Merkmale computervermittelter Kommunikation: Unterschied zwischen den Versionen
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Die zwischenmenschliche Kommunikation verläuft in der Regel von Angesicht zu Angesicht, also „Face-to-Face“. Man unterhält sich am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Die Mimik und Gestik spielen hier ebenso eine wichtige Rolle. Soziale Kontakte werden heute allerdings nicht nur auf der „Straße“ bzw. im realen Leben geknüpft, sondern es werden zunehmend andere Medien dafür verwendet. Die Technik bietet hier die Möglichkeit, zwischen mehreren Optionen der Kommunikation zu wählen. Die computervermittelte Kommunikation verhilft Personen ihre Beziehungen zu vertiefen und ihr Umfeld zu erweitern. Persönliche Begegnungen werden nicht mehr für jeden Kommunikationszweck als ideal befunden und werden beispielsweise in das Internet verlegt. | Die zwischenmenschliche Kommunikation verläuft in der Regel von Angesicht zu Angesicht, also „Face-to-Face“. Man unterhält sich am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Die Mimik und Gestik spielen hier ebenso eine wichtige Rolle. Soziale Kontakte werden heute allerdings nicht nur auf der „Straße“ bzw. im realen Leben geknüpft, sondern es werden zunehmend andere Medien dafür verwendet. Die Technik bietet hier die Möglichkeit, zwischen mehreren Optionen der Kommunikation zu wählen. Die computervermittelte Kommunikation verhilft Personen ihre Beziehungen zu vertiefen und ihr Umfeld zu erweitern. Persönliche Begegnungen werden nicht mehr für jeden Kommunikationszweck als ideal befunden und werden beispielsweise in das Internet verlegt. | ||
Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Online-Beziehungen „besser“ sind als die ursprünglichen „Face-to-Face-Kontakte“ und ob das soziale Umfeld dadurch vernachlässigt wird. Viele Kritiker befürchten gesellschaftliche Isolation durch das Internet. | Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Online-Beziehungen „besser“ sind als die ursprünglichen „Face-to-Face-Kontakte“ und ob das soziale Umfeld dadurch vernachlässigt wird. Viele Kritiker befürchten gesellschaftliche Isolation durch das Internet. | ||
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Computervermittelte Kommunikation („cvK“) vollzieht sich über z.B. Emails, Mailinglisten, Newsgroups, Chats oder MUD’s und stellt eine zwischenmenschliche Verbindung zweier oder mehrerer Menschen dar. Im Vergleich zu der Face-to-Face-Kommunikation („FtF-K“), die den persönlichen Kontakt voraussetzt, ist „cvK“ eine völlig andere, aber dennoch verwandte Kommunikation. „CvK“ wird unterschieden in zeitversetzte (Email, Mailingliste, Newsgroup) und zeitgleiche Kommunikation (Chat, MUD). Die „FtF-K“ ist logischerweise synchron und ereignet sich im gleichen Raum. | Computervermittelte Kommunikation („cvK“) vollzieht sich über z.B. Emails, Mailinglisten, Newsgroups, Chats oder MUD’s und stellt eine zwischenmenschliche Verbindung zweier oder mehrerer Menschen dar. Im Vergleich zu der Face-to-Face-Kommunikation („FtF-K“), die den persönlichen Kontakt voraussetzt, ist „cvK“ eine völlig andere, aber dennoch verwandte Kommunikation. „CvK“ wird unterschieden in zeitversetzte (Email, Mailingliste, Newsgroup) und zeitgleiche Kommunikation (Chat, MUD). Die „FtF-K“ ist logischerweise synchron und ereignet sich im gleichen Raum. | ||
