Klassifikation
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Kurz gefasst
Die Klassifikation ist neben dem Thesaurus eine der beiden Dokumentationssprachen (mit festem Vokabular), mit denen Objekte inhaltlich beschrieben werden können. Mit Hilfe einer Klassifikation werden Objekte in ein hierarchisches System eingeordnet.
Inhaltsverzeichnis
Begriffserklärung
Klassifikation lat. classis "Abteilung" facere "machen" also das Bilden ("Machen") von Klassen.
Die Klassifikation ist eine systematische Zuordnung von Gegenständen oder Sachverhalten in vorher festgelegte Gruppen oder Fächer nach dem so genannten natürlichen Ordnungsprinzip: "Jedes Ding bzw. jeder Sachverhalt an seinen Platz".
Anders ausgedrückt: Die Klassifikation ist eine systematische Einteilung oder Einordnung von Begriffen, Gegenständen, Erscheinungen u. a. in Klassen (Gruppen) und Unterklassen (Untergruppen) usw. die jeweils durch bestimmte Merkmale charakterisiert sind.
Worum es geht
Kiel und Rost fassen die Klassifikation so zusammen in dem sie sagen, es ginge darum ein Wissensgebiet abstrakt so in Gruppen (=Klassen) zu strukturieren, dass alle Gegenstände, die –nach den Vorstellungen desjenigen, der diese Klassifikation erstellt – zu diesem Wissensbereich gehören, nach bestimmten Merkmalen und Regeln eindeutig in die entsprechend vorgesehenen Klassen eingeordnet werden können. (Kiel/Rost S. 67)
Verschiedene Bedeutungen des Begriffs Klassifikation
Allgemein wird der Begriff Klassifikation, wie schon gesagt als das Einteilen von Merkmalen verstanden. Er steht aber auch für die Lehre und das Gebiet der Klassifikation sowie das Ergebnis des Klassenbildungsprozesses (Klassifikationssystem)oder auch als der Prozess der Erarbeitung eines Systems (Klassenbildung)und schließlich als das Zuordnen von Objekten und Klassen des Klassifikationssystems (Klassieren auch Klassifizieren.
Aufgaben der Notation
Semantisch sein und die Begriffsstruktur ihres Begriffssystems widerspiegeln Soll mnemotechnisch angelegt sein (wie als Ersatz für die Verbalform einer Sprache verwendet werden können) Sollte Verknüpfung zu Kombinationsbegriffen gestatten, wobei die Verknüpfung in der Notation erkennbar bleiben muss.
Notation
„Eine Notation im Klassifikationssystem ist eine nach bestimmten Regeln gebildete Zeichenfolge, die eine Klasse, einen Begriff oder eine Begriffskombination repräsentiert und deren Stellung im systematischen Zusammenhang abbildet.“ (Kiel/Rost S. 68) Die Notation zeigt also an worum es sich bei dem notierten Sachverhalt geht und wo dieser Sachverhalt im System steht bzw. zu finden ist.
Beispiel aus der Internationalen Patentklassifikation Knopflöcher/Ösen für Knopflöcher: A 41 F 1 / 04 A Sektion A – Täglicher Lebensbedarf 41 - Bekleidung F – Kleiderverschlüsse / Kleiderhalter 1 – Verschlüsse speziell für Kleidung 02 – Knöpflöcher / Ösen für Knopflöcher
Vorteile durch Notation
Vereinfacht das Retrieval: da die Notation des Oberbegriffs im allgemeinen ausreicht um auch alle anderen für die Suchanfrage relevanten Wissensquellen aufzufinden Erleichtert die Bedeutungsklärung von Fachausdrücken (Ballastvermeidung beim Retrieval) Scheinbare Verwandtschaftsbeziehungen werden vermieden
Hierarchiegefüge innnerhalb von Klassifikationen
Die meisten Klassifikationen sind hierachisch geordnet, hier ist zwischen Mono- und Polyhierarchie zu unterscheiden. Beide Hierarchien lassen sich aber in einem Baumdiagramm darstellen.
Monohierachie
Begriffe haben einen gemeinsamen Oberbegriff und unterscheiden sich nur durch ein Merkmal im optimalen Fall haben klassifizierte Objekte identische Eigenschaften und nur ein differenziertes Merkmal
'Graphik folgt'
Polyhierarchie:
Hier kann jede Klasse aufgrund der Berücksichtigung mehrerer Merkmale zwei und mehr übergeordneten Klassen zugeteilt werden.
