Kommunikationsstile, Ausdrucksmöglichkeiten zu gewinnen, sowie sein eigenes Ich zu entdecken. Auf der sachlichen Ebene dient diese Kommunikationsform, um neue Denkanstöße, kreative Impulse, aktuelle Informationen und Wissen aufzunehmen. Ein Problem besteht allerdings in der Tatsache, dass ein schüchterner Typ sich in die virtuelle Welt zurückzieht, dort positives Feedback bekommt und sich daher lieber dort als im realen Leben aufhält. Im Internet sind Kontakte leichter herzustellen und persönliche Schwächen können ohne Probleme kaschiert werden. Dieses Sammeln von positiven Erfahrungen im Netz mag aber auch dazu verhelfen, die Realität besser zu meistern. Ein Verlust von sozialen Beziehungen ist daher wohl möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.


Formen von Gruppen

Es gibt nicht nur soziale Beziehungen, die zu sozialen Netzwerken verknüpft sind, „..sondern es entstehen auch größere soziale Gebilde mit gemeinsamem Kommunikations- und Handlungsbezug“ (Vgl. Döring, N. (1999), S. 369). Die kleinste Form von Gruppen bilden die Kleingruppen (z.B. Arbeitsteams, Freundes-Cliquen). Diese Gruppen bestehen aus bis zu 30 Personen und werden meistens als formale Gruppe größerer Organisationen zur Abwicklung bestimmter Aufgaben zusammengestellt. Je nach Zielsetzung werden formelle Kleingruppen in verschiedenen Bereichen angewandt, etwa wie der Pädagogischen Psychologie (z.B. Lerngruppen, Unterrichtsgruppen), der Klinischen Psychologie (z.B. Therapiegruppen) oder der Organisationspsychologie (z.B. Arbeitsteams). Bei den informellen Kleingruppen wie z.B. bei Skatrunden, Cliquen, Stammtischen oder Jugendgangs steht der sozio-emotionale Aspekt im Vordergrund. Diese Gruppen sind weniger erforscht, da ihre Zielsetzung selbstbestimmt und keine klare Zieldefinition vorhanden ist.

Großgruppen bestehen aus 30 bis mehreren hundert Personen. Aufgrund der großen Mitgliederzahl kann nicht jeder gleichermaßen aktiv am Geschehen teilnehmen. Meistens wird die Kommunikation von wenigen Personen geführt, während die anderen eher als Zuschauer fungieren. Die Informationsvermittlung steht bei Großgruppen im Vordergrund wie z.B. bei politischen Veranstaltungen, Bildungsmaßnahmen oder Kongressen, was sich von den Kleingruppen unterscheidet, da hier nur konkrete Arbeitsaufgaben gestellt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit beide Gruppenformen zu kombinieren, etwa bei Großveranstaltungen, wo sich stellenweise Arbeitsgruppen bilden und später die Ergebnisse der Kleingruppen vorgetragen werden.

Soziale Gemeinschaften sind stabile und offene Netzwerke von Personen und Gruppen, die einen gemeinsamen Handlungsfokus und emotionalen Zusammenhalt haben. Das Gemeinschaftsgefühl und das Zusammengehörigkeitsgefühl stehen bei sozialen Gemeinschaften im Vordergrund, ohne sich persönlich kennen zu müssen. Die Mitgliederzahl von Gemeinschaften kann stark abweichen. Es gibt z.B. Wohngemeinschaften mit nur drei Personen oder Fangemeinschaften mit über tausend Personen. Gemeinschaften werden zusammengeschlossen, wenn Personen „in räumlicher Nähe leben (z.B. Nachbarschaftsgemeinschaften), wenn sie ähnliche Interessen haben (z.B. Fangemeinschaften), wenn sie aktuell vom selben Problem betroffen sind (z.B. Schicksalsgemeinschaft anlässlich einer Überschwemmungskatastrophe) oder wenn sie gemäß ihrer Merkmale in eine gemeinsame soziale Kategorie fallen (z.B. ethnische Gemeinschaft)“ (Vgl. Döring, N. (1999), S. 372-373).