Die „cvK“ ist auf das Medium Computer, also auf den Monitor, die Tastatur, die Lautsprecher und das Mikrofon reduziert und benutzt zumeist einzig und allein die Möglichkeit der visuellen, manchmal auch der auditiven Reizübertragung. Es handelt sich also fast ausschließlich um eine textbasierte Kommunikation. Die „cvK“ ermöglicht demzufolge ebenso den Aufbau von sozialen Beziehungen, wie die „FtF-K“, allerdings kann sie dies auch über den Raum und die Zeit hinweg. | Die „cvK“ ist auf das Medium Computer, also auf den Monitor, die Tastatur, die Lautsprecher und das Mikrofon reduziert und benutzt zumeist einzig und allein die Möglichkeit der visuellen, manchmal auch der auditiven Reizübertragung. Es handelt sich also fast ausschließlich um eine textbasierte Kommunikation. Die „cvK“ ermöglicht demzufolge ebenso den Aufbau von sozialen Beziehungen, wie die „FtF-K“, allerdings kann sie dies auch über den Raum und die Zeit hinweg. | ||
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+ | '''Formen sozialer Beziehungen''' | ||
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+ | Soziale Beziehungen werden in formale und persönliche Beziehungen unterteilt, die jeweils stark oder schwach ausgeprägt sein können. Formale Beziehungen sind zweckgebunden und funktional und dienen dazu, gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen. Diese Beziehungen sprechen die Sachebene an, d.h. es geht hauptsächlich um den Austausch von Informationen. Die beteiligten Personen handeln oft nach formalisierten Rollen, die durch Hierarchieverhältnisse bzw. Abhängigkeitsverhältnisse gekennzeichnet sind, wie z.B. Käufer/Verkäufer, Wähler/Gewählter oder Staatsanwalt/Verteidiger. | ||
+ | Bei persönlichen Beziehungen sind Nähe, Geborgenheit und Intimität entscheidend. Die Menschen, die diese Beziehungsform führen, sind in soziale Systeme eingebunden. Diese Ebene ist nun nicht mehr die Sachebene, sondern die Beziehungsebene. Es gibt verschiedene Beziehungsklassen, wie z.B. Eltern-Kind-Beziehungen, Freundschaftsbeziehungen oder Nachbarschaftsbeziehungen. Stark ausgeprägte persönliche Beziehungen bestehen dann, wenn ein starkes Maß an Intimität vorherrscht, wenn man viele gemeinsame Aktivitäten und Interessen besitzt und viel Zeit miteinander verbracht wird. In diesen Beziehungen ähneln sich die Partner oft und haben gemeinsame Freunde oder Bekannte, die sich wiederum auch untereinander kennen (= Transitivität). Die Partner fühlen sich gegenseitig verpflichtet und wollen die Wünsche und Erwartungen des anderen erfüllen, ohne direkt eine Gegenleistung zu erwarten. Bei persönlichen Beziehungen, die schwach ausgeprägt sind, verbringen die Partner weniger Zeit miteinander. Die Bindung ist weniger emotional und intim. Es bestehen kaum gemeinsame Interessen und Aktivitäten und auch der Verpflichtungsfaktor ist geringer, da man sich nicht gut kennt, fordert man eine schnellere Gegenleistung. Das „Geben und Nehmen“ muss unmittelbar ausgeglichen werden, da ein Fortbestand der Beziehung unsicher ist. Die Partner öffnen sich nicht so leicht und geben persönliche Gedanken selten preis. Des Weiteren teilen sie keinen gemeinsamen Freundes- oder Bekanntenkreis. | ||
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+ | '''Soziale Isolation und Einsamkeit''' | ||
