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Version vom 4. März 2006, 18:22 Uhr
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Kurz gefasst
Die Klassifikation ist neben dem Thesaurus eine der beiden Dokumentationssprachen (mit festem Vokabular), mit denen Objekte inhaltlich beschrieben werden können. Mit Hilfe einer Klassifikation werden Objekte in ein hierarchisches System eingeordnet.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsklärung
Klassifikation lat. classis "Abteilung" facere "machen" also das Bilden ("Machen") von Klassen.
Definitionen und Beispiele
Die Klassifikation ist eine systematische Zuordnung von Gegenständen oder Sachverhalten in vorher festgelegte Gruppen oder Fächer nach dem so genannten natürlichen Ordnungsprinzip: "Jedes Ding bzw. jeder Sachverhalt an seinen Platz". So folgt laut Gaus schon die Einteilung der Kleidung im Kleiderschrank -wenn dieser denn geordnet ist- dem Prinzip der Klassifikation.
Anders ausgedrückt ist die Klassifikation eine systematische Einteilung oder Einordnung von Begriffen, Gegenständen, Erscheinungen u. a. in Klassen (Gruppen) und Unterklassen (Untergruppen) usw. die jeweils durch bestimmte Merkmale charakterisiert sind. Ein gern verwendetes Beispiel ist hier die Aufstellung der Bücher in einer Freihand-Bibliothek, die nach verschiedenen Themengebieten (Klassen), wie Sachbuch, Belletristik oder Comic eingeteilt ist.
Es ginge darum, fassen Kiel und Rost zusammen, ein Wissensgebiet abstrakt so in Gruppen (=Klassen) zu strukturieren, dass alle Gegenstände, die (nach den Vorstellungen desjenigen, der diese Klassifikation erstellt) zu diesem Wissensbereich gehören, nach bestimmten Merkmalen und Regeln eindeutig in die entsprechend vorgesehenen Klassen eingeordnet werden können. (vgl. Kiel/Rost S. 67)
Verschiedene Bedeutungen des Begriffs Klassifikation
Allgemein wird der Begriff Klassifikation, wie schon gesagt als das Einteilen von Merkmalen verstanden. Er steht aber auch für die Lehre und das Gebiet der Klassifikation sowie das Ergebnis des Klassenbildungsprozesses (Klassifikationssystem) oder auch für Prozess der Erarbeitung eines Systems (Klassenbildung) und schließlich auch das Zuordnen von Objekten und Klassen des Klassifikationssystems (Klassieren auch Klassifizieren) wird mit Klassifikation bezeichnet.
Notation
„Eine Notation im Klassifikationssystem ist eine nach bestimmten Regeln gebildete Zeichenfolge, die eine Klasse, einen Begriff oder eine Begriffskombination repräsentiert und deren Stellung im systematischen Zusammenhang abbildet.“ (Kiel/Rost S. 68) Die Notation zeigt also an, worum es sich bei dem notierten Sachverhalt handelt und wo dieser Sachverhalt im System steht bzw. zu finden ist.
Beispiel aus der Internationalen Patentklassifikation
Knopflöcher/Ösen für Knopflöcher: A 41 F 1 / 04
A Sektion A – Täglicher Lebensbedarf
41 - Bekleidung
F – Kleiderverschlüsse / Kleiderhalter
1 – Verschlüsse speziell für Kleidung
02 – Knöpflöcher / Ösen für Knopflöcher
Aufgaben der Notation
Semantisch sein und die Begriffsstruktur ihres Begriffssystems widerspiegeln. Sie soll bestimmten Regeln, ähnlich der Grammatik einer Sprache folgen, so dass sie als Ersatz für die Verbalform einer Sprache verwendet werden kann. Außerdem sollte die Notation Verknüpfung(en) zu Kombinationsbegriffen gestatten, wobei die Verknüpfung in der Notation erkennbar bleiben muss.