Öffentlichkeiten, wie z.B. Massenmedien, sind im Gegensatz zu sozialen Gemeinschaften dazu da, eine größere Menge von Menschen zu adressieren, die bestimmte Informationen zur Kenntnis nehmen. Massenmedien stellen eine große und verschiedenartige Öffentlichkeit dar, weil sie eine große und zerstreute Menschenmenge erreichen. Obwohl die Informationsverbreitung über Massenmedien eine große Öffentlichkeit hervorruft, kann diese Menschenmenge die von den Medien veröffentlichte Meinung kaum beeinflussen und sie erfährt auch „nur“ den Teil des Weltgeschehens, der veröffentlicht wird.


Mediale Umgebungen und Gruppen

Gruppen sind, wie auch soziale Beziehungen, abhängig von medialen Kontakten. Da Gruppen aus mehreren Personen bestehen und auch oftmals räumlich verstreut sind, verhelfen Hybridmedien, den Kontakt und die Informationsverbreitung aufrechtzuerhalten; nicht um die „Face-to-Face-Kommunitkation“ zu ersetzen, sondern um einen zusätzlichen Kommunikationskanal zu erschaffen.


a) Mediale Umgebungen und Kleingruppen/Großgruppen

Durch Individual- bzw. Hybridmedien können auch bei Kleingruppen, wie z.B. bei einer Familie Komplikationen, Spannungen und Auseinandersetzungen auftreten. Gemeinsame Aktivitäten wie Gespräche, Spiele und Familienausflüge werden durch erhöhten Fernsehkonsum und Computerspiele ersetzt, was zu Vereinsamung und Kommunikationsverlust führen kann. Jedoch kann man Individualmedien wie Telefon, Handy oder Briefe auch dafür verwenden, die Kommunikation innerhalb einer Gruppe zu verbessern z.B. bei Terminvereinbarungen. Bei dem Beispiel der Familie ist entscheidend, wie die Individualmedien genutzt werden. Durch gemeinsames Fernsehen und das darauffolgende Besprechen der Sendungen kann die Kommunikation in der Familie verbessert und ein Zusammengehörigkeitsgefühl erschaffen werden. Bei formellen Kleingruppen wird hauptsächlich „FtF-K“ angewandt. Jedoch kann man, um die Arbeitsorganisation zu verbessern, computervermittelte Gruppenkommunikation verwenden. Dadurch können diverse Termine und Entscheidungen leichter getroffen werden. Eine spezielle Software (Groupware) wird hierfür eingesetzt, die eine gemeinsame Datenbank bereitstellt und dadurch ermöglicht, sich gegenseitig auszutauschen. Bei informellen Kleingruppen stehen die gemeinsamen Freizeitaktivitäten im Vordergrund. Durch Hybrid- und Individualmedien wird der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe verstärkt, indem z.B. Treffen organisiert oder Gespräche ausgetauscht werden. Andererseits besteht die Gefahr der Ausgrenzung, wenn ein Gruppenmitglied nicht über das jeweilige Medium oder über Technikkenntnisse verfügt und somit nicht „mitreden“ kann und so nach und nach ausgegrenzt wird.


b) Mediale Umgebungen und Gemeinschaften/Öffentlichkeiten

Bei der Massenkommunikation handelt es sich um eine „One-to-many-Kommunikation“, da das öffentliche Publikum mit Informationen versorgt wird. Die Problematik besteht darin, dass die Informationen, die die Massenmedien liefern, oft nicht objektiv sind, da „a) aufgrund begrenzter Zeit und Aufmerksamkeit immer selegiert werden muss und b) Wertungen und Meinungen der Medienmacher die Darstellung der ausgewählten Ereignisse bewusst und unbewusst beeinflussen“ (Vgl. Döring, N. (1999), S. 377). Dadurch werden alternative Sichtweisen und Meinungen vernachlässigt. Infolgedessen werden Gegenöffentlichkeiten gebildet (Offener Kanal, alternative Presse), um das zu veröffentlichen, was in den gängigen Medien nicht erwähnt wird. Da es sich bei Sozialen Gemeinschaften um Gruppen mit einer großen Mitgliederzahl handelt, die meistens räumlich verstreut sind, sind diese besonders auf Massen- und Individualmedien sowie auf interaktive Massenkommunikation angewiesen. Durch „cvK“ wird eine ununterbrochene Verbindung zu anderen Mitgliedern hergestellt, wie z.B. bei überlokalen Fangemeinschafen, die durch andauernde Präsenz im Internet eine Verbindung zu anderen Fans herstellen können und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt wird.