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+ | Soziale Isolation besteht dann, wenn ein soziales Netzwerk sehr klein ist, d.h wenn Beziehungsarmut vorliegt, oder wenn die Kommunikationsfrequenz unter dem Durchschnitt liegt. Hauptsächlich gibt es drei Gründe für soziale Isolation. Der erste Grund ist die Fehlende soziale Kontrolle. Wenn man mit anderen Menschen zusammen ist, erzeugt dies eine Öffentlichkeit für das eigene Verhalten und übt dadurch eine Kontrollfunktion aus. Wenn nun ein Mangel an sozialer Kontrolle besteht, bedeutet dies für denjenigen, dass das eigene Verhalten nicht kontrolliert wird und man sich selbst vernachlässigt. Die fehlende soziale Unterstützung ist ein weiterer Grund für soziale Isolation. Durch Beziehungsmangel kommt es auch zum Mangel an sozialen Ressourcen wie Hilfeleistung, Orientierung oder Anerkennung. Dies führt zu einer Verschlechterung der Persönlichkeitsentwicklung. Subjektive Einsamkeit empfindet eine Person, wenn sie wenig Kontakte und Beziehungen besitzt und sich jedoch gerne mehrere Beziehungen wünscht. Die Person empfindet die Einsamkeit und das Alleinsein als unangenehm. | ||
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+ | '''Veränderung bestehender sozialer Beziehungen''' | ||
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+ | Bestehende soziale Beziehungen können sich positiv wie negativ verändern, nämlich wenn ein Partner sehr intensiv im Internet kommuniziert und der andere keinen Bezug zu diesem Medium hat. Dies kann Komplikationen, Schwierigkeiten und dramatische Konflikte nach sich ziehen, die das Beziehungsverhältnis zerstören können. Bei Eltern-Kind-Beziehungen betonen oft die Eltern, dass ihre Kinder zu viel Zeit im Internet verbringen und so ihre Schulaufgaben, ihr soziales Umfeld und die Verpflichtungen im Haushalt vernachlässigen. Die Eltern machen das Medium Internet dafür verantwortlich und beschweren sich zudem über die finanziellen Kosten für dieses Vergnügen. Da sich die meisten Elternteile weniger gut mit dem Internet auskennen als ihre Kinder, entsteht dadurch ein scheinbarer Macht- und Kontrollverlust über ihre Kinder. Aber „interaktive Kinder sind...in der Regel keine vernachlässigten Computerkids, sondern eher besonders geförderte, sozial gut integrierte und privilegierte Kinder“ (vgl. Weiler, 1995). Auch bei Partner-schaftsbeziehungen kommt es zu Spannungen, weil sich der Netzabstinente über die zeitliche Dauer, die der Netzaktive im Internet verbringt, beschwert. Es kann zur Entfremdung führen, wenn der netzabstinente Partner keine andere Beschäftigung hat. Die netzaktiven Partner erweitern ihr soziales Netzwerk über Kommuni-kationswege, von denen der netzabstinente Partner ausgeschlossen wird. Dies führt oft zur Eifersucht bei Netzabstinenten. Die Netzaktiven jedoch empfinden nicht, dass sie ihr soziales Umfeld vernachlässigen. Im Gegenteil: Man kommuniziert mit Freunden über das Internet und verbessert so die Qualität und Tiefe der persönlichen Beziehungen. Um solche Spannungen zu vermeiden, kann der Netzaktive den netzabstinenten Partner in diese virtuelle Welt miteinbeziehen und somit eine gemeinsame Freizeitaktivität aufbauen. | ||
+ | Es können aber auch Konflikte zwischen einzelnen Netzaktiven auftauchen, da z.B. die Email-Kommunikation ein schnelles Antwortverhalten impliziert und viele davon ausgehen, dass Emails schnell und zuverlässig beantwortet werden. Falls dies aber nicht der Fall ist, kann dies Irritationen bei Freunden hervorrufen, weil sich diese vernachlässigt fühlen. | ||
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+ | '''Entwicklung neuer sozialer Beziehungen''' | ||
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+ | Die Kommunikation und Interaktion im Internet erleichtert den Kontakt mit fremden Menschen. Nach dem | ||