'Graphik folgt'
Zusammenfassung
Hierarchische Strukturen sollten Monohierarchisch dargestellt werden soweit es sich mit der tatsächlichen hierarchischen Struktur vereinbaren lässt und wenn besonderer Wert auf leichte Handhabbarkeit und Übersichtlichkeit der Ordnungssystems gelegt werden muss. Polyhierarchische Darstellungen sollten dort verwendet werden, wo der Sachverhalt dies erfordert und die Handhabung und Benutzung des Ordnungssystems dies zulässt. (vgl. Gaus S.372)
Aufgaben einer Klassifikation
Eine Klassifikation dient vielerlei Zwecken. Allem voran, geht es darum, dass ein Mensch nicht sämtliche für ihn relevante Literatur einsehen kann, so ist sie ein wichtiges Hilfsmittel des Erkenntnisgewinns, weil sie Übersichtlichkeit herstellt. Sie bietet Hilfe zur Zeitersparnis und führt sinnvoll auf Weltwissen über einheitliche Begriffe. Sie erzeugt gegebenenfalls einen Mehrwert der in ihr enthaltenen Information, die ungeordnet wohlmöglich keinen Sinn ergeben hätte.
Klassifikationserarbeitung
Stufen
1. Stufe: Problem des Motivs, Bedarfs und des Ziels
2. Stufe: Problem der Erstreckung sowie der Abgrenzung von System und Umwelt
3. Stufe: Problem der gleichmäßigen Ausdifferenzierung des Systems und der Benennungen.
4. Stufe: Problem der Trennschärfe in Bezug auf Klassengrenzen und Intersubjektivität
5. Stufe: Problem der Praktikabilität und der Anpassung
Voraussetzungen
Ein Klassifikationssystem sollte Kontinuität aufweisen, also möglichst lange ohne Veränderungen nutzbar sein. Des Weiteren ist Universalität, also die Möglichkeit alle Objekte in ein Fachgebiet einordnen zu können ein notwendiges Kriterium für ein Klassifikationssystem. Last not least sei hier Aktualität genannt, das heißt das System sollte neue Erkenntnisse berücksichtigen können.
Probleme
• Prinzipien zur Einteilung müssen einheitlich und optimiert sein • Einteilung subjektiv • Klassifikationen sind mathematisch nicht eindeutig • Möglichst viele Klassen <=> möglichst wenig Klassen: – Für eine detaillierte inhaltliche Erschließung werden viele Klassen benötigt – Um Übersichtlichkeit zu wahren sollten möglichst wenig Klassen erstellt werden
Beispiele für Klassifikationen
Die Internationale Patentklassifikation (IPC)
Diese Klassifikation dient weltweit einheitlich zur Klassifikation der Schwerpunkte oder der wichtigsten Bestandteile von Erfindungen. damit fällt ihr große weltweite und wirtschaftliche bedeutung zu. Die entsprechenden alphanumerischen Notationen werden auf der jeweiligen Patentschrift abgedruckt.Ihren Anfang hatte die IPC 1954, seit 1972 findet sie allgemeine Anwendung. Zur Zeit hat die IPC ca. 70 000 Unterabteilungen. sie wird in führende Weltsprachen übersetzt, ofizielle Versinen sind die englische und die französische. Eine Revision erfolgt in etwa alle fünf Jahre.
Seite der Internationale Patentklassifikation
Die Internationale Dezimalklassifikation (DK bzw. UDK)
Deutsche Abkürzung: DK, Englische Abkürzung: UDK Die UDK ist initiiert von dem amerikaner Melvil Dewy der 1876 die erste Ausgabe seiner Dewy Decimal Classifikation vorstellte. Daraus ist die heutige UDC hervorgegangen. Bis 1960 war sie das verbindliche Ordnundssystem für Literatur in Bibliotheken von über 50 Ländern. Die Udk ist mit der Absicht konzipiert das gesamte materialisierte Wissen der Mensschheit geordnet repräsentieren zu können. Sie besteht aus zehn Hauptabteilungen, die wiederum in zehn Unterabteilungen klassifiziert sind. sie folgt der Monohierarchie vom Allgemeinen zum Besonderen.
Vorteil: Die langjährige weite Verbreitung macht es möglichweltweit Literatug unter der gleichen Notation zu suchen. Sie ist übersichtlich, gut erweiterbar und revisionsoffen.
Nachteil: Die Aufteilung der Klassen folgt einer völlig veralteten Wissenscaftsstruktur. Außerdem sind die Klassen sehr ungleichmäßig besetzt, so befindet sich viel in Klasse fünf: Mathe wohingegen die Klasse Vier zur zeit gar nicht besetzt ist.
Literatur
Dahlberg, Ingetraut: Grundlagen universaler Wissensordnung. Probleme und Möglichkeiten eines universalen Klassifikationssystems des Wissens. Pullach: Verl. Dokumentation 1974
Herrmann, Peter: Informationsrecherchesysteme. Leipzig VEB Bibliographisches Institut,1973
Kiel, Ewald und Rost, Friedrich: Einführung in die Wissensorganisation: Grundlegende Probleme und Begriffe. Würzburg: Ergon Verlag, 2002
Manecke, H.-J.:Klassifikation, Klassieren. In: Kuhlen, R., Seeger, T. & Strauch, D. (Hrsg.). Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. München: Saur, 2004
Gaus, W.: Dokumentations- und Ordnungslehre: Theorie und Praxis des Information Retrieval. Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 1995