Veränderung bestehender Gruppen durch Internet

Es entsteht eine Veränderung in den bestehenden Gruppen, wenn mehrere Mitglieder über einen Internetzugang verfügen. Termine, Fragen, Informationen, gewissermaßen die komplette Gruppenkommunikation, wird computervermittelt ausgeführt. Diese Veränderungen entstehen sowohl innerhalb der Gruppenkommunikation als auch in der Außenkommunikation.


1) Binnenkommunikation von Gruppen im Internet

Durch „cvK“ werden Binnenveränderungen bestehender Gruppen hervorgerufen. Diese Veränderungen „lassen sich auf drei Ebenen beschreiben: 1. Quantität der Netzkontakte, 2. Qualität der Netzkontakte und 3. Medienwechsel“ (Vgl. Döring, N. (2003), S. 504).


a) Quantität der Netzkontakte

Es stellt sich die Frage, ob Mitglieder einer Gruppe, die einen Internetzugang haben, nun mehr über das Internet kommunizieren oder bei FtF-K bleiben. Entweder „steckt die Online-Kommunikation an“ und viele der Mitglieder benutzen fast ausschließlich das Internet als Forum oder die Online-Gruppenkommunikation bleibt unbenutzt. Kleingruppen benutzen die Online-Gruppenkommunikation eher selten, da sie andere Kommunikationsmittel verwenden können. Formale Großgruppen machen oft den Gebrauch von Mailinglisten für die Online-Kommunikation, jedoch werden diese sehr spärlich genutzt. Eine Ausnahme sind aktuelle Ereignisse, die die Nutzung erheblich erhöhen, wie z.B. bei Stellungnahmen zu diversen Terrormeldungen. Jedoch wurde noch nicht untersucht, wie viele bestehende Gruppen ein Online-Forum nutzen und wie stark diese es überhaupt anwenden. Personen können durch gute Präsentation in Online-Gruppen ihren „Rang“ erhöhen, auch wenn sie im „wahren Leben“ eher zurückhaltend und schüchtern sind.


b) Qualität der Netzkontakte

Es gibt einige Experimente, die die Effizienz von „FtF-Gruppen“ und „cvK“ Gruppen beim Lösen von Aufgaben vergleichen. Das Ergebnis vieler Tests ergab , dass „FtF-Gruppen“ schneller beim Lösen von Aufgaben waren, dies jedoch darauf zurückzuführen ist, dass die „cvK-Gruppe“ länger mit dem Tippen beschäftigt war, das Ergebnis dennoch das gleiche war. Bei der „cvK-Gruppe“ wurde beobachtet, dass alle Mitglieder an dem Ergebnis gearbeitet haben, wobei sich bei der „FtF-Gruppe“ manche „zurückzogen und andere arbeiten ließen“.

Die interne Kommunikation formeller Kleingruppen ist oft zu unpersönlich, man kennt sich wenig und es fehlt die Zusammengehörigkeit. „CvK“ soll hier weiterhelfen: das Klima und der Gruppenzusammenhalt sollen verbessert werden, indem mehr auf sozio-emotionale Gruppenprozesse hingewiesen wird.