Vorteile durch Notation
Im Allgemeinen vereinfacht die Notation das Retrieval: Da die Notation des Oberbegriffs im Allgemeinen ausreicht um auch alle anderen für die Suchanfrage relevanten Wissensquellen aufzufinden. Sie erleichtert die Bedeutungsklärung von Fachausdrücken und bedeutet somit eine Ballastvermeidung beim Retrieval. Scheinbare Verwandtschaftsbeziehungen werden vermieden. Z.B. bei der Suche über Notationen nach dem Metall Silber werden scheinbar verwandte Begriffe, wie Silbertanne oder Silberhochzeit ausgeschlossen.
Hierarchiegefüge innerhalb von Klassifikationen
Klassifikationen sind meist hierarchisch geordnet, hier ist zwischen Mono- und Polyhierarchie zu unterscheiden.
Monohierarchie
Begriffe haben einen gemeinsamen Oberbegriff und unterscheiden sich nur durch ein Merkmal. Im optimalen Fall haben klassifizierte Objekte identische Eigenschaften und nur ein differenziertes Merkmal
Polyhierarchie:
Hier kann jede Klasse aufgrund der Berücksichtigung mehrerer Merkmale zwei und mehr übergeordneten Klassen zugeteilt werden.
'Graphik folgt'
Zusammenfassung zur Hierarchie
Hierarchische Strukturen sollten Monohierarchisch dargestellt werden soweit es sich mit der tatsächlichen hierarchischen Struktur vereinbaren lässt und wenn besonderer Wert auf leichte Handhabbarkeit und Übersichtlichkeit der Ordnungssystems gelegt werden muss. Polyhierarchische Darstellungen sollten dort verwendet werden, wo der Sachverhalt dies erfordert und die Handhabung und Benutzung des Ordnungssystems dies zulässt. (vgl. Gaus S.372)
Aufgaben einer Klassifikation
Eine Klassifikation dient vielerlei Zwecken. Allem voran, geht es darum, dass ein Mensch nicht sämtliche für ihn relevante Literatur einsehen kann, so ist sie ein wichtiges Hilfsmittel des Erkenntnisgewinns, weil sie Übersichtlichkeit herstellt. Sie bietet Hilfe zur Zeitersparnis und führt sinnvoll auf Weltwissen über einheitliche Begriffe. Sie erzeugt gegebenenfalls einen Mehrwert der in ihr enthaltenen Information, die ungeordnet wohlmöglich keinen Sinn ergeben hätte. So wäre z. B. eine ungeordnete Sammlung von mehreren tausend Büchern für einen Informationssuchenden ziemlich wertlos. Ist sie aber nach den Regeln der Klassifikation geordnet, bietet sie ihm alle oben genannten Vorteile.
Klassifikationserarbeitung
Stufen
1. Stufe: Problem des Motivs, Bedarfs und des Ziels
Hier spielen die Fragen eine Rolle, für welchen Bereich und zu welchem Zweck soll das System erstellt werden? Und gibt es schon eine Klassifikation zu diesem Sachverhalt?
2. Stufe: Problem der Erstreckung sowie der Abgrenzung von System und Umwelt
Welche Sachverhalte gehören zu der Klassifikation, welche nicht? Und wie kann das sichergestellt werden?
3. Stufe: Problem der gleichmäßigen Ausdifferenzierung des Systems und der Benennungen.
Es sollen nicht 90 Prozent in eine Klasse eingeteilt werden und die restlichen 10 Prozent auf die übrigen verteilt werden. Außerdem sollen die Klassen so benannt werden, dass auch andere mit der Benennung zurechtkommen
4. Stufe: Problem der Trennschärfe in Bezug auf Klassengrenzen und Intersubjektivität
Sind die Kriterien der Klasseneinteilung trennscharf und für andere nachvollziehbar?
5. Stufe: Problem der Praktikabilität und der Anpassung
Lässt sich mein System anpassen, erweitern und bewährt es sich in der Praxis?
Voraussetzungen
Ein Klassifikationssystem sollte Kontinuität aufweisen, also möglichst lange ohne Veränderungen nutzbar sein. Des Weiteren ist Universalität, also die Möglichkeit alle Objekte in ein Fachgebiet einordnen zu können ein notwendiges Kriterium für ein Klassifikationssystem. außerdem sollte hier auch die Aktualität berücksichtigt werden, das heißt das System sollte neue Erkenntnisse berücksichtigen können.