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+ | „Modell der Beziehungsentwicklung von Levinger und Snoek (1972) existieren vier aufeinanderfolgende Phasen: 1. kein Kontakt, 2. einseitige Wahrnehmung, bei einer Person entsteht ein Kontaktwunsch, 3. oberflächlicher Kontakt, erstes Kennenlernen, beiläufige Interaktionen, 4. Beziehungsvertiefung, persönlichere Interaktionen, zunehmende Inter-dependenz.“ | ||
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+ | Die einseitige Wahrnehmung wird durch sämtliche virtuelle Kommunikationsformen begünstigt, da man überall dort zunächst als „Lurker“ passiv verweilen kann, bis der Wunsch entsteht, den Kontakt mit einer bestimmten Person aufzunehmen, deren Äußerungen, Kommunikationsstil, sowie Selbstbeschreibung und Darstellung man über den Bildschirm verfolgen konnte. Man kann sich ein Bild von der Person wie von der Umgebung machen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine gewisse Vorauswahl des zu beobachtenden Bereichs zu treffen. Man geht z.B. in ein Online-Flirt-Forum, weil man Kontakt mit dem anderen Geschlecht herstellen will. Die Anonymität des Internets äußert sich für Internetbenutzer sehr positiv, da äußere Merkmale, wie Aussehen, innere Merkmale, wie Schüchternheit und andere Attribute durch textbedingte „cvK“ im Verborgenen bleiben. Um jedoch mit jemandem näher in Kontakt zu treten, ist das Erstellen fiktiver virtueller Identitäten nicht förderlich. Man kann natürlich durch „falsche“ Identitäten leichter Aufmerksamkeit auf sich erzeugen, aber auf längere Sicht, kann daraus allerdings nur schwer eine intensivere Beziehung entstehen. Zudem bewirkt die Fähigkeit, soziale Kompetenz zu zeigen, d.h. höflich zu sein, auf Fragen zu antworten, „Netiquetten“ zu befolgen usw., eine interessante Ausstrahlung, die einem Kennenlernen nur förderlich sein kann. | ||
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+ | '''Verlust von sozialen Beziehungen''' | ||
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+ | Die allgemeingültige und doch falsche These behauptet, dass Menschen, die viel Zeit im Internet verbringen durch die „cvK“ dazu neigen, bestehende soziale Beziehungen zu vernachlässigen, sich sozial zu isolieren und zu vereinsamen. Diese Menschen sollen nach dieser Behauptung, ihr reales Leben zugunsten des virtuellen Lebens eintauschen und machen sich daher von der „cvK“ im Internet abhängig. Aber man muss sich die Frage stellen, ob es wirklich eine Flucht darstellt, im größeren Ausmaß die „cvK“ zu benutzen. Vielmehr ist der Mensch dadurch in der Lage, eine Vielzahl neuer Verhaltensweisen, Kommunikationsstile, Ausdrucksmöglichkeiten zu gewinnen, sowie sein eigenes Ich zu entdecken. Auf der sachlichen Ebene dient diese Kommunikationsform, um neue Denkanstöße, kreative Impulse, aktuelle Informationen und Wissen aufzunehmen. Ein Problem besteht allerdings in der Tatsache, dass ein schüchterner Typ sich in die virtuelle Welt zurückzieht, dort positives Feedback bekommt und sich daher lieber dort als im realen Leben aufhält. Im Internet sind Kontakte leichter herzustellen und persönliche Schwächen können ohne Probleme kaschiert werden. Dieses Sammeln von positiven Erfahrungen im Netz, mag aber auch dazu verhelfen, die Realität besser zu meistern. Ein Verlust von sozialen Beziehungen ist daher wohl möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. | ||
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+ | == '''Formen von Gruppen''' == |
Version vom 23. April 2007, 08:40 Uhr
Einleitung
"Computervermittlete Kommunikation" drückt in der Literatur ein sehr weit gefasstes Gebiet aus. Viele Autoren versuchen in unterschiedlichen Definitionen das Thema „cvK“ zu präzisieren:
Computervermittelte Kommunikation..