Eine weitere Problematik stellt die Netzkompetenz dar: wer sich mit der Technik auskennt, kann so ohne weiteres mit anderen Mitgliedern kommunizieren. Personen, ohne Netzkompetenz fühlen sich demnach ausgeschlossen und verlieren vielleicht sogar an Status in der Gruppe. Netzaktive verfügen somit über Informationen, die den Netzabstinenten vorenthalten bleiben. Dadurch entsteht eine Informations- bzw. Expertenmacht für die netzaktiven Gruppenmitglieder.


c) Medienwechsel

Einerseits kann Online-Kommunikation die bisherige Kommunikation ergänzen, jedoch werden immer öfter „FtF-Kontakte durch „cvK“ ersetzt, z.B. bei Video-Konferenzen oder Rundmails. Warum bzw. welche Medien nun mehr verwendet werden, lässt sich nur schwer beantworten, da dies von der Zielsetzung der Gruppe abhängig ist. Es ist z.B. sinnvoller von einem Print- zum Online-Medium zu wechseln, wenn eine Nachricht oder ein Bericht zu einer bestimmten Zeit fertig sein soll. Es kann hier aber auch zu Störungen kommen, wenn Gruppenmitglieder kein festes Medium haben und z.B. ständig von Telefon zu Email wechseln.


2) Außenkommunikation von Gruppen im Internet

Wenn in einer bereits bestehenden Gruppe durch den Online-Zugang neue Internet-Dienste zur Verfügung stehen, ändert sich die Außenbeziehung dieser Gruppe. Die Aktivitäten der Gruppe oder auch Termine können nun in Chats, Newsboards oder Mailinglisten ausgetauscht werden, wo auch Nicht-Mitglieder das Geschehen beobachten können und nach Wunsch aktiv eingreifen können.

„Grob lassen sich netzbedingte Veränderungspotentiale in den Außenbeziehungen von Gruppen auf drei Dimensionen ansiedeln: 1. Öffentlichkeiten der Gruppenaktivitäten, 2. Zugang zur Gruppe, 3. Vernetzung mit anderen Gruppen“ (Vgl. Döring, N. (2003), S. 513).


a) Öffentlichkeit der Gruppenaktivitäten

Gruppen, die online kommunizieren, können dies in öffentlichen oder auch in nicht-öffentlichen Foren tun. Beim Letzteren handelt es sich hauptsächlich um Intranets von Unternehmen oder man kann durch Passwörter oder Kennwörter den Zugang für Außenstehende im Internet verweigern. Wenn die Foren öffentlich sind, kann dies dazu führen, dass neue Teilnehmer hinzukommen. Gruppen mit eigenen Informationsangeboten und Kommunikationsforen sind oft für politisch engagierte Gruppen sinnvoll, um so online „Werbung“ für sich zu machen und Einfluss auf die „Besucher“ zu nehmen. Einen negativen Aspekt enthält dies dennoch auch, da somit die Gruppe von außen kontrolliert und kritisiert werden kann. „Zu den „vier apokalyptischen Reitern“ der Rechnernetze (Tangens, 1996) gehören neben Pornografie und Drogenhandel nicht nur Neonazi-Propaganda, sondern auch Bombenbau-Anleitungen“(Vgl. Döring, N. (2003), S.515). Ein Häufiger Kritikpunkt am Internet ist, dass sich rechtsradikale bzw. auch linksradikale Gruppen im Netz ohne Probleme darstellen können, Aktionen organisieren und für diese Propaganda schüren können. Allerdings können solche Aktionen auch über andere Medien, wie z.B. das Handy organisiert werden; das Internet sollte hier nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Positiv ist auch, dass sich auch oppositionelle Gruppen bilden, sich an die Netzöffentlichkeit wenden und somit z.B. gegen geplante rechtsradikalte Aktionen vorgehen können.


b) Zugang zur Gruppe

Wenn eine Gruppe an einem virtuellen Ort kommuniziert, an dem alle Gruppen-mitglieder jederzeit und von jedem Ort aus teilnehmen können, werden Zugangsbarrieren verringert. Dadurch können mehr neue Mitglieder hinzutreten, andererseits verliert die Gruppe so an Exklusivität und Gemeinschaftsgefühl.


c) Vernetzung mit anderen Gruppen

Gruppen haben nicht nur die Möglichkeit, neue Mitglieder zu werben oder Gruppenaktivitäten öffentlich zu machen, sie können sich auch mit anderen Gruppen vernetzen und sich so gegenseitig behilflich sein. Es gibt verschiedene Erfahrungen, die in diesem Zusammenhang gemacht wurden; sowohl positive als auch negative. Bei der Vernetzung von Umweltgruppen können die Mitglieder ihre politischen Ziele verfolgen und z.B. durch Diskussionsforen einzelne Kampagnen starten, sich mit anderen Gruppen beraten und sich gegenseitig unterstützen. Bei Schulklassen bringt die Vernetzung eher wenig, da sie vorgegeben ist und keine Motivation bei den Schülern existiert bzw. erst aufgebaut werden muss.


