Linguistik
Linguistik, auch Sprachwissenschaft, ist ein Sammelbegriff für alle Wissenschaften, die in irgendeiner Form Sprache untersuchen. Sie wird von manchen als ein Teilgebiet der Semiotik (der Lehre von den Zeichen) angesehen und lässt sich in die Gruppe der Strukturwissenschaften einordnen.
Linguistik beschäftigt sich mit der systematischen Erforschung und Beschreibung der Sprache unter den Gesichtspunkten ihrer Entstehung, ihrer Funktionen und ihrer inneren Struktur.
Inhaltsverzeichnis
Teildisziplinen
Die Einteilung der Sprachwissenschaft in eindeutige Teildisziplinen ist nicht unumstritten. Da in der konkreten linguistischen Forschung jeder Einzelbereich eine wesentliche Rolle spielen kann, empfinden viele Forschende bereits die Abgrenzung der großen Blöcke Vergleichende Sprachwissenschaft, Allgemeine Sprachwissenschaft (Theoretische Sprachwissenschaft) und Angewandte Sprachwissenschaft als künstlich.
Vergleichende Sprachwissenschaft
Zur Vergleichenden Sprachwissenschaft gehören:
- Sprachtypologie, die synchron-vergleichende Untersuchung von Sprachen mit dem Ziel, Sprachtypen zu erarbeiten
- Universalienforschung, die versucht, die Eigenschaften, die alle Sprachen aufweisen (Universalien), aufzudecken
- Arealtypologie, die synchron-vergleichende Untersuchung von Sprachen eines geographischen Raumes mit dem Ziel, Sprachbünde zu erarbeiten
- Historische Linguistik, die diachron-vergleichende Untersuchung von Sprachen mit dem Ziel, Sprachfamilien herauszuarbeiten
- Kontrastive Linguistik, die synchron-vergleichende Untersuchung von Sprachen mit dem Ziel, die spezifischen Unterschiede zwischen meist nur zwei Sprachen herauszuarbeiten
- Varietätenlinguistik, die synchron-vergleichende Untersuchung von Sprachen mit dem Ziel, Unterschiede innerhalb einer Sprache herauszuarbeiten, z. B. verschiedene Dialekte, Soziolekte, Fachsprachen, etc. (man kann die Varietätenlinguistik auch zur Soziolinguistik rechnen)
- Etymologie, Lehre über die Herkunft von Wörtern und ihren Bedeutungen
Allgemeine Sprachwissenschaft
Die Allgemeine Sprachwissenschaft wird auch theoretische Linguistik genannt und widmet sich der Untersuchung von Sprache als abstraktem System, aber auch der Aufstellung von allgemeinen Theorien über Sprache, wobei Letzteres auch von jüngeren Teildisziplinen der Angewandten Sprachwissenschaft, etwa der Soziolinguistik oder Diskursanalyse, versucht wird. Folgende Bereiche gehören zur Allgemeinen Sprachwissenschaft:
- Phonetik, die Lehre über die Sprachlaute
- Phonologie, die Lehre über die Sprachlautsysteme der einzelnen Sprachen
- Morphologie, die Lehre der „Wortbausteine“ und wandelbaren Wortformen
- Morphonologie, untersucht Wortbildung auf phonologischer Ebene
- Lexikologie, die Lehre von den Strukturierungen im Wortschatz
- Semiotik, die Lehre von Zeichen und Symbolen, enthält die Untergebiete: Syntax, Semantik, Pragmatik
- Syntax, die Lehre von Form und Struktur von Sprache
- Semantik, die Lehre von Sinn und Bedeutung von Sprache
- Pragmatik, die Untersuchung der (situationsabhängigen) Handlungen via Sprache
- Grammatiktheorie (vgl. z. B. Generative Grammatik)
- Textlinguistik, die Untersuchung der Struktur, Funktion und Wirkung von Texten und ihren Bestandteilen
- Quantitative Linguistik, die Entwicklung von Sprachgesetzen auf der Grundlage statistischer Erhebungen mit dem Ziel, darauf aufbauend eine Sprachtheorie zu konzipieren
- Graphemik, die Untersuchung von Schrift als Sprachsystem
- Prosodie, die Untersuchung suprasegmentaler Sprachphänomene
Angewandte Sprachwissenschaft
Die Angewandte Sprachwissenschaft ist keineswegs als homogener Teilbereich zu verstehen, vielmehr subsumiert er die Teildisziplinen, die sich nicht nur mit Sprache als abstraktem System befassen, sondern auch Sprache im Zusammenhang mit ihrer „realen“ Umwelt sehen, sei es jetzt in der Psycholinguistik oder Soziolinguistik. Diesem Verständnis von „angewandt“, also applied linguistics, steht die Idee der linguistics applied gegenüber, wie z. B. bei der „Computerlinguistik“ (wo Erkenntnisse der allgemeinen Linguistik in der Informatik eingesetzt werden können), der „Klinischen Linguistik“ (Forschungsergebnisse beeinflussen Therapieformen), der „Sprachlehrforschung“ (Entwicklung von Lehrmaterial) oder der „Schreibforschung und -didaktik“.