- ist die Kommunikation (Verständigung), die durch den Einsatz eines Computers vermittelt (ermöglicht) wird. (Payer, M. 1997)
- erfolgt vorwiegend unter bislang Fremden, also mit Personen unter Personengruppen, zu denen bisher keine Sozialkontakte bestanden haben und wohlmöglich auch nicht folgen werden (wenngleich dies jedoch nicht ausgeschlossen ist). (Höflich, 1994)
- ist der Oberbegriff für unterschiedliche Anwendungsformen der elektronischen Übermittlung, Speicherung und des Abrufs von elektronischen Nachrichten durch Menschen über miteinander vernetzte Computer. (Pelz, 1995)
Die zwischenmenschliche Kommunikation verläuft in der Regel von Angesicht zu Angesicht, also „Face-to-Face“. Man unterhält sich am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Die Mimik und Gestik spielen hier ebenso eine wichtige Rolle. Soziale Kontakte werden heute allerdings nicht nur auf der „Straße“ bzw. im realen Leben geknüpft, sondern es werden zunehmend andere Medien dafür verwendet. Die Technik bietet hier die Möglichkeit, zwischen mehreren Optionen der Kommunikation zu wählen. Die computervermittelte Kommunikation verhilft Personen ihre Beziehungen zu vertiefen und ihr Umfeld zu erweitern. Persönliche Begegnungen werden nicht mehr für jeden Kommunikationszweck als ideal befunden und werden beispielsweise in das Internet verlegt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Online-Beziehungen „besser“ sind als die ursprünglichen „Face-to-Face-Kontakte“ und ob das soziale Umfeld dadurch vernachlässigt wird. Viele Kritiker befürchten gesellschaftliche Isolation durch das Internet.
Beschreibung: computervermittelte Kommunikation
Computervermittelte Kommunikation („cvK“) vollzieht sich über z.B. Emails, Mailinglisten, Newsgroups, Chats oder MUD’s und stellt eine zwischenmenschliche Verbindung zweier oder mehrerer Menschen dar. Im Vergleich zu der Face-to-Face-Kommunikation („FtF-K“), die den persönlichen Kontakt voraussetzt, ist „cvK“ eine völlig andere, aber dennoch verwandte Kommunikation. „CvK“ wird unterschieden in zeitversetzte (Email, Mailingliste, Newsgroup) und zeitgleiche Kommunikation (Chat, MUD). Die „FtF-K“ ist logischerweise synchron und ereignet sich im gleichen Raum. Die „cvK“ ist auf das Medium Computer, also auf den Monitor, die Tastatur, die Lautsprecher und das Mikrofon reduziert und benutzt zumeist einzig und allein die Möglichkeit der visuellen, manchmal auch der auditiven Reizübertragung. Es handelt sich also fast ausschließlich um eine textbasierte Kommunikation. Die „cvK“ ermöglicht demzufolge ebenso den Aufbau von sozialen Beziehungen, wie die „FtF-K“, allerdings kann sie dies auch über den Raum und die Zeit hinweg.
Formen sozialer Beziehungen
Soziale Beziehungen werden in formale und persönliche Beziehungen unterteilt, die jeweils stark oder schwach ausgeprägt sein können. Formale Beziehungen sind zweckgebunden und funktional und dienen dazu, gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen. Diese Beziehungen sprechen die Sachebene an, d.h. es geht hauptsächlich um den Austausch von Informationen. Die beteiligten Personen handeln oft nach formalisierten Rollen, die durch Hierarchieverhältnisse bzw. Abhängigkeitsverhältnisse gekennzeichnet sind, wie z.B. Käufer/Verkäufer, Wähler/Gewählter oder Staatsanwalt/Verteidiger. Bei persönlichen Beziehungen sind Nähe, Geborgenheit und Intimität entscheidend. Die Menschen, die diese Beziehungsform führen, sind in soziale Systeme eingebunden. Diese Ebene ist nun nicht mehr die Sachebene, sondern die Beziehungsebene. Es gibt verschiedene Beziehungsklassen, wie z.B. Eltern-Kind-Beziehungen, Freundschaftsbeziehungen oder Nachbarschaftsbeziehungen. Stark ausgeprägte persönliche Beziehungen bestehen dann, wenn ein starkes Maß an Intimität vorherrscht, wenn man viele gemeinsame Aktivitäten und Interessen besitzt und viel Zeit miteinander verbracht wird. In diesen Beziehungen ähneln sich die Partner oft und haben gemeinsame Freunde oder Bekannte, die sich wiederum auch untereinander kennen (= Transitivität). Die Partner fühlen sich gegenseitig verpflichtet und wollen die Wünsche und Erwartungen des anderen erfüllen, ohne direkt eine Gegenleistung zu erwarten. Bei persönlichen Beziehungen, die schwach ausgeprägt sind, verbringen die Partner weniger Zeit miteinander. Die Bindung ist weniger emotional und intim. Es bestehen kaum gemeinsame Interessen und Aktivitäten und auch der Verpflichtungsfaktor ist geringer, da man sich nicht gut kennt, fordert man eine schnellere Gegenleistung. Das „Geben und Nehmen“ muss unmittelbar ausgeglichen werden, da ein Fortbestand der Beziehung unsicher ist. Die Partner öffnen sich nicht so leicht und geben persönliche Gedanken selten preis. Des Weiteren teilen sie keinen gemeinsamen Freundes- oder Bekanntenkreis.