Entwicklung neuer Gruppen durch Internet-Nutzung

Wie im letzten Kapitel bereits beschrieben wurde, ändert sich die Binnen- als auch die Außenkommunikation von Gruppen durch die Internet-Nutzung. Es können aber auch Personen, die noch keiner Gruppe beigetreten sind, neue Gruppen bilden und so computervermittelt kommunizieren. Bei dem folgenden Thema beschäftigen wir uns mit der Gruppenbildung und der daraus resultierenden Gruppenentwicklung.


1) Gruppenbildung im Internet

Bei der Bildung neuer Gruppen werden zwei Typen unterschieden: Die Entstehung virtueller Teams und virtueller Gemeinschaften im Internet.

„Man spricht von „virtuellen Teams“, wenn eine überschaubare Zahl von Personen computervermittelt zusammenarbeitet, um gemäß einem festen Zeitplan gemeinsam eine umschriebene Aufgabe zu erledigen“ (Vgl. Döring, N. (2003), S. 520.)


a)Virtuelle Teams sind in Arbeits- und Bildungsbereichen gängig. Im Bildungsbereich spricht man von sogenannten virtuellen Lerngruppen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um formale Kleingruppen, die sich aufgrund eines äußeren Anlasses (z.B. (Seminarteilnahme) zu einer Gruppe zusammenschließen oder eingeteilt werden. Das Austauschen von Informationen geschieht mehrheitlich per Email, es sei denn es handelt sich um internationale Lerngruppen, die zusätzlich noch außerhalb des Internets durch andere Kommunikationskanäle in Kontakt treten. Virtuelle Arbeitsgruppen werden generell von Organisationen zusammengestellt, d.h. die Organisationsmitglieder kennen sich schon zum Teil bzw. sie haben einen gemeinsamen Hintergrund. Wenn die Arbeitsgruppe aufgrund eines größeren Auftrags länger miteinander arbeiten muss, ist es von Vorteil, sich auch ab und an außerhalb der Online-Kommunikation zu treffen, z.B. „FtF-Treffen“. Die Aufgabe der Überwachung der Kommunikation, sowie das Schaffen einer Vertrauensbasis kommt in virtuellen Teams der Gruppenführung zu.


b) Im Unterschied zu virtuellen Teams handelt es sich bei virtuellen Gemeinschaften vorwiegend um informelle Großgruppen, die selbst eine Plattform im Internet erstellen. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition von virtuellen Gemeinschaften. Howard Rheingold hat diesen Begriff 1993 geprägt. Mittlerweile gibt es aber auch Synonyme dafür, wie z.B. Online-, Cyber-, Netz- oder E-Gemeinschaften bzw. –Communities.

Rheingold hebt den emotionalen Charakter und das Zusammengehörigkeitsgefühl in seiner Definition hervor:

„Virtuelle Gemeinschaften sind soziale Zusammenschlüsse, die dann im Netz entstehen, wenn genug Leute diese öffentlichen Diskussionen (Kommunikation) lange genug führen und dabei ihre Gefühle einbringen, so dass im Cyberspace ein Geflecht persönlicher Beziehungen entsteht.“ (Vgl.http://www.wi3.uni-erlangen.de/anwendungen/wiwiki/wiki/Virtuelle_Gemeinschaften)

Allgemein bieten virtuelle Gemeinschaften Austausch- und Kontaktforen an, die von einer großen Anzahl von Mitgliedern genutzt werden. Dabei wird kein konkretes Arbeitsergebnis hergestellt, sondern es wird gemeinsam an Problemen gearbeitet, Erfahrungen ausgetauscht und neues Wissen entwickelt.