Des Weiteren wird mitunter die Psycholinguistik oder die Computerlinguistik der allgemeinen Sprachwissenschaft zugerechnet, weil sie sich der Deskription von Sprache als Teil des Individuums widmet, im Gegensatz zu jenen Disziplinen, die einen Bezug zur Gesellschaft herstellen und dadurch die Verwendung von Sprache erforschen.
Da die Soziolinguistik sowohl Sprache und Gesellschaft, als auch die Mehrsprachigkeit der Gesellschaft untersucht, kann sie auch als Überbegriff für jene Teildisziplinen verwendet werden, die normalerweise als gleichwertig etablierte Bereiche der Angewandten Sprachwissenschaft gelten, z. B. die Sprachlehrforschung oder die Diskursanalyse.
Vor allem aber entscheiden die Strukturen von Universitäten und Instituten darüber, wie die Disziplinen wahrgenommen werden.:
Der Angewandten Sprachwissenschaft werden (zumeist) zugerechnet:
Psycholinguistik/ Sprachpsychologie
- Kognitive Linguistik, die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Sprache und Denken
- Patholinguistik, die Untersuchung von Problemen bei Sprachperzeption, -verarbeitung und -produktion
- Neurolinguistik, die Untersuchung der Verarbeitung von Sprache im Gehirn
- Klinische Linguistik
- Spracherwerbsforschung, die Untersuchung von Erst- und/oder Zweitspracherwerb
- Spracherkennung und Prosodieerkennung mittels Computer
- Künstliche Intelligenz
- Programmiersprachen
- Mensch-Computer-Interaktion
Soziolinguistik/Sprachsoziologie beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Sprache und Gesellschaft, als auch mit der Mehrsprachigkeit von Gesellschaft
- Varietätenlinguistik (man kann die Varietätenlinguistik auch zur vergleichenden Sprachwissenschaft rechnen)
- Standardologie
- Sprachlehr- und -lernforschung, Untersuchung von Sprachunterricht und Lernverhalten von Sprachenlernenden
- Sprach- und Sprachenpolitik, Untersuchung von politischen Rahmenbedingungen für Sprachstandardisierung oder Mehrsprachigkeit
- Spracheinstellungsforschung, Untersuchung von Einstellungen (Meinungen) zu Sprachen und/oder Dialekten
- Interlinguistik, die Untersuchung der internationalen Kommunikation und der Plansprachen
- Medienlinguistik, in erster Linie zur Untersuchung von Mehrsprachigkeit in den Medien, aber auch zur Erfassung medialer Diskurse
- linguistische Gesprächsanalyse, Untersuchung authentischer Kommunikation mittels linguistischer Transkriptionsmethoden
- linguistische Diskursanalyse + kritische Diskursanalyse
- feministische Linguistik
- Genderlinguistik
- Forschung zur linguistischen Relativität: Zusammenhang von Sprache und Weltbild
- Korpuslinguistik
- Ethnolinguistik
- Forensische Linguistik
Bedeutung für die Informationswissenschaft
Informationslinguistik ist eine wissenschaftliche Disziplin zwischen Informationswissenschaft und Computerlinguistik. Sie untersucht die Verarbeitung natürlicher Sprache in und für Informationssysteme. Damit verbunden sind Begriffe wie Indexierung, Dokumentationssprachen, Information Retrieval, Hypertext, Morphologie, Syntax, Semantik, Semiotik, Wissensrepräsentation, Mehrdeutigkeit, Übersetzungswissenschaft oder Maschinelle Übersetzung.
Quellen
- wikipedia.de http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachwissenschaft
- Informationslinguistik (virtuelles Handbuch)http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/infoling/
- Dora Warth, (1999): Einführung in die Linguistik. FTSK, Universität Mainz. http://www.fask.uni-mainz.de/inst/iaspk/Linguistik/Welcome.html