Soziale Isolation und Einsamkeit
Soziale Isolation besteht dann, wenn ein soziales Netzwerk sehr klein ist, d.h wenn Beziehungsarmut vorliegt, oder wenn die Kommunikationsfrequenz unter dem Durchschnitt liegt. Hauptsächlich gibt es drei Gründe für soziale Isolation. Der erste Grund ist die Fehlende soziale Kontrolle. Wenn man mit anderen Menschen zusammen ist, erzeugt dies eine Öffentlichkeit für das eigene Verhalten und übt dadurch eine Kontrollfunktion aus. Wenn nun ein Mangel an sozialer Kontrolle besteht, bedeutet dies für denjenigen, dass das eigene Verhalten nicht kontrolliert wird und man sich selbst vernachlässigt. Die fehlende soziale Unterstützung ist ein weiterer Grund für soziale Isolation. Durch Beziehungsmangel kommt es auch zum Mangel an sozialen Ressourcen wie Hilfeleistung, Orientierung oder Anerkennung. Dies führt zu einer Verschlechterung der Persönlichkeitsentwicklung. Subjektive Einsamkeit empfindet eine Person, wenn sie wenig Kontakte und Beziehungen besitzt und sich jedoch gerne mehrere Beziehungen wünscht. Die Person empfindet die Einsamkeit und das Alleinsein als unangenehm.
Veränderung bestehender sozialer Beziehungen
Bestehende soziale Beziehungen können sich positiv wie negativ verändern, nämlich wenn ein Partner sehr intensiv im Internet kommuniziert und der andere keinen Bezug zu diesem Medium hat. Dies kann Komplikationen, Schwierigkeiten und dramatische Konflikte nach sich ziehen, die das Beziehungsverhältnis zerstören können. Bei Eltern-Kind-Beziehungen betonen oft die Eltern, dass ihre Kinder zu viel Zeit im Internet verbringen und so ihre Schulaufgaben, ihr soziales Umfeld und die Verpflichtungen im Haushalt vernachlässigen. Die Eltern machen das Medium Internet dafür verantwortlich und beschweren sich zudem über die finanziellen Kosten für dieses Vergnügen. Da sich die meisten Elternteile weniger gut mit dem Internet auskennen als ihre Kinder, entsteht dadurch ein scheinbarer Macht- und Kontrollverlust über ihre Kinder. Aber „interaktive Kinder sind...in der Regel keine vernachlässigten Computerkids, sondern eher besonders geförderte, sozial gut integrierte und privilegierte Kinder“ (vgl. Weiler, 1995). Auch bei Partner-schaftsbeziehungen kommt es zu Spannungen, weil sich der Netzabstinente über die zeitliche Dauer, die der Netzaktive im Internet verbringt, beschwert. Es kann zur Entfremdung führen, wenn der netzabstinente Partner keine andere Beschäftigung hat. Die netzaktiven Partner erweitern ihr soziales Netzwerk über Kommuni-kationswege, von denen der netzabstinente Partner ausgeschlossen wird. Dies führt oft zur Eifersucht bei Netzabstinenten. Die Netzaktiven jedoch empfinden nicht, dass sie ihr soziales Umfeld vernachlässigen. Im Gegenteil: Man kommuniziert mit Freunden über das Internet und verbessert so die Qualität und Tiefe der persönlichen Beziehungen. Um solche Spannungen zu vermeiden, kann der Netzaktive den netzabstinenten Partner in diese virtuelle Welt miteinbeziehen und somit eine gemeinsame Freizeitaktivität aufbauen. Es können aber auch Konflikte zwischen einzelnen Netzaktiven auftauchen, da z.B. die Email-Kommunikation ein schnelles Antwortverhalten impliziert und viele davon ausgehen, dass Emails schnell und zuverlässig beantwortet werden. Falls dies aber nicht der Fall ist, kann dies Irritationen bei Freunden hervorrufen, weil sich diese vernachlässigt fühlen.
