Weaver-Memorandum: Unterschied zwischen den Versionen

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Auch wenn das Weaver-Memorandum als Beginn der maschinellen Übersetzung gewertet und bezeichnet wird, gab es bereits zuvor Forschungen in diesem Bereich. Andrew D. Booth, ein englischer Wissenschaftler, der von der Rockefeller Foundation gefördert wurde und als solcher auch mit Weaver (der einer der Direktoren der Stiftung war) in persönlichem Kontakt stand, hatte in den Jahren zuvor an einem Computer geforscht, der in der Lage war, Programme auszuführen und somit Aufgaben unterschiedlichster Art bewältigen konnte. Die Möglichkeit nicht-mathematischer Programme sollte mit einem Übersetzungsprogramm demonstriert werden. Dieses Übersetzte aber nur Wort für Wort, indem es Wörter der Quellsprache mit Hilfe eines Wörterbuches in Wörter der Zielsprache übersetzte.
 
Auch wenn das Weaver-Memorandum als Beginn der maschinellen Übersetzung gewertet und bezeichnet wird, gab es bereits zuvor Forschungen in diesem Bereich. Andrew D. Booth, ein englischer Wissenschaftler, der von der Rockefeller Foundation gefördert wurde und als solcher auch mit Weaver (der einer der Direktoren der Stiftung war) in persönlichem Kontakt stand, hatte in den Jahren zuvor an einem Computer geforscht, der in der Lage war, Programme auszuführen und somit Aufgaben unterschiedlichster Art bewältigen konnte. Die Möglichkeit nicht-mathematischer Programme sollte mit einem Übersetzungsprogramm demonstriert werden. Dieses Übersetzte aber nur Wort für Wort, indem es Wörter der Quellsprache mit Hilfe eines Wörterbuches in Wörter der Zielsprache übersetzte.
 
Weaver kannte die Ergebnisse dieser Arbeit und hatte zu dieser Zeit auch Briefwechsel mit weiteren Forschern in verwandten Gebieten, etwa dem Kybernetiker [[Norbert Wiener]], der maschinelle Übersetzung jedoch für nicht möglich hielt. Auch mit Richard Richens, einem Kollegen von Booth, der als erster mit der mechanischen Analyse von Wortendungen zur Flexionsbestimmungen gearbeitet hatte, hatte Weaver direkten Kontakt.
 
Weaver kannte die Ergebnisse dieser Arbeit und hatte zu dieser Zeit auch Briefwechsel mit weiteren Forschern in verwandten Gebieten, etwa dem Kybernetiker [[Norbert Wiener]], der maschinelle Übersetzung jedoch für nicht möglich hielt. Auch mit Richard Richens, einem Kollegen von Booth, der als erster mit der mechanischen Analyse von Wortendungen zur Flexionsbestimmungen gearbeitet hatte, hatte Weaver direkten Kontakt.
Weaver selbst war im Zweiten Weiltkrieg mit der Dechiffrierung von verschlüsselten Nachrichten beschäftigt gewesen und hatte gesehen, wie diese Arbeiten maschinell unterstützt werden konnten.
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Weaver selbst war im Zweiten Weltkrieg mit der Dechiffrierung von verschlüsselten Nachrichten beschäftigt gewesen und hatte gesehen, wie diese Arbeiten maschinell unterstützt werden konnten.
 
Bei Weaver liefen durch seine Arbeit bei der Rockefeller Foundation und seine vielen Kontakte mit Wissenschaftlern aller Fachrichtungen scheinbar die Fäden zusammen, um ein interdisziplinäres Unterfangen wie die maschinelle Übersetzung in seiner Möglichkeit bewerten zu können und ihre Probleme voraussehen zu können.
 
Bei Weaver liefen durch seine Arbeit bei der Rockefeller Foundation und seine vielen Kontakte mit Wissenschaftlern aller Fachrichtungen scheinbar die Fäden zusammen, um ein interdisziplinäres Unterfangen wie die maschinelle Übersetzung in seiner Möglichkeit bewerten zu können und ihre Probleme voraussehen zu können.
  