Eine Klassifikation von virtuellen Gemeinschaften stammt von Hagel und Armstrong, die Gemeinschaften nach ihren Bedürfnissen kategorisiert haben:

1.Communities of Interest: Hier spielt der Austausch von Informationen eine große Rolle. „The Well“, „GeoCities“ oder andere Communities mit ihren Newsgroups und Diskussionsforen werden als Beispiel genannt.

2.Communities of Relationship: Diese Gemeinschaft ist durch ihre starke emotionale und soziale Bindung der Mitglieder gekennzeichnet.

3.Communities of Fantasy: Hier wird das Bedürfnis nach Phantasie und Unterhaltung befriedigt.

4.Communities of Transaction: Teilnehmer, die ein gemeinsames Interesse haben, können Transaktionen zur wirtschaftlichen Leistungserstellung tätigen. Diese Gemeinschaften halten sich z.B. auf Business-to-Business Plattformen auf.

(Vgl.http://www.wi3.uni-erlangen.de/anwendungen/wiwiki/wiki/Virtuelle_Gemeinschaften)


2) Gruppenentwicklung im Internet

Während die Bildung von Teams und Gemeinschaften meistens selbst bestimmt bzw. von Organisationen zusammengestellt wird, sind bei der Gruppenentwicklung die Quantität bzw. die Qualität der Beiträge wichtig, ebenso das Zusammengehörigkeitsgefühl und die soziale Unterstützung.


a) Entwicklung virtueller Teams im Internet

Um erfolgreich über längere Zeit als Team zusammenzuarbeiten, muss ein bestimmtes Verhalten eingehalten werden (nach Knoll): (Vgl. Döring, N. (1999), S. 398)

Soziales Klima

Es gibt Hinweise, wie man sich freundlich und kooperativ verhält, wie man sich intensiv und zuverlässig mit seinen Team-Partnern unterhält und man rät ihnen ab, Privates und Öffentliches zu verbinden.

Gruppenkoordination

Damit das gemeinsame Projekt erfolgreich wird, müssen die Teams den Ablauf richtig organisieren, ihr Projekt auch zur Dokumentation ins Netz setzen, sowie Aufgaben und Rollen verteilen.

Aufgabenbearbeitung

Hier wird den Teams empfohlen, nach der „Methode des gemeinsamen Dokuments“ zu arbeiten, d.h., dass alle einzelnen Mitglieder Beiträge schreiben, Ideen sammeln und diese dann mit den Beiträgen der anderen Mitglieder vergleichen, darüber diskutieren, um dann am Ende eine gemeinsam erstellte Lösung zu finden.

Technische Besonderheiten

Hierbei handelt es sich einerseits um die Netzkommunikation, bei der man aber zwischen Schreibtechnik (große Buchstaben zur Hervorhebung) und Lesetechnik (Geschick beim Überfliegen eines Textes) unterscheidet, andererseits dreht es sich um netztechnische Gesichtspunkte, wie z.B. die zügige Diagnose und Lösung technischer Probleme. Auch bei technischen Schwierigkeiten ist es möglich, andere Kommunikationskanäle zu benutzen, um den Arbeitsfluss nicht zu stören.

Doch all diese Hinweise sind nur dann von Vorteil, wenn die Beteiligten ehrgeizig und motiviert an ihr Projekt rangehen.


b) Entwicklung virtueller Gemeinschaften im Internet

Erfahrungsberichte haben gezeigt, dass sich mehrere Mitglieder virtueller Gemeinschaften auch privat treffen und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft wächst. Sandy Stone differenziert drei Stadien virtueller Gemeinschaften nach ihrer „Reife“ (Vgl. Döring, N. (2003), S. 535-536). Im jungen Stadium sind es die technikbegeisterten Pioniere, die sich hauptsächlich um den technischen Aspekt des virtuellen Ortes kümmern. Im mittleren Stadium steht das soziale im Mittelpunkt, d.h. die Mitglieder der Gemeinschaften konzentrieren sich eher auf Small Talk, Flirt und nicht um das Technische. Im reifen Stadium kennt man sich untereinander, hält sich am virtuellen Ort auf, kommuniziert aber nur bei Bedarf oder nach Lust. Leider gibt es keine Berichte über Entwicklungsverläufe virtueller Gemeinschaften, da sich Berichte eher auf krisenhafte Ereignisse und deren Konsequenzen und weniger auf die alltäglichen Reproduktionsprozesse konzentrieren.