Entwicklung neuer sozialer Beziehungen
Die Kommunikation und Interaktion im Internet erleichtert den Kontakt mit fremden Menschen. Nach dem
„Modell der Beziehungsentwicklung von Levinger und Snoek (1972) existieren vier aufeinanderfolgende Phasen: 1. kein Kontakt, 2. einseitige Wahrnehmung, bei einer Person entsteht ein Kontaktwunsch, 3. oberflächlicher Kontakt, erstes Kennenlernen, beiläufige Interaktionen, 4. Beziehungsvertiefung, persönlichere Interaktionen, zunehmende Inter-dependenz.“
Die einseitige Wahrnehmung wird durch sämtliche virtuelle Kommunikationsformen begünstigt, da man überall dort zunächst als „Lurker“ passiv verweilen kann, bis der Wunsch entsteht, den Kontakt mit einer bestimmten Person aufzunehmen, deren Äußerungen, Kommunikationsstil, sowie Selbstbeschreibung und Darstellung man über den Bildschirm verfolgen konnte. Man kann sich ein Bild von der Person wie von der Umgebung machen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine gewisse Vorauswahl des zu beobachtenden Bereichs zu treffen. Man geht z.B. in ein Online-Flirt-Forum, weil man Kontakt mit dem anderen Geschlecht herstellen will. Die Anonymität des Internets äußert sich für Internetbenutzer sehr positiv, da äußere Merkmale, wie Aussehen, innere Merkmale, wie Schüchternheit und andere Attribute durch textbedingte „cvK“ im Verborgenen bleiben. Um jedoch mit jemandem näher in Kontakt zu treten, ist das Erstellen fiktiver virtueller Identitäten nicht förderlich. Man kann natürlich durch „falsche“ Identitäten leichter Aufmerksamkeit auf sich erzeugen, aber auf längere Sicht, kann daraus allerdings nur schwer eine intensivere Beziehung entstehen. Zudem bewirkt die Fähigkeit, soziale Kompetenz zu zeigen, d.h. höflich zu sein, auf Fragen zu antworten, „Netiquetten“ zu befolgen usw., eine interessante Ausstrahlung, die einem Kennenlernen nur förderlich sein kann.
Verlust von sozialen Beziehungen
Die allgemeingültige und doch falsche These behauptet, dass Menschen, die viel Zeit im Internet verbringen durch die „cvK“ dazu neigen, bestehende soziale Beziehungen zu vernachlässigen, sich sozial zu isolieren und zu vereinsamen. Diese Menschen sollen nach dieser Behauptung, ihr reales Leben zugunsten des virtuellen Lebens eintauschen und machen sich daher von der „cvK“ im Internet abhängig. Aber man muss sich die Frage stellen, ob es wirklich eine Flucht darstellt, im größeren Ausmaß die „cvK“ zu benutzen. Vielmehr ist der Mensch dadurch in der Lage, eine Vielzahl neuer Verhaltensweisen, Kommunikationsstile, Ausdrucksmöglichkeiten zu gewinnen, sowie sein eigenes Ich zu entdecken. Auf der sachlichen Ebene dient diese Kommunikationsform, um neue Denkanstöße, kreative Impulse, aktuelle Informationen und Wissen aufzunehmen. Ein Problem besteht allerdings in der Tatsache, dass ein schüchterner Typ sich in die virtuelle Welt zurückzieht, dort positives Feedback bekommt und sich daher lieber dort als im realen Leben aufhält. Im Internet sind Kontakte leichter herzustellen und persönliche Schwächen können ohne Probleme kaschiert werden. Dieses Sammeln von positiven Erfahrungen im Netz, mag aber auch dazu verhelfen, die Realität besser zu meistern. Ein Verlust von sozialen Beziehungen ist daher wohl möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.