 
==Inhalt des Memorandums==
 
==Inhalt des Memorandums==
  
Das Weaver-Memorandum setzte sich vor allem mit dem Problem der Mehrdeutigkeiten von Begriffsausdrücken auseinander, welche bei den bereits durchgeführten Wort-für-Wort-Übersetzungen zu teilweise unsinnigen Ergebnissen geführt hatten. Weaver präsentierte vier unterschiedliche Wege, auf denen - nach eingängigen Forschungsarbeiten - die größten Probleme der MÜ umgangen werden könnten:
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Das Weaver-Memorandum setzte sich vor allem mit dem Problem der [[Mehrdeutigkeit|Mehrdeutigkeiten]] von Begriffsausdrücken auseinander, welche bei den bereits durchgeführten Wort-für-Wort-Übersetzungen zu teilweise unsinnigen Ergebnissen geführt hatten. Weaver präsentierte vier unterschiedliche Wege, auf denen - nach eingängigen Forschungsarbeiten - die größten Probleme der MÜ umgangen werden könnten:
  
 
===Kontextuelle Übersetzung===
 
===Kontextuelle Übersetzung===
  
Weaver glaubte, dem Problem der Mehrdeutigkeit von Begriffen durch eine Kontextanalyse entgegentreten zu können. Man müsse lediglich wenige Wörter vor und nach dem betreffenden Wort in Augenschein nehmen, um erkennen zu können, in welcher Bedeutung es gebraucht werde.
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Weaver glaubte, dem Problem der [[Mehrdeutigkeit]] von Begriffen durch eine Kontextanalyse entgegentreten zu können. Man müsse lediglich wenige Wörter vor und nach dem betreffenden Wort in Augenschein nehmen, um erkennen zu können, in welcher Bedeutung es gebraucht werde.
 
Tatsächlich ist dies bis heute die einzige Möglichkeit, dem Problem entgegenzutreten. Allerdings ist die Anzahl der Mehrdeutigkeiten in natürlichen Sprachen um ein vielfaches größer als Weaver zunächst annahm, und darum ist eine Lösung des Problems viel aufwendiger, als Weaver zunächst glaubte.
 
Tatsächlich ist dies bis heute die einzige Möglichkeit, dem Problem entgegenzutreten. Allerdings ist die Anzahl der Mehrdeutigkeiten in natürlichen Sprachen um ein vielfaches größer als Weaver zunächst annahm, und darum ist eine Lösung des Problems viel aufwendiger, als Weaver zunächst glaubte.
  
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===Universalsprache===
 
===Universalsprache===
  
Letztlich äußerte Weaver sogar die (zu der Zeit viel Diskutierte) Vermutung, es gebe wohlmöglich eine Art Universalgrammatik oder -sprache, die allen menschlichen Sprachen zugrundeliege. Eine mögliche Kommunikation sei also eventuell nicht nur durch direkte Übersetzung von einer Sprache in die andere, sondern über die Universalsprache möglich.
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Letztlich äußerte Weaver sogar die (zu der Zeit viel Diskutierte) Vermutung, es gebe wohlmöglich eine Art Universalgrammatik oder -sprache, die allen menschlichen Sprachen zugrunde liege. Eine mögliche Kommunikation sei also eventuell nicht nur durch direkte Übersetzung von einer Sprache in die andere, sondern über die Universalsprache möglich.
  
==Auswsirkungen des Memorandums==
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==Auswirkungen des Memorandums==
  
Auch wenn die Idee, eine Fremdsprache zu übersetzen könne ahnlich der Entschlüsselung von Geheimnachrichten geschehen, schnell zurückgewiesen wurde, so zeigte das Memorandum doch direkt auf mögliche Forschungsfelder, etwa in den Bereichen der universellen Semantik oder der logischen Analyse von Sprache, die zudem noch direkt anwendbare Ergebnisse versprachen.
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Auch wenn die Idee, eine Fremdsprache zu übersetzen könne ähnlich der Entschlüsselung von Geheimnachrichten geschehen, schnell zurückgewiesen wurde, so zeigte das Memorandum doch direkt auf mögliche Forschungsfelder, etwa in den Bereichen der universellen Semantik oder der logischen Analyse von Sprache, die zudem noch direkt anwendbare Ergebnisse versprachen.
 
Das Memorandum zeigte sich durchweg positiv im Bezug auf eine mögliche zukünftige maschinelle Übersetzung. Dass es heute als Startschuss für die Forschung in dem Bereich der MÜ angesehen wird, liegt aber auch an Weavers großem Ansehen und Einfluss bei Politikern und wissenschaftlichen Stiftungen.
 