Gemeinschaftsverlust durch Internet-Nutzung?

Es besteht die These, dass sich bestehende Gruppen durch „cvK“ immer mehr nur auf die Online-Kommunikation konzentrieren und die „FtF-K“ darunter leidet. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Schaffung von Schein-Gemeinschaften, wo sich Gleichgesinnte von ihrem Umfeld abschotten. „Soziale Segregation (Tribalisierung) bzw. Isolation anstelle gesellschaftlicher Integration und Inklusion wären die Folge.“ Bereits bestehende Gruppen können allerdings durch die zusätzliche Verwendung von „cvK“ häufiger und unkomplizierter miteinander kommunizieren, was zu einer Stärkung des Zusammenhalts führt. Die Problematik besteht aber in der fehlenden Netzerfahrung, die manche Gruppenmitglieder haben. Dies führt zu Kommunikationsstörungen und zur Ausgrenzung der Netzabstinenten, was aber durch Unterstützung der netzabstinenten Mitglieder aufgehoben werden kann. Fangemeinschaften und Umweltschutzgruppen profitieren durch „cvK“, da sie so neue Mitglieder werben und leichter Kontakt untereinander pflegen können. „CvK“ soll hierbei nicht das Telefonat und „FtF-K“ ersetzen, sondern gibt der Gruppe eine weitere Möglichkeit, ihren Kontakt zu intensivieren. Die These von der Flucht in Scheingemeinschaften kommt bei virtuellen Teams nicht in Frage, da diese nur eine Arbeitsgruppe verkörpert. Wenn die Gruppenarbeit erfolgreich verlaufen ist, könnten daraus sogar persönliche Treffen entstehen. Bei virtuellen Gemeinschaften wird man eher dazu „verführt“ seine äußere Umwelt zu vernachlässigen, da man sich problemlos neuen Gruppen anschließen kann und es kann leichter ein „Wir-Gefühl“ entstehen als im realen Leben. Da sich viele Mitglieder sehr in ihrer virtuellen Gruppe engagieren, besteht die Frage, ob dadurch wirklich ihr äußeres Umfeld vernachlässigt wird.

Dass die computervermittelte Kommunikation keinen Ersatz für die herkömmliche „Face-to-Face-Kommunikation“ darstellt, dürfte ebenso klar sein, wie das Fernsehen nie das Buch ersetzen kann. Tatsächlich entsteht durch die computervermittelte Kommunikation eine neue Art und Qualität der Kommunikation, die integriert in das jeweilige Leben eine Bereicherung darstellen kann. Bestehende soziale Beziehungen und Gruppen können sich dadurch verändern. Zusätzlich entwickeln sich neue Formen von Beziehungen und Gruppen durch eine neue Form der Kommunikation. Es können tatsächlich dadurch Gefahren entstehen, sich von der „Außenwelt“ zu isolieren, die aber mit einem bewussten Umgang des Mediums nur eine Bereicherung darstellen kann.

Literaturverzeichnis

- Döring, N. (1999): Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG., S. 315 – 417

- Döring, N. (2003): Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG., S. 403 – 552

- Grothe, S. (2001). Rezension N. Döring: Sozialpsychologie des Internet. Gruppendynamik und Organisationsberatung, 32(1), 234-235. Online verfügbar unter: http://psychologie.fernuni-hagen.de/Psychologie/SOZPSYCH/GD/Artikel/Virtuell/SchmidtmannGrothe.html

- Payer, Margarete (2002): Computervermittelte Kommunikation. Online verfügbar unter: http://www.payer.de/cmc/cmcs0.htm

Links

(zuletzt besucht am 06.07.2011)

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