Probleme
Die Prinzipien zur Einteilung müssen einheitlich und optimiert sein. Doch die Einteilung erfolgt immer nach dem subjektiven Empfinden desjenigen, der die Einteilung vornimmt. Das bedeutet auch, dass Klassifikationen mathematisch nicht eindeutig sind. Die Anzahl der Klassen sollte einerseits möglichst groß sein um eine detaillierte inhaltliche Erschließung sicherzustellen andererseits sollte sie aber auch möglichst klein sein um Übersichtlichkeit zu wahren.
Beispiele für Klassifikationen
Die Internationale Patentklassifikation (IPC)
Diese Klassifikation dient weltweit einheitlich zur Klassifikation der Schwerpunkte oder der wichtigsten Bestandteile von Erfindungen. damit fällt ihr große weltweite und wirtschaftliche Bedeutung zu. Die entsprechenden alphanumerischen Notationen werden auf der jeweiligen Patentschrift abgedruckt. Ihren Anfang hatte die IPC 1954, seit 1972 findet sie allgemeine Anwendung. Zur Zeit hat die IPC ca. 70 000 Unterabteilungen. Sie wird in führende Weltsprachen übersetzt, offizielle Versionen sind die englische und die französische. Eine Revision erfolgt in etwa alle fünf Jahre.
Seite der Internationale Patentklassifikation
Die Internationale Dezimalklassifikation (DK bzw. UDC)
Deutsche Abkürzung: DK, Englische Abkürzung: UDK Die UDK ist initiiert von dem Amerikaner Melvil Dewy der 1876 die erste Ausgabe seiner Dewy Decimal Classifikation vorstellte. Daraus ist die heutige UDC hervorgegangen. Bis 1960 war sie das verbindliche Ordnungssystem für Literatur in Bibliotheken von über 50 Ländern. Die UDC ist mit der Absicht konzipiert das gesamte materialisierte Wissen der Menschheit geordnet repräsentieren zu können. Sie besteht aus zehn Hauptabteilungen, die wiederum in zehn Unterabteilungen klassifiziert sind. Sie folgt der Monohierarchie vom Allgemeinen zum Besonderen. Sie birgt aber auch eine facettenartige Komponente durch die Hilfstafeln. So können bestimmte Begriffe mit Hilfe von festgelegten Symbolen an die Begriffe der Haupttafeln angehängt werden. Beispielsweise hat der Ort das Symbol ( ) so steht zum Beispiel die Notation 622.33 (493) für den Kohlebergbau in Belgien. Die Sprache hat das Symbol = so steht di e Notation 860=20 für Spanische Literatur in englisch.
Vorteil: Die langjährige weite Verbreitung macht es möglichweltweit Literatur unter der gleichen Notation zu suchen. Sie ist übersichtlich, gut erweiterbar und revisionsoffen.
Nachteil: Die Aufteilung der Klassen folgt einer völlig veralteten Wissenschaftsstruktur. Außerdem sind die Klassen sehr ungleichmäßig besetzt, so befindet sich viel in Klasse fünf: Mathe wohingegen die Klasse Vier zur Zeit gar nicht besetzt ist.
Literatur
Dahlberg, Ingetraut: Grundlagen universaler Wissensordnung. Probleme und Möglichkeiten eines universalen Klassifikationssystems des Wissens. Pullach: Verl. Dokumentation 1974
Herrmann, Peter: Informationsrecherchesysteme. Leipzig VEB Bibliographisches Institut,1973
Kiel, Ewald und Rost, Friedrich: Einführung in die Wissensorganisation: Grundlegende Probleme und Begriffe. Würzburg: Ergon Verlag, 2002
Manecke, H.-J.:Klassifikation, Klassieren. In: Kuhlen, R., Seeger, T. & Strauch, D. (Hrsg.). Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. München: Saur, 2004
Gaus, W.: Dokumentations- und Ordnungslehre: Theorie und Praxis des Information Retrieval. Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 1995