Das Memorandum zeigte sich durchweg positiv im Bezug auf eine mögliche zukünftige maschinelle Übersetzung. Dass es heute als Startschuss für die Forschung in dem Bereich der MÜ angesehen wird, liegt aber auch an Weavers großem Ansehen und Einfluss bei Politikern und wissenschaftlichen Stiftungen.
 
Durch den einsetzenden kalten Krieg mit Russland bestand in den USA zudem ein großes Interesse an den Übersetzungen russischer Militärnachrichten und ab dem Sputnik-Schock auch an denen russischer Forschungsergebnisse.
 
Durch den einsetzenden kalten Krieg mit Russland bestand in den USA zudem ein großes Interesse an den Übersetzungen russischer Militärnachrichten und ab dem Sputnik-Schock auch an denen russischer Forschungsergebnisse.
Forschungsprojekte an mehreren us-amerikanischen Universitäten begannen, und nach der ersten öffentlichen Vorführung im Jahre 1954 wurde die Förderung - numehr nicht nur in den Vereinigten Staaten - verstärkt. Diese erste, durch das Weaver-Memorandum gestartete Euphorie hielt bis zur Veröffentlichung des Alpac-Reports in den 60er Jahren.
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Forschungsprojekte an mehreren us-amerikanischen Universitäten begannen, und nach der ersten öffentlichen Vorführung im Jahre 1954 wurde die Förderung - nunmehr nicht nur in den Vereinigten Staaten - verstärkt. Diese erste, durch das Weaver-Memorandum gestartete Euphorie hielt bis zur Veröffentlichung des Alpac-Reports in den 60er Jahren.
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==

Aktuelle Version vom 18. Mai 2007, 08:05 Uhr

Das Weaver-Memorandum ist die heute gebräuchliche Bezeichnung für das Ursprünglich als "Translation" betitelte Memorandum, welches Warren Weaver im Juli 1949 in den Umlauf brachte. Es war ursprünglich nur für einen Kreis von persönlichen Bekannten Weavers im Umfeld der Rockefeller Foundation bestimmt und hatte die Möglichkeit einer computergestützten Übersetzung natürlicher Sprachen zum Gegenstand. Das Weaver-Memorandum wird als Startschuss zur Forschung im Bereich der maschinellen Übersetzung (MÜ) angesehen, da es eine sehr positive Einstellung zu deren Möglichkeit wiedergab und Warren Weaver eine einflussreiche Persönlichkeit im Bereich der Wissenschaftsstiftung war.

Vorgeschichte

Auch wenn das Weaver-Memorandum als Beginn der maschinellen Übersetzung gewertet und bezeichnet wird, gab es bereits zuvor Forschungen in diesem Bereich. Andrew D. Booth, ein englischer Wissenschaftler, der von der Rockefeller Foundation gefördert wurde und als solcher auch mit Weaver (der einer der Direktoren der Stiftung war) in persönlichem Kontakt stand, hatte in den Jahren zuvor an einem Computer geforscht, der in der Lage war, Programme auszuführen und somit Aufgaben unterschiedlichster Art bewältigen konnte. Die Möglichkeit nicht-mathematischer Programme sollte mit einem Übersetzungsprogramm demonstriert werden. Dieses Übersetzte aber nur Wort für Wort, indem es Wörter der Quellsprache mit Hilfe eines Wörterbuches in Wörter der Zielsprache übersetzte. Weaver kannte die Ergebnisse dieser Arbeit und hatte zu dieser Zeit auch Briefwechsel mit weiteren Forschern in verwandten Gebieten, etwa dem Kybernetiker Norbert Wiener, der maschinelle Übersetzung jedoch für nicht möglich hielt. Auch mit Richard Richens, einem Kollegen von Booth, der als erster mit der mechanischen Analyse von Wortendungen zur Flexionsbestimmungen gearbeitet hatte, hatte Weaver direkten Kontakt. Weaver selbst war im Zweiten Weltkrieg mit der Dechiffrierung von verschlüsselten Nachrichten beschäftigt gewesen und hatte gesehen, wie diese Arbeiten maschinell unterstützt werden konnten. Bei Weaver liefen durch seine Arbeit bei der Rockefeller Foundation und seine vielen Kontakte mit Wissenschaftlern aller Fachrichtungen scheinbar die Fäden zusammen, um ein interdisziplinäres Unterfangen wie die maschinelle Übersetzung in seiner Möglichkeit bewerten zu können und ihre Probleme voraussehen zu können.

Inhalt des Memorandums

Das Weaver-Memorandum setzte sich vor allem mit dem Problem der Mehrdeutigkeiten von Begriffsausdrücken auseinander, welche bei den bereits durchgeführten Wort-für-Wort-Übersetzungen zu teilweise unsinnigen Ergebnissen geführt hatten. Weaver präsentierte vier unterschiedliche Wege, auf denen - nach eingängigen Forschungsarbeiten - die größten Probleme der MÜ umgangen werden könnten:

Kontextuelle Übersetzung

Weaver glaubte, dem Problem der Mehrdeutigkeit von Begriffen durch eine Kontextanalyse entgegentreten zu können. Man müsse lediglich wenige Wörter vor und nach dem betreffenden Wort in Augenschein nehmen, um erkennen zu können, in welcher Bedeutung es gebraucht werde. Tatsächlich ist dies bis heute die einzige Möglichkeit, dem Problem entgegenzutreten. Allerdings ist die Anzahl der Mehrdeutigkeiten in natürlichen Sprachen um ein vielfaches größer als Weaver zunächst annahm, und darum ist eine Lösung des Problems viel aufwendiger, als Weaver zunächst glaubte.

logischer Syntax der Sprache

Durch die Fortschritte in der analytischen Sprachphilosophie und die gerade möglich gewordene computergestützte Überprüfung logischer Schlussfolgerungen in den künstlichen Idealsprachen der Logik ging Weaver davon aus, dass auch jeder natürlichen Sprache eine logische Syntax zugrunde liege, welche sich dann ebenfalls computergestützt analysieren lassen müsste.

Dechiffrierbare Fremdsprache

Seine Arbeit während des 2. Weltkriegs an der maschinengestützten Dechiffrierung veranlasste Weaver schließlich dazu, anzunehmen, dass eine Übersetzung von einer Sprache in die andere ähnlich wie das Entziffern eines Codes funktionieren könnte. Er wies darauf hin, dass ein Mathematiker in seiner Arbeitsgruppe einen verschlüsselten türkischen Text entschlüsselt hatte, ohne der türkischen Sprache mächtig zu sein, denn die Regeln der Verschlüsselung seien unabhängig von der verwendeten Sprache. Seine Schlussfolgerung war: "It is very tempting to say that a book written in Chinese is simply a book written in English which was coded into the 'Chinese code'. If we have useful methods for solving almost any cryptographic problem, may it not be that with proper interpretation we already have useful methods for translation?" Dies war vielleicht die naivste Annahme Weavers.

Universalsprache

Letztlich äußerte Weaver sogar die (zu der Zeit viel Diskutierte) Vermutung, es gebe wohlmöglich eine Art Universalgrammatik oder -sprache, die allen menschlichen Sprachen zugrunde liege. Eine mögliche Kommunikation sei also eventuell nicht nur durch direkte Übersetzung von einer Sprache in die andere, sondern über die Universalsprache möglich.

Auswirkungen des Memorandums

Auch wenn die Idee, eine Fremdsprache zu übersetzen könne ähnlich der Entschlüsselung von Geheimnachrichten geschehen, schnell zurückgewiesen wurde, so zeigte das Memorandum doch direkt auf mögliche Forschungsfelder, etwa in den Bereichen der universellen Semantik oder der logischen Analyse von Sprache, die zudem noch direkt anwendbare Ergebnisse versprachen. Das Memorandum zeigte sich durchweg positiv im Bezug auf eine mögliche zukünftige maschinelle Übersetzung. Dass es heute als Startschuss für die Forschung in dem Bereich der MÜ angesehen wird, liegt aber auch an Weavers großem Ansehen und Einfluss bei Politikern und wissenschaftlichen Stiftungen. Durch den einsetzenden kalten Krieg mit Russland bestand in den USA zudem ein großes Interesse an den Übersetzungen russischer Militärnachrichten und ab dem Sputnik-Schock auch an denen russischer Forschungsergebnisse. Forschungsprojekte an mehreren us-amerikanischen Universitäten begannen, und nach der ersten öffentlichen Vorführung im Jahre 1954 wurde die Förderung - nunmehr nicht nur in den Vereinigten Staaten - verstärkt. Diese erste, durch das Weaver-Memorandum gestartete Euphorie hielt bis zur Veröffentlichung des Alpac-Reports in den 60er Jahren.

